MUSIKFESTIVAL Schwetzinger SWR Festspiele

Grenzgänger: Programm „Jardins migrateurs“ mit dem Ensemble Constantinople (Sa 30.4., 21.30 Uhr).
Grenzgänger: Programm »Jardins migrateurs« mit dem Ensemble Constantinople (Sa 30.4., 21.30 Uhr).

Arkadien ist das Leitmotiv der Schwetzinger SWR Festspiele. Diese sind von 29. April bis 28. Mai im Schwetzinger Schloss zu erleben.

Arkadien – das war für empfindsame Schöngeister von der Renaissance bis zur Goethe-Zeit das gelobte Land. Kein realer Sehnsuchtsort, sondern ein imaginärer: eine utopische, durch antike Schäferdichtung inspirierte Ideallandschaft, in der musisch begabte Hirten im Einklang mit der Natur lebten, flöteten und liebten.

Arkadien im Schwetzinger Schlossgarten

Carl Theodor, Kurfürst von der Pfalz, hatte Arkadien vor der Mannheimer Haustür: manifestiert im Park seiner Schwetzinger Sommerresidenz, wo Arion, der mythische Sänger, und Pan, Arkadiens bocksbeiniger Schutzgott, den Ton angeben. An diesem Leitmotiv ihres Austragungsorts orientieren die Schwetzinger SWR Festspiele das Programm ihrer 70. Ausgabe. Wobei Heike Hoffmann, künstlerische Leiterin des Festivals, betont, dass der Topos von Arkadien noch heute Relevanz besitzt: „Dass der Mensch nur im Einklang und im respektvollen Umgang mit der Natur sich entwickeln kann, ist ein durchaus moderner ökologischer Gedanke. Und ein zweites arkadisches Prinzip ist mir wichtig: die Idee eines demokratischen und hierarchiefreien Denkraums“, erläutert Hoffmann den diesjährigen Leitgedanken der Festspiele.

40 Konzerte und Aufführungen geplant

Hörbar machen ihn die gut 40 Konzerte und Aufführungen auf mannigfaltige Weise. Wenn etwa der israelische Mandolinenvirtuose Avi Avital und der sizilianische Cellist und Komponist Giovanni Sollima in der Orangerie ihre „Wurzeln“ zwischen Frescobaldi und der traditionellen Musik des Mittelmeerraums verorten, dann weckt das garantiert Sehnsucht nach dem Süden (Fr 6.5., 21.30 Uhr). Sopranistin Christina Landshamer, Klarinettist Ib Hausmann und das Amatis-Trio lassen das Arkadische zwischen Pastorale und Nachtstück oszillieren – mit Schuberts Kantate „Der Hirt auf dem Felsen“, seinem Notturno in Es-Dur, Schostakowitschs Blok-Romanzen und Liszts „Tristia“ (Do 19.5., 19.30 Uhr). An die 1690 in Rom gegründete „Accademia dell’ Arcadia“, in der sich Dichter und Musiker zum künstlerischen Austausch zusammenfanden, erinnern das Concerto Italiano (Sa 7.5., 19.30 Uhr) und das Ensemble 1700 (So 8.5., 19.30 Uhr). Eine Kostprobe von dem, was zu Carl Theodors Zeit, also um 1760/70, in Mannheim und Schwetzingen erklang, liefern unter anderem das Neue Mannheimer Orchester und die Sängerin Elisabeth Hetherington (Sa 30.4., 19.30 Uhr).

Zwei Operninszenierungen

Auch „L’Isola d’Alcina“, eine der beiden diesjährigen Operninszenierungen, wurde schon einmal in Schwetzingen gegeben: anno 1773. Die Komische Oper von Giuseppe Gazzaniga lässt einen Franzosen, einen Engländer, einen Italiener, einen Spanier und einen Deutschen auf Alcinas Zauberinsel stranden. Was nicht nur Anlass zu einem witzigen Spiel mit Nationalklischees gibt: Vor allem wird hier der Mythos von der alterslos schönen, Männer behexenden Fee vor dem Horizont der Aufklärung auf amüsante Weise demontiert (Premiere: Do 12.5., 19 Uhr).

Utopisches Moment des Arkadien-Themas

Das utopische Moment des Arkadien-Themas klingt von 29.4. bis 2.5. in der Uraufführungsoper an: In Johannes Kalitzkes Musiktheaterstück „Kapitän Nemos Bibliothek“, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Per Olov Enquist, wird ein fiktiver Raum – eine Bibliothek in einem U-Boot – zum „Rückzugsort“ für einen geschundenen Menschen.

Als „Artists in Residence“ treten außerdem die Geigerin Isabelle Faust und der Pianist Alexander Melnikov mehrfach in Erscheinung.

Schwetzinger SWR Festspiele: 29.4. bis 28.5., Schwetzinger Schloss, Karten: 07221 300100, eventim.de

Auch sie in Arkadien: Christina Landshamer.
Auch sie in Arkadien: Christina Landshamer.
Mit Mandoline auf Erfolgskurs: Avi Avital.
Mit Mandoline auf Erfolgskurs: Avi Avital.
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