Rheinland-Pfalz Friede, Freude, Fleischkäse

Brigadegeneral Richard Moore bei der Schlacht am Buffet.
Brigadegeneral Richard Moore bei der Schlacht am Buffet.

Sie genießt Kultstatus, bei amerikanischen Soldaten wie bei Zivilangestellten: die deutsche Kantine auf der Airbase in Ramstein. Nach einer mehrmonatigen Umbauphase feierten die neuen Betreiber und die US Airforce gestern die Wiedereröffnung. Wer schon mal mit Amerikanern zu tun hatte, weiß, dass sie zumeist extrem freundliche Menschen sind. Ihre Worte überschlagen sich bisweilen in einer Höflichkeit, die dem Gegenüber fast schon peinlich wird. Die Amerikaner lieben aber nicht nur große Worte, sondern auch große Gesten. Da ähnelt die Eröffnung eines Restaurants mit 130 Plätzen schon mal einem Staatsakt. Mit einer goldenen (!) Schere, deren Ausmaße die deutschen Pendants problemlos in den Schatten stellen, die normalerweise zur Eröffnung von Autobahnen oder Schulen gezückt werden, feierten die Verantwortlichen gestern die Wiedereröffnung der „German Canteen“. Sie gehört zweifelsohne zu den Einrichtungen, ohne die die Airbase für Viele kaum denkbar wäre. Ihre Geschichte reicht bis 1954. In den Anfangsjahren lieferte noch die Großmutter des heutigen Ramsteiner Bürgermeisters das Fleisch aus ihrer Metzgerei an die Kantine. Ende vergangenen Jahres drohte dieser Institution der deutsch-amerikanischen Völkerverständigung das Aus. Die damalige Pächterin verabschiedete sich nach über 40 (!) Jahren in den Ruhestand. Weil das Gebäude sowie das Interieur zuletzt doch arg in die Jahre gekommen waren, pausierte das Geschäft ein paar Monate. Umbauarbeiten standen an. Von außen gleicht das Gebäude 2400 den anderen praktischen, aber nicht unbedingt hübschen einstöckigen Zweckbauten auf der Airbase. Lediglich das alte BBK-Logo über der Tür, das an die längst vergangene Zeit erinnert, in der in Kaiserslautern Bier gebraut wurde, verweist auf die Deutsche Kantine. Innen wirkt es dann schon adretter. Dunkle Holzstühle mit schwarzem Leder stehen an Holztischen. Darauf befinden sich nicht nur die obligatorischen Pfeffer- und Salzstreuer, sondern auch kleine Vasen mit künstlichen Blumen. Bei der gestrigen Eröffnungsfeier wurden die Besucher zudem vom Band mit „volkstümlicher Hüttengaudi“ beschallt. Auf den mit wummernden Bässen hinterlegten „Zillertaler Hochzeitsmarsch“ folgten die „lustigen Holzhackerbuam“ – Humba-Humba-Täterä. Das ist für viele Amerikaner wahrscheinlich genauso typisch deutsch, wie viele von uns bei den USA zunächst an Cowboys, Burger und Hotdogs denken. Die neuen Betreiber führten zuletzt ein Restaurant in Zweibrücken. Sie wagen das Kontrastprogramm zum allgegenwärtigen Fast Food auf dem US-Luftwaffenstützpunkt und setzen auf Hausmannskost. Gebackener Fleischkäse mit Spiegelei findet sich etwa auf der Speisekarte. Die komplette Schnitzelpalette und mehr wollen die Gastronomen künftig servieren. Das Angebot richtet sich an die gesamte „Ramstein-Family“. Und genau als neuen Teil dieser Sippe begrüßte Brigadegeneral Richard Moore gestern die neuen Pächter. Wie es sich für einen US-amerikanischen Ein-Sterne-General gehört, fand er hochtrabende und gleichermaßen kurzweilige Worte, um sie willkommen zu heißen. Zwar wurde auf das Abspielen der deutschen und amerikanischen Nationalhymne verzichtet, aber das tat der Feier keinen Abbruch. Zugegeben: Für außenstehende wirkt das Zeremoniell bei Veranstaltungen des US-Militärs bisweilen befremdlich. Und: Ob es wirklich eine übergroße goldene Schere gebraucht hätte, um ein Band durchzuschneiden, sei dahin gestellt. Aber eines war spürbar: Die knapp 100 Gäste, darunter etliche Deutsche, freuten sich, dass sie ihre Deutsche Kantine wieder haben.

Das alte BBK-Logo ziert den Eingang der Deutschen Kantine.
Das alte BBK-Logo ziert den Eingang der Deutschen Kantine.
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