Pfalz Speyer: Bernhard Vogel wird 85

Bernhard Vogel wird am 19. Dezember 85 Jahre alt. Foto: dpa/Kumm
Bernhard Vogel wird am 19. Dezember 85 Jahre alt.

Bernhard Vogel ist ein Rekord-Regent. Der CDU-Politiker ist der einzige Ministerpräsident, der je ein Land in West- und in Ostdeutschland regiert hat. Und: So lange wie er stand kein anderer in Deutschland an der Spitze von Landesregierungen.

23 Regierungsjahre in Ost und West



Am 19. Dezember wird der gebürtige Göttinger 85 Jahre alt. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bescheinigte ihm schon vor einigen Jahren „historische Einmaligkeit“.Legendär ist sein Satz „Gott schütze Rheinland-Pfalz“. Mit diesen Worten verabschiedete sich Vogel 1988 schweren Herzens von seinem Bundesland, nachdem er in der CDU Rheinland-Pfalz einen offenen Machtkampf verloren hatte. Rund zwölf Jahre hatte Vogel an Rhein und Mosel regiert. Nach dreijähriger Pause war er dann noch mehr als elf Jahre Ministerpräsident in Thüringen. So kamen 23 Jahre Regierungszeit in West und Ost zusammen.

Kohl holte Vogel nach Mainz



Die ersten politischen Schritte machte Vogel 1963 im Stadtrat in Heidelberg. Helmut Kohl holte Vogel nach Mainz. 1976 wurde er Regierungschef in Rheinland-Pfalz und folgte Kohl. In seine Regierungszeit fiel der Start des privaten Rundfunks 1984. Nach Jahren mit absoluter Mehrheit für die CDU musste Vogel von 1987 an mit der FDP regieren. Ein Jahr später unterlag er Hans-Otto Wilhelm bei der Wahl der CDU-Spitze und trat im Streit um die Trennung von Landesvorsitz und Ministerpräsidentenamt auch als Regierungschef zurück.

In Thüringen unumstritten



Nach dem politischen Erdbeben wurde er 1989 Vorsitzender der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung. Sein Motto „Was auch immer du tust, tu es klug und bedenke das Ende“ hat er stets als Leitfaden gesehen. Für die Aufgabe in Thüringen stellte er das Motto zurück: Ohne Zahnbürste oder frisches Hemd kam Vogel 1992 nach Erfurt. Bei einem Termin in München hatte ihn Kanzler Kohl angerufen und gefragt, ob er das Amt übernehme. Vogel folgte dem glücklosen Josef Duchac als Thüringer Ministerpräsident und war unumstritten.

Vorwurf der „Arroganz der Macht“



1995 schied er vorerst als Stiftungsvorsitzender aus. Als Landesvater war Vogel beliebt und vermittelte den Thüringern Selbstbewusstsein. Zuerst regierte er mit der FDP, dann mit der SPD, dann mit absoluter Mehrheit – eine Krönung seiner Laufbahn. Die Opposition aus PDS und SPD warf der CDU „Arroganz der Macht“ vor. Zunächst übergab er das Zepter des CDU-Landeschefs an Kronprinz Dieter Althaus, der ihm 2003 auch an der Spitze der Regierung folgte. Vogel wurde danach auch als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten gehandelt. „Man muss mit mir rechnen“, sagte er 2003.

Ehrenvorsitz der Adenauer-Stiftung



Zwei Jahre vorher war er wieder Chef der Adenauer-Stiftung geworden, das blieb er bis 2009 und ist seit 2010 Ehrenvorsitzender. Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner bezeichnete Bernhard Vogel als einzigartig. Er sei ein sehr erfolgreicher politischer Macher mit enormer Integrationskraft und großem Weitblick, würdigte die rheinland-pfälzische CDU-Chefin ihn. „Sein Wirken hat Rheinland-Pfalz und Thüringen entscheidend geprägt. Dabei hat ihm die Bildungspolitik immer besonders am Herzen gelegen.“

Bei heiklen Fragen abwartend



Die Gründungen der Unis Trier und Kaiserslautern gingen auf ihn zurück. Der promovierte Politologe sucht das Verbindende und gilt als Diplomat. Im Gegensatz zu seinem Bruder, dem früheren SPD-Chef Hans-Jochen Vogel, zeigt er sich eher abwartend und äußert sich lieber indirekt zu heiklen Fragen.

Ein ewiger Junggeselle



Vogel, der als ewiger Junggeselle gilt, lebt in Speyer. Er ist noch auf vielen Terminen zu sehen, zum Beispiel bei der Beerdigung von Kohl in diesem Jahr. Vogel meldet sich auch immer wieder zu Wort. Als Union, FDP und Grüne vor einigen Wochen eine Jamaika-Koalition ausloteten, rief er sie auf, Einzelinteressen zurückzustellen. «Vor allem sollten alle sich von der gemeinsamen Verantwortung leiten lassen, dass die Bundesrepublik Deutschland eine stabile, handlungsfähige Regierung braucht.» Seinen Geburtstag verbringt Vogel nach dem Rummel vor fünf Jahren diesmal entspannt im Ausland. Wo genau, das hält er geheim.

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