Rheinpfalz Zwei Minuten Duschzeit pro Tag

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In der Eigenbau-Hollywood-Schaukel: Zweibrücker Soldaten.

„Camp Castor“ heißt das Feldlager neben dem Flugplatz der Stadt Gao, das sich Uno-Blauhelme im westafrikanischen Krisenstaat Mali gebaut haben. In den vergangenen sechs Monaten waren dort auch gut 200 Fallschirmjäger aus Zweibrücken stationiert: Soldatenleben in brütender Hitze, mit überschaubarem Freizeitprogramm und knapp bemessener Zeit unter der Brause.

Duschminuten sind die Einheit, in der manche Zweibrücker Fallschirmjäger im „Camp Castor“ die Zeit bis zu ihrer Rückkehr in die Heimat messen. Denn obwohl niemand mit der Stoppuhr danebensteht, weiß jeder Soldat: Pro Tag gebühren ihm nur 120 Sekunden unter der Brause. Dabei wäre das kräftig gechlorte Wasser gar nicht so fürchterlich knapp – und kühlende Berieselung hochwillkommen, denn am Tag steigen die Temperaturen leicht auf um die 45 Grad. „Die Hitze ist für die Soldaten ein ständiger Hammer“, sagt der protestantische Militärpfarrer Bernd Kuchmetzki, der vor ein paar Wochen seinen katholischen Kollegen aus Saarlouis als Seelsorger in diesem Außenposten abgelöst hat. „In Afghanistan mag es zeitweise auch heiß sein, aber dort wird es wenigstens nachts kühl. Manche sagen deshalb: Lieber ein paar Mal Afghanistan als ein Mal Gao.“ Also landen in der Rettungsstation des Lagers immer wieder mal Soldaten, die kollabiert sind. Doch Westafrika hält noch mehr böse Überraschungen bereit. Da sind zum Beispiel Dornen, die nicht nur die Haut aufritzen, sondern auch gleich böse Schwellungen verursachen. Außerdem lauert gefährliches Getier im sandigen Boden: Vipern zum Beispiel, die so giftig sind, dass selbst ein Gegengift keine Überlebensgarantie bedeutet. Immerhin: Von wirklich bedrohlichen Biss- und Stichattacken sind die gut 200 Zweibrücker Soldaten verschont geblieben, die seit Mai als Uno-Blauhelme hier stationiert sind. Und auch Anschläge sind ausgeblieben, versteckte Sprengsätze explodieren derzeit eher in anderen Landesteilen. Vorsichtig bleibt die Bundeswehr trotzdem. Ihr Feldlager neben dem Flughafen der 90 000-Einwohner-Stadt Gao verlassen die Soldaten nur in dienstlicher Mission: bewaffnet, mit schweren Schutzwesten und in gepanzerten Fahrzeugen. Außerdem wird vorab nachgerechnet, wie lange es dauert, bis sie im Ernstfall medizinisch versorgt werden könnten. Wird die Entfernung zu groß, kommt ein Arzt mit. Bei geringeren Distanzen sind Retter wie der 26-jährige Oberfeldwebel und Notfallsanitäter Marc E. dabei. Oder der Stabsunteroffizier Alexander M. (27) aus Landau.

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Ausgebildeter Notfallsanitäter: Oberfeldwebel Marc E.
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»Role 1«: Sanitätsstation für die notfallmedizinische Erstversorgung.
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Im Innenhof der Sanitätsstation.
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Bitte Disziplin: Türschild in der Sanitätsstation.
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Fährt einen gepanzerten Krankenwagen: Stabsunteroffizier Alexander M. aus Landau.
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Fährt einen gepanzerten Krankenwagen: Stabsunteroffizier Alexander M. aus Landau.
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Nur für Botengänge: Sanitäter-Fahrrad.
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Im Schockraum der Krankenstation.
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Wartebereich der Krankenstation.
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Als Krankenwagen ausgestattet: ein Fuchs-Transportpanzer.
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Ausgebildeter Notfallsanitäter: Oberfeldwebel Marc E.
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