Donnersbergkreis „Man hat sich nicht gekümmert“

In einer Eilentscheidung haben VG-Beauftragter Horst Fiscus und die VG-Beigeordneten eine Gerüsttreppe als provisorischen Flucht- und Rettungsweg am Verwaltungsgebäude in Alsenz anbringen lassen. Anlass war ein Besuch des Brandschutzbeauftragten der Kreisverwaltung, der gleich mehrere Punkte bemängelte. Bei dieser Gelegenheit wurde klar: Seit Jahrzehnten gibt es kein Brandschutzkonzept für das Verwaltungsgebäude. Das soll schnellstmöglich nachgeholt werden.

Am 5. September hatte der Brandschutzbeauftragte der Kreisverwaltung, Christian Rossel, das Alsenzer Verwaltungsgebäude genauer unter die Lupe genommen und mehrere Mängel festgestellt. „Der Hauptmangel war, dass es im dritten Stock keine Möglichkeit gibt, im Falle eines Brandes das Stockwerk zu verlassen“, berichtete Beigeordneter Gerd Kunz (CDU), der VG-Beauftragten Horst Fiscus vertrat. Fiscus habe die Beigeordneten gerufen. Gemeinsam habe man entschieden, kurzfristig eine Gerüsttreppe als provisorischen Notausgang aufstellen zu lassen. Tags darauf stand die Treppe, deren Preis für die ersten vier Wochen 1500 Euro, für jede weitere Woche 75 Euro beträgt. Bei einer Gegenstimme stimmte der Rat der Eilentscheidung nachträglich zu. Mit der Treppe aber sei es nicht getan, informierte Kunz. Das Bauamt fordere ein brandschutzrechtliches Gutachten – das bis Dezember 2017 bei der Kreisverwaltung eingereicht werden müsse. „Wenn es bis dahin nicht vorliegt, könnte es passieren, dass uns der dritte Stock geschlossen wird“, so Kunz, der betont: „Es geht nicht nur um den Notausgang. Es gibt noch weitere Probleme.“ Das Rockenhausener Architekturbüro Karl Kless könne zum Preis von knapp 14.300 Euro ein Brandschutzkonzept erstellen. „Was ist mit dem alten Brandschutzkonzept?“, wollte Winfried Hammerle (Freie Liste) wissen – und erfuhr, dass es bislang gar keines gab. „In der Verwaltung hatte man auch keinen Brandschutzbeauftragten. Man hat sich da nicht so drum gekümmert“, erklärte Kunz. Beigeordneter Dietmar Keller (SPD) fügte an: „Alle Verbandsbürgermeister haben das schleifen lassen.“ Hammerle forderte, dass zunächst eine Gefährdungsbeurteilung vorgenommen werden sollte, aus der hervorgehe, dass ein Flucht- und Rettungswegeplan zu erstellen sei. Es gebe klare Vorgaben, wann ein Flucht- und Rettungskonzept nötig ist. „Diese Notwendigkeit erkenne ich nicht“, sagte Hammerle. Keller hielt dagegen, dass sich beispielsweise in der Bauabteilung Archive befinden – gemeinsam mit Kopierern und Computern, die warmlaufen könnten. Eine Gefährdungsbeurteilung gebe es aber nicht, wie Keller bestätigte. Diese sei, so Hammerle, mit Hilfe eines Computerprogrammes für wenige Hundert statt 14.300 Euro möglich. Auch wollte er wissen, ob die Verwaltungsmitarbeiter, die unter dem Dach sitzen, nicht an einem anderen Ort, etwa in Räumen der Schule, arbeiten könnten. „Wir kommen nicht umhin, so etwas zu machen“, erwiderte Kunz. „Wir sind im Zugzwang.“ Schon in einem Gutachten von 1982 sei auf Mängel im Gebäude hingewiesen worden – jedoch habe sich keiner der VG-Bürgermeister bislang darum bemüht. „Es wurde nie etwas unternommen, weil nichts passiert war. Nun häufen sich die Fälle, und man wird nervös.“ Auch reiche es nicht aus, die Mitarbeiter aus dem dritten Stock zu verlagern – schließlich seien alle Treppen aus Holz. „Das ganze Gebäude ist brandtechnisch nicht in Ordnung. Wir müssen das Gebäude brandsicher machen.“ Man könne mit dem Konzept auch eine Gefährdungsbeurteilung erstellen lassen. Bei zwei Gegenstimmen stimmte der Rat der Auftragsvergabe an das Büro Kless zu.

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