Rheinpfalz Wenn die Pumpe mit dem Handy spricht

Ein bisschen Sport muss sein: Mit Aufwärmspielen werden im Mannheimer Business Innovation Lab morgens Kreislauf und Hirnzellen i
Ein bisschen Sport muss sein: Mit Aufwärmspielen werden im Mannheimer Business Innovation Lab morgens Kreislauf und Hirnzellen in Schwung gebracht.

«Mannheim/Frankenthal.» Was Digitalisierung an Vorteilen bringen kann, erläutert Thomas Paulus, Programmleiter bei KSB für diesen Bereich und Chef des Innovation Labs, gerne an einem Beispiel aus dem eigenen Unternehmen: „Die Pumpe spricht mit dem Handy und umgekehrt.“ Gemeint ist die bereits 2015 preisgekrönte Smartphone-App Sonolyzer von KSB. Die kann anhand des Klangs des Elektromotors feststellen, ob ein Gerät sparsam läuft oder zu viel Energie verbraucht – und bei Fehlern können Korrekturen erfolgen. Seit Januar hat das Unternehmen seine Entwicklungsarbeit neu organisiert. In Mannheim hat das externe Innovation Lab (Entwicklungslabor) mit zunächst 15 Mitarbeitern seine Arbeit aufgenommen, das neue Geschäftsideen entwickeln soll. Warum Mannheim und nicht Frankenthal? Wenn es ein bisschen räumliche Distanz zum Stammhaus gebe, „dann sind die Gedanken freier“, sagt KSB-Technologieleiter Sönke Brodersen mit einem leichten Schmunzeln. Das habe man bewusst so eingefädelt. Der 60-jährige Ingenieur Brodersen, Spezialist für Strömungsmaschinen (das sind zum Beispiel Triebwerke oder Pumpen), arbeitet seit 1990 für KSB. Sein Kollege Thomas Paulus (43) ist Experte für Automatisierungstechnik und seit elf Jahren im Unternehmen. Beide finden, Mannheim und die Rhein-Neckar-Region seien ein guter Platz für Entwicklungsarbeit. Da gebe es viele Fachleute, viele junge Firmen (Start-ups), mit denen man kooperieren könne, hält Paulus fest. „Ohne Zusammenarbeit, ohne Austausch gibt es keine erfolgreichen Digitalisierungs-Projekte.“ Deshalb gehören zu den Arbeitsgruppen in Mannheim neben KSB-Fachleuten auch Studenten und methodisch erfahrene Experten, die Hinweise dazu geben, wie man kreativ und schnell zu guten Ergebnissen kommt. „Schnell“ heißt: In sechs bis acht Wochen sollen bei Projekten erste Zwischenergebnisse vorliegen. Idealerweise geht es danach schon an erste technische Umsetzungsarbeiten – und die laufen in Frankenthal im Kopfbereich einer ehemaligen Fabrikhalle, die zum Loft-Büro umgebaut worden ist. „Die erfolgreichen Unternehmen sind schnell“, sagt Paulus. Zur veränderten Arbeitsweise im Digital-Zeitalter gehöre dann aber auch, dass man „schnell scheitern“ könne und dürfe, und dann zügig nach neuen Geschäftsmodellen Ausschau halte, erklärt Brodersen. Was exakt in der Entwicklungs-Pipeline ist – das will KSB mit Blick auf die Konkurrenz nicht im Einzelnen erläutern. Beispielhaft wird aber darauf verwiesen, dass die schon angesprochenen Analyse-Programme für Smartphones und Tablets weiterentwickelt werden sollen. Das Bestellen von Ersatzteilen über eine Internet-Plattform soll einfacher werden. Software werde künftig beim Betrieb von Maschinen eine noch größere Rolle spielen. „Anwendungsreif“ ist nach Angaben Brodersens der 3-D-Druck von Edelstahl. Die Gießerei im Werk Pegnitz konzentriere sich auf dieses Thema. Der Stand der Technik sei schon jetzt beeindruckend: Die Qualität des aus Metallpulver hergestellten Stahls reiche an die von geschmiedetem Stahl heran, sagt Brodersen. Besonders bei der Fertigung von komplizierten Teilen könne man dadurch künftig effizienter arbeiten. „Auch wenn Ersatzteile gebraucht werden, ist das eine Möglichkeit“, sagt Paulus. Kunden sind nach der Erfahrung der KSB-Experten wichtige Ansprechpartner, wenn es darum geht, Produkte und Dienstleistungen zu verbessern. Experten neigten mitunter dazu, zu „verkopft“ an Probleme heranzugehen, sagt Paulus. Nachfragen und Vorschläge von Anwendern seien da oft hilfreich, und mitunter finde man verblüffend einfache Lösungen für zunächst scheinbar schwierige Probleme. Und darum gehe es letzten Endes, unterstreicht Brodersen: „Die Lösung muss einfach sein – und sie muss funktionieren.“ Gefreut hat man sich bei KSB über die fachliche Anerkennung für das neue Innovation Lab: Die Jury des Wirtschaftsmagazins „Capital“ platzierte es in einer Rangliste der besten Digitallabore Deutschlands auf Rang sieben – als „Newcomer des Jahres“. Je nach Thema und Projekt wären solche Forschungs-Stützpunkte auf Zeit künftig auch in anderen Städten vorstellbar, sagen Brodersen und Paulus. Wichtig sei es zudem, den Austausch mit anderen Experten zu pflegen. Eine wichtige Plattform dafür sei nicht zuletzt der Verein Smart Factory Kaiserslautern. „KSB ist da seit elf Jahren Mitglied“, unterstreicht Thomas Paulus.

Im Loft-Büro des Werks Frankenthal werden aus Ideen erste Versuchsmodelle. Thomas Paulus (links), Leiter des Innovation Labs, un
Im Loft-Büro des Werks Frankenthal werden aus Ideen erste Versuchsmodelle. Thomas Paulus (links), Leiter des Innovation Labs, und Technologiechef Sönke Brodersen koordinieren die Projekte.
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