Rheinpfalz Wurstmarkt mitten in Amerika

Die just eröffnete Ausstellung „Auswanderung aus unserer Region“ im Museum im Westrich zeigt es überdeutlich: Die Pfalz war ein klassisches Auswanderungsgebiet. Die Pfälzer verteidigen in der Ferne hartnäckig ihre Sprache, ihre Sitten, ihre Musik. Und der Pfälzer lässt sich meist im „Rudel“ auf fremdem Boden nieder.

Im 18. Jahrhundert wollten viele einfach nur noch weg. Die Zeiten waren schlecht. Ohne Arbeit, ohne Brot, ohne Zukunft war Amerika das verlockende Ziel. Die erste große Welle des Abschiednehmens begann 1709. Dampfschiffe kannten die ersten Auswanderer nicht. Sie nahmen eine „Segeltour“ auf sich, die zwischen 20 und 40 Wochen dauern konnte. Entsetzlich beengte und unsägliche hygienische und gesundheitsschädigende Zustände sind überliefert. „Die aktuelle Lage ist mit ein Grund für die Ausstellung im Museum im Westrich“, spricht Evelin Weiß, die verantwortliche Historikerin, die heutigen Flüchtlingsströme aus Afrika an. In Zusammenarbeit mit dem Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde, mit Hilfe von Nachkommen früherer Auswanderer und der Leihgabe des Auswanderermuseums Oberalben hat sie eine kleine, feine, aber sehr aussagekräftige Ausstellung kreiert, die im 18. Jahrhundert beginnt und im 20. Jahrhundert mit den deutschen „Frauleins“, die der Liebe wegen mit Soldaten nach Amerika gingen, kein Ende findet. Zu sehen sind alte Überseekoffer, sehnsuchtsvolle Briefe, eindrucksvolle Fotos. All das zeichnet das Bild des Pfälzers, der sich in der Fremde seine Wurzeln bewahrt. Die ausgestellte Wochenzeitung „Der Pfälzer in Amerika“ berichtet vom Wurstmarkt mitten in Amerika und informiert, was daheim in der Pfalz so geschieht. Pfälzer, die im 19. Jahrhundert nach Brasilien gingen, haben ihre Spuren bis heute hinterlassen. Ein Auswanderer schreibt an seinen Vetter nach Kottweiler-Schwanden, dass sein Land aus Urwald besteht, daneben einer aus Steinwenden das Land bebaut, ein Miesenbacher und ein Spesbacher sich anreihen, die Kirche gebaut sei und die Kinder sich wohlfühlen. „Die Briefe sind eine große Quelle für unsere Forschung“, sagt Roland Paul, Direktor am Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde, und zitiert aus Briefen von Klagen über Missernten oder der Beschwerde, dass es in Amerika keinen Roggen gibt: „Es gibt nix als Weißbrot!“ Auch von großem Durst auf der langen Schiffsüberfahrt liest Paul den vielen Interessierten vor, die zur Ausstellungseröffnung gekommen sind. Klaus Layes, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Ramstein-Miesenbach, zeigte sich dankbar für die Ausstellung. „Die Wanderbewegung von früher findet sich doch aktuell heute wieder“, so Layes, der darauf setzt, dass gerade viele Schulen den Weg ins Museum im Westrich finden „Wer hier erfährt, wie es den eigenen Vorfahren ergangen ist, wird den Zuwanderern anders begegnen!“, lautet seine Hoffnung. (thea) Info Das Museum im Westrich ist von montags bis freitags von 8.30 bis 13 Uhr und von 13.30 bis 16.30 Uhr, donnerstags bis 18 Uhr geöffnet. Sonn- und feiertags von 14 bis 17 Uhr. Die Ausstellung „Hier hat man ein viel besseres Leben…Auswanderung aus unserer Region“ läuft bis Ende September.

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