Neues Aus der Redaktion „Vunn de Lung uff die Zung“

RHEINPFALZ-Chefredakteur Michael Garthe hat zwei weitere Redaktionsleiter verabschiedet.
RHEINPFALZ-Chefredakteur Michael Garthe hat zwei weitere Redaktionsleiter verabschiedet.

Wieder gehen zwei Lokalchefs in Ruhestand. Gedanken darüber, ob Redaktionsleiter in der Stadt wohnen sollen, in der sie arbeiten. Von Chefredakteur Michael Garthe

Es ist schon seltsam: Da kann man zwei Kollegen, mit denen man den größten Teil seines Berufslebens zusammenarbeitet, nur im kleinsten Kreis und unter Wahrung aller Hygiene- und Abstandsregeln verabschieden, obwohl man sich doch gerne mal auf die Schulter klopfen, sich umarmen würde. Der Reigen der zu verabschiedenden Redaktionsmitglieder ging jedenfalls dieser Tage weiter.

In Pirmasens habe ich diese Woche Peter Rojan in die passive Phase seiner Altersteilzeit verabschiedet. Peter Rojan war 22 Jahre lang Chef unserer „Pirmasenser Rundschau“. Er ist das beste Beispiel dafür, dass auch Saarländer in der Pfalz etwas werden können. Zu seiner Ehrenrettung ist allerdings hinzuzufügen, dass er Saarpfälzer aus Homburg ist und seit langem mit seiner Familie im pfälzischen Waldmohr lebt. Er war abwechselnd Redakteur in Pirmasens und Zweibrücken, dort auch unser Korrespondent für das Saarland. 1998 beriefen wir ihn zum Lokalchef in Pirmasens. Vier Oberbürgermeister hat Peter Rojan dort in seiner Zeit kommen und gehen sehen. Er hat den zähen Widerstand der Stadt und ihrer Bewohner gegen den wirtschaftlichen Bedeutungsverlust und gegen die Abwanderung der Menschen aus der Region beschrieben. Er hat den Ausbau der B 10 befürwortet, den Mutigen in der Stadtentwicklung in seinen Meinungsbeiträgen zugesprochen. Und: Er mag die Pirmasenser wegen ihrer Offenheit. „Vunn de Lung uff die Zung“, so beschrieb Peter Rojan in seiner Abschiedskolumne, dass die Pirmasenser sagen, was sie denken.

Gleich drei Führungsjobs

Eine Woche zuvor haben wir Stefan Keller, den Leiter der Lokalredaktion in Speyer, dort in die passive Phase seiner Altersteilzeit verabschiedet. 31 Jahre war er in unseren Reihen, davon 28 Jahre als Führungskraft – und zwar in drei verschiedenen Lokalredaktionen: Von 1994 bis 2000 leitete Stefan Keller unsere „Germersheimer Rundschau“, 2000 bis 2009 war er Chef unserer Ludwigshafener Lokalausgabe. Seither führt er die Lokalredaktion in Speyer, seiner Heimatstadt, vor deren Toren, in Harthausen, er mit seiner Familie lebt. Die Liebe zur Domstadt hielt ihn nicht davon ab, das Geschehen und die politische Entwicklung dort stets kritisch zu begleiten. Stefan Keller machte die „Speyerer Rundschau“ zu einer der meinungsfreudigsten Lokalausgaben der RHEINPFALZ . Sein Team erfuhr viele Wechsel, aber immer wieder gelang es ihm, eine starke Truppe zu formen. Belohnt wurde das mit einer stabilen Auflage von 13.000 verkauften Exemplaren täglich.

Es besteht kein Zweifel: Stefan Keller hätte auch die „Pirmasenser Rundschau“ führen können und Peter Rojan die „Speyerer Rundschau“. Denn beide beherrschen das journalistische Handwerk vorbildlich und haben die notwendige Führungskompetenz. Und doch ist besondere Heimatkenntnis durch kaum etwas zu ersetzen und richtig verstandene Heimatliebe ist kein Nachteil für kritischen Journalismus.

Der Wohnort und der Journalismus

Immer wieder haben wir in der Chefredaktion darüber nachgedacht, ob es eine Residenzpflicht für die Leitungen der Lokalredaktionen geben soll, ob also Lokalchefs in den Städten leben sollen, in denen sie arbeiten. Wir haben uns gegen diese Pflicht entschieden. Denn dem Vorteil, sich vor Ort aus eigenem Erleben gut auszukennen, steht der Nachteil gegenüber, bei manchen Problemen und Entscheidungen befangen zu sein, weil die eigene Familie davon betroffen ist. Die Leiterinnen und Leiter unserer 13 Lokalredaktionen sind in den Städten und Kreisen aus denen und für die sie schreiben, bekannt wie „bunte Hunde“. Das wirkt sich dann in ihrer Freizeit manchmal negativ aus. So manche bevorzugen es schon aus diesem Grund, nicht in der Stadt zu leben, in der sie arbeiten. Peter Rojan und Stefan Keller haben eine gute Mischung aus den Vor- und Nachteilen gefunden. Sie leben nicht, wo sie arbeiten, aber doch nicht so weit davon entfernt.

Mit dem Abschied von Peter Rojan und Stefan Keller geht der Generationenwechsel in der Redaktion weiter. Andreas Ganter stammt aus dem Kreis Kusel, ist 38 Jahre jung, lebt mit seiner Familie im saarpfälzischen Kirkel, übernimmt am 1. Februar die Leitung unserer „Pirmasenser Rundschau“. Patrick Seiler aus Neustadt, 44 Jahre jung, ist seit 2011 stellvertretender Leiter der „Speyerer Rundschau“ und wird diese kommissarisch leiten, bis das Bewerbungsverfahren für die Nachfolge von Stefan Keller ordnungsgemäß abgeschlossen ist.

Leitete die Pirmasenser Lokalredaktion der RHEINPFALZ: Peter Rojan.
Leitete die Pirmasenser Lokalredaktion der RHEINPFALZ: Peter Rojan.
Leitete die Lokalredaktionen in Germersheim, Ludwigshafen und Speyer: Stefan Keller.
Leitete die Lokalredaktionen in Germersheim, Ludwigshafen und Speyer: Stefan Keller.
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