Medienkunst Boris-Eldagsen-Retrospektive in Pirmasens: Kreativität und Künstliche Intelligenz

„The End of Knowledge“, Teil der Installation „Rabbit Hole“, in der Eldagsen mit Tanvir Taolad arbeitete.
»The End of Knowledge«, Teil der Installation »Rabbit Hole«, in der Eldagsen mit Tanvir Taolad arbeitete.

Letztes Jahr machte Boris Eldagsen mit seiner Ablehnung des Sony World Photography Award weltweit Schlagzeilen. In Pirmasens, seiner Geburtsstadt, ist jetzt eine Werkschau des Fotomedia-Künstlers zu sehen.

Boris Eldagsen schlug eine besondere Ehrung aus: den renommierten Sony World Photography Award ab. Seine Begründung: Das prämierte Bild „Electrician“ sei mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (KI) generiert und gezielt eingereicht worden, um eine Debatte über das Verhältnis zwischen KI-generierten Bildern und Fotografie zu initiieren.

Das Kulturzentrum Alte Post zeigt diesen Querschnitt seines Schaffens unter dem Titel „Boris Eldagsen – Zurück in die Zukunft: Retrospektive 1988-2023“. Der Bogen reicht von den Anfängen über die letzten 30 Jahre, umfasst auch Video und Installationen. Dazu kommen Beispiele für Kooperationen sowie eine Auswahl KI-generierter Bilder, deren Produktionsprozess als „Promptografie“ bezeichnet wird. Federführend ist der Kunstverein Kunst & Kultur Pirmasens. Eingebunden ist ein Vortrag, den Boris Eldagsen (So 11. 2., 15 Uhr) in der Alten Post halten wird über Künstliche Intelligenz und ihre Gefahren und Chancen. Titel: „Wie kreativ ist Künstliche Intelligenz? Ein Fazit nach 1,5 Jahren Praxis.“

Schauspielerin Sandra Hüller in Szene gesetzt

Die Retrospektive zu Eldagsens Schaffen über die vergangenen 35 Jahre hinweg lässt sich in verschiedene Abschnitte einteilen. Zum einen zeigt der Künstler eine Reihe von Zeichnungen und Fotos aus seiner frühen Pirmasenser Zeit. Kennzeichnend für seine nachfolgenden fotografischen Arbeiten ist ihre visuelle Poesie, bei der sich Attribute von Fotografie, Malerei, Theater und Film vereinen. Fester Teil von Eldagsens Werk sind zudem gemeinsame Projekte mit anderen Kunstschaffenden.

So arbeitete er für die Fotomedieninstallation „The Rabbit Hole“ mit dem in Dhaka lebenden Künstler Tanvir Taolad zusammen. In „Oracle“ wiederum verwandeln Boris+Natascha mit Hilfe von handgefertigtem Mulberry-Goldpapier die Grabsteine berühmter Toter wie etwa Max Ernst, Oscar Wilde oder Edith Piaf in zeitgenössische Orakel. Gezeigt werden zudem Beispiele der Reihen „The Promise“ und „The Message“, für die Boris Eldagsen die unlängst Oscar-nominierte Schauspielerin Sandra Hüller in Szene gesetzt hat.

Bilder aus der Reihe „Pseudemnesia“

Zu den bekanntesten Arbeiten des heute in Berlin lebenden Künstlers gehören sicherlich seine KI-generierten Bilder. Unter Verwendung von echten Fotos und deren Veränderung mit KI entstehen so Schwarz-Weiß-Bilder, die an die 1940er Jahre erinnern. In Pirmasens zeigt Eldagsen aus dieser Kategorie Bilder der Reihe „Pseudemnesia“, zu der auch „The Electrician“ gehört.

Boris Eldagsen wurde 1970 in Pirmasens geboren, studierte Kunst in Mainz, Prag und Hyderabad sowie Philosophie an den Universitäten von Köln und Mainz. Als Photomedia-Künstler stellte er seit 2000 in internationalen Institutionen und auf Festivals aus. Als freiberuflicher Stratege und Ideengeber arbeitete er auch für Werbe- und Marketingagenturen. Seit 2004 unterrichtet er an Kunsthochschulen in Australien, Asien und Europa und bietet Workshops an.

Eine ausführliche Besprechung der Ausstellung finden Sie hier.

 

Boris Eldagsen – Zurück in die Zukunft: Retrospektive 1988-2023: Forum Alte Post, Pirmasens, 10.2.-7.4.; Vernissage Fr 9.2., 19 Uhr, geöffnet Mi-So 10-17 Uhr

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„Temptation“ aus der mit KI-Einsatz geschaffenen Reihe „Pseudomnesia“.
»Temptation« aus der mit KI-Einsatz geschaffenen Reihe »Pseudomnesia«.
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