Freinsheim Ehemalige Synagoge: Stadtrat verschiebt Diskussion

Das Haus in der Judengasse wurde zwischen 1846 bis 1894 als Synagoge benutzt.
Das Haus in der Judengasse wurde zwischen 1846 bis 1894 als Synagoge benutzt.

Die Stadtratsmitglieder wollten am Donnerstag doch nicht in einer öffentlichen Sitzung über die ehemalige Synagoge in Freinsheim diskutieren.

Zuvor hatten die politischen Gremien der Stadt über dieses Thema nur hinter verschlossenen Türen diskutiert. Zu der Stadtratssitzung am Donnerstag lag die Beschlussempfehlung von Haupt- und Bauausschuss für den Verkauf des Gebäudes vor.

Die Mehrheitskoalition aus SPD, CDU und FDP beantragte aber zu Beginn der Ratssitzung, den Tagesordnungspunkt „Beratung und Beschluss über Verkauf oder Vermietung der alten Synagoge“ abzusetzen. Man habe in den vergangenen Tagen rund hundert E-Mails übermittelt bekommen, begründete Christian Muly (SPD) den Antrag. Hierzu müsse man zunächst einmal Stellung beziehen. Die Fraktion der Grünen plädierte dafür, nur den Beschluss von der Tagesordnung zu nehmen, nicht aber die Diskussion. Eine öffentliche Beratung zu dem Thema sei dringend notwendig, fand Fraktionssprecher Klaus Schmitz.

Die ehemalige Synagoge in Freinsheim wurde 40 Jahre lang als Sängerheim vom MGV genutzt.
Kommentar

Ehemalige Synagoge: Wirkung unterschätzt

In das Gebäude müsste viel investiert werden

Thomas Rückerl (FWG) unterstütze den Antrag von SPD, CDU und FDP. Eine abschließende Meinungsbildung sei vor dem Hintergrund der vielen Mails innerhalb der FWG-Fraktion nicht möglich gewesen.

Theader-Leiterin Anja Kleinhans möchte aus der alten Synagoge in der Judengasse gerne ein kulturelles Zentrum machen. Dazu müsste die Stadt das Gebäude aber behalten und an Kleinhans weitervermieten. Nach einer groben Kostenschätzung der Verwaltung würde eine Sanierung des Gebäudes, das 40 Jahre lang vom Männergesangverein genutzt wurde, 200.000 Euro kosten. Der Wert des Gebäudes liegt laut einem Gutachten bei aktuell 140.000 Euro.

Zukunftskonferenz angeregt

Kleinhans regte in der Einwohnerfragestunde eine Konferenz zur Zukunft des Gebäudes an. Bei einer solchen Veranstaltung könne sich auch die Politik mit anderen Personen austauschen mit dem Ziel, eine gemeinsame Lösung für das Gebäude zu finden. Man werde diese Anregung in die Gremien einbringen, versprach Bürgermeister Matthias Weber (FWG).

Stellungnahme im nichtöffentlichen Teil

Im anschließenden nichtöffentlichen Teil der Sitzung hat der Stadtrat eine Stellungnahme verabschiedet, in der die Entscheidung, das Thema zunächst zurückzustellen, näher begründet wird. Den Wortlaut der Stellungnahme hat Bürgermeister Matthias Weber am Freitag der RHEINPFALZ übermittelt. „Zunächst sollen offene Fragen zum baulichen Zustand und Kosten einer möglicherweise notwendigen Kernsanierung geklärt werden. Zudem soll die Stellungnahme der Unteren Denkmalbehörde ausgewertet werden, die den vorderen, historischen Teil der Liegenschaft, nicht jedoch den stark sanierungsbedürftigen Anbau aus den 1970er Jahren betrifft“, heißt es darin.

Jüdische Geschichte beleuchten

Außerdem hat der Stadtrat angeregt, die Geschichte der ehemaligen jüdischen Gemeinde in Freinsheim zu beleuchten. In Vorbereitung auf das 1250-jährige Jubiläum Freinsheims im Jahr 2024 „könnte dieser Teil der jüdischen Geschichte aufgearbeitet und zum Beispiel im Rahmen einer Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden“. Es soll geprüft werden, ob es seitens der Bürgerschaft Interesse an einer Arbeitsgruppe gibt, die das Thema bearbeiten möchte.

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