Kaiserslautern Narren stellen OB an den Pranger

In einem wahren Überraschungscoup hat der Karnevalverein Kaiserslautern (KVK) gestern Morgen in seinem Vereinsheim die Macht an sich gerissen, das Stadtoberhaupt in Eisen gelegt und zur Zementierung seines Anspruchs eine mächtige Kanone auffahren lassen. Am „Elften im Elften“ war damit pünktlich um elf Uhr elf die Zeit des närrischen Frohsinns angebrochen.

Unterstützt von seinen wackeren Großen Räten ließ KVK-Präsident Timo Menge nichts anbrennen und setzte sicherheitshalber nicht nur den Oberbürgermeister, sondern auch gleich dessen Herausforderer um die Stadtherrschaft gefangen. Klaus Weichel hätte ahnen können, was auf ihn zukam, als der Präsident in der dekorierten Kalause mit einem „dreifachen „Kalau auf unser Stadtoberhaupt“ nicht etwa ihn, sondern den Pfalzgrafen Johann Casimir (Udo Ringel) hochleben ließ. Er hätte es kommen sehen müssen, weil er den Festsaal nur durch ein Spalier preußischer Soldaten erreicht hatte. So aber ließ er sich, wie die anderen nicht Eingeweihten auch, einlullen von den „Speisbuwe“ und ihrem munteren „Es iss Fassenacht“, schritt mit den Offiziellen zur Erweckung derselben aus den Tiefen des Vorgartens und ahnte auch noch nichts Böses, als er gebeten wurde vorzutreten. Mit den Worten „Kommt, dess missen ehr a noch lerne“ gebot er nonchalant die OB-Kandidaten Nico Welsch (CDU) und Achim Bertram (FDP), an seine Seite zu treten und schon schnappte die Falle zu. Weichel fand sich mit Hals und Händen in den Pranger gespannt, Welsch und Bertram wurden in Handschellen abgeführt. Der Anführer des preußischen Regiments, General Herzog von Braunschweig (Volker Halfmann), trug ihnen vor, was die Stunde geschlagen hatte. Sie hätten „keine Fragen zu stellen, keine Widerreden zu geben, den Anweisungen der Wachmannschaft zu folgen“ und dann „ohne Tritt marsch!“. Sonst erinnert die historische Gruppe im Heimat- und Kulturverein Otterbach mit Soldaten und Marketenderinnen ja an die Schlacht bei Morlautern. Gestern gaben die Mannen und Maiden den passenden Rahmen für die dicke „Friedensberta“, die vor der Kalause eine laut knallende Konfettisalve abfeuerte. „Sie hat uns endlich wieder, die Fassenacht“, jubelte der KVK-Präsident. Begeistert auch, weil die Kanone nach 40 Jahren ihren ersten Schuss für die Fastnacht abfeuern durfte. „Sie ist wieder da, und der Knall kann sich hören lassen; dafür ist sie ja auch gemacht“, freute sich auch Manfred Fitting, der das Prachtstück vor der Verschrottung gerettet hatte. Nach viel geduldig ertragenem Spott drängte es den Oberbürgermeister auf die Bühne der Narrenkalause – ungebeten, wie Menge sich nicht verkneifen konnte zu bemerken. Aber Weichel war bereit, das Bierfässchen anzustechen, tat es dann auch mit einem „Kolbenschlag“ – hatte zuvor aber noch selbst Gereimtes parat. Darin beschied er seinen Kontrahenten, wie er ihre Chancen sieht: „Die FDP kann weiter träumen, ich lass mir noch ein Bierchen schäumen“ und schloss: „Die Weicheln stellt nur einer, euer Klaus und sonst keiner.“ Brausender Applaus, die erste Rakete der Kampagne und die jubelnde Feststellung des KVK-Präsidenten: „Wir haben einen Neuen in der Bütt.“ Bevor nach dem offiziellen der gemütliche Teil der Kampagneneröffnung beginnen konnte, nahm der Verein Volker Dietrich durch Schluckimpfung in den Kreis der Großen Räte auf. Für elf Jahre in selbigem Gremium verlieh Timo Menge an Zeremonienmeister Jürgen Neu die närrische Elf des KVK. (krh)

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