Rheinpfalz Xhaka und Xhaka schreiben EM-Geschichte

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LENS. Zum ersten Bruderduell der EM-Geschichte kommt es heute Nachmittag ab 15 Uhr in Lens: Schweiz gegen Albanien. Granit Xhaka gegen Taulant Xhaka.

Wenn Granit Xhaka über seinen 45-Millionen-Euro-Wechsel von Borussia Mönchengladbach zu Arsenal London redet, hält er sich bedeckt: „Ich bin stolz, zu Arsenal zu wechseln. Doch im Moment habe ich nur die EM im Kopf.“ Dann redet er über die EM. Prompt bläst er die Backen auf. Kopfschütteln, ehe er das sagt, was ihn permanent beschäftigt – das Duell mit Albanien und seinem Bruder: „Gewünscht“, sagt der Schweizer Nationalspieler, „habe ich mir das überhaupt nicht. Ganz und gar nicht!“ Der Ex-Kapitän der Gladbacher betont, es sei „ein ganz spezielles Spiel. Aber: Es ist nun mal so. Wir können es nicht ändern. Taulant und ich sind Profis genug, um es für ein paar Stunden auszublenden, dass wir Brüder sind.“ Obwohl sie nicht nur Brüder seien, „sondern auch die absolut besten Freunde, bei uns gibt es nullkommanull Prozent Neid“. Einst standen sie beide beim FC Basel in ihrer Geburtsstadt unter Vertrag. Während Granit für die Schweiz spielt, entschied sich Taulant für die Auswahl Albaniens. Der Grund? Niemand vom Schweizer Verband hat sich bei ihm gemeldet, obwohl er für die U21 der Eidgenossen aktiv war. Daher rackert er nun für Albanien, die Heimat seiner Eltern. Lange stand der immer noch für Basel spielende Taulant, obwohl mit 25 Jahren der Ältere, im Schatten des jüngeren Bruders. „Granit hat mehr Talent“, bekennt „Tauli“. Aber Granit war auch professioneller. „Ich war immer der Lausbub“, sagt Taulant und meint: Nicht immer sehr seriös... Das kommentiert Granit – ein kampfstarker und kreativer Mittelfeldspieler, der absolute Führungsqualitäten hat und in der Bundesliga für Furore sorgte – nicht. Im Gegenteil: „Was Taulant sagt, ist Gesetz. Er ist älter, ihm widerspreche ich nicht.“ Granit traut seinem Bruder viel zu. „Ich habe den Sprung nach oben etwas früher als er geschafft. Aber Tauli hat viel Potenzial, er ist auf einem sehr guten Weg. Ich bin überzeugt, dass er sich weiter toll entwickelt.“ Taulant hat den Spitznamen „Pitbull“. Er ist ein knallharter Kämpfer. Ob in der Innenverteidigung, ob rechts in der Kette oder im Mittelfeld. Er scheut kein Duell – er sucht und liebt die Zweikämpfe. So, ohne Rücksicht, will er auch heute gegen Bruder Granit agieren. „Ich werde bei keinem Zweikampf gegen Granit zurückziehen. Ich will, dass Albanien gewinnt. Egal, ob es gegen meinen Bruder geht.“ Dass der 23-jährige Granit das anders sieht, ist logisch: „Unsere Chancen sind enorm groß, aber das wird ein ganz, ganz schweres Spiel.“ Die Albaner hätten eine tolle Truppe, mit einer guten Mischung. „Junge und erfahrene Spieler sind da dabei. Viele haben internationale Erfahrung. Albanien ist ein unbequemer und starker Gegner. Die zu unterschätzen wäre schlecht, ganz schlecht. Überhaupt: Wir als Schweizer dürfen niemanden unterschätzen“, mahnt Granit. In einem sind sich beide einig: „Für unsere Eltern ist das alles andere als einfach.“ Dann wird der clevere Profi Granit nachdenklich: „Vielleicht geht aber auch irgendwo ein Traum für die Familie in Erfüllung.“ Dazu passt Papa Ragip Xhakas Aussage: „Meine Frau Eli und ich sind die stolzesten Eltern der Welt. Wir könnten die ganze Welt umarmen.“ Ragip, der einst Landwirtschaftstechnik in Pristina studierte, sagt lachend: „Ich bin froh, dass ich zwei Daumen habe. Ich drücke für jeden einen. Meine Söhne spielen gegeneinander, aber am Schluss kann ich ganz bestimmt jubeln. Ich bin nie bei den Verlierern.“

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