Kultur Südpfalz Wenn die Musik wie Champagner perlt

Dieses Konzert könnte in dieser Saison der Glanzpunkt der Villa-Konzerte in Herxheim werden. Drei vom Deutschen Musikrat erwählte Künstler gestalteten ein Kammerkonzert von außerordentlicher Eindringlichkeit.

Schon der geniale Interpretationsansatz des hochbegabten Pianisten Frank Düpree in Schuberts Wanderer-Fantasie wirkte absolut beeindruckend. Aber auch die musikalische Ausdrucksfähigkeit des Flötisten Elya Levin und der Cellistin Simone Drescher in Kammermusikwerken von Weber, Schumann und Brahms weckte beim Publikum Begeisterungsstürme. Ein solches Resultat kommt nicht von ungefähr, wenn man die künstlerische Laufbahn der drei jungen Musiker verfolgt. Dass die Wanderer-Fantasie D760 ein verteufelt schweres Stück ist, hat bereits der Komponist am eigenen Leibe erfahren müssen. Wie Düpree das Kopfmotiv klar strukturiert entwickelt, intelligent einen Spannungsbogen vorbereitet und das Stück in orchestralen Klang umwandelt, zeigt sein außerordentliches pianistisches Potential. Auch die lyrischen Momente im Wanderer-Thema gestaltet er sensibel. Die Klarheit in der Schlussfuge, die wie gemeißelt wirkt, die Klangmassen im berauschenden Tempo, Düpree entwickelt daraus ein Drama, das die vielseitigen Dimensionen des Werks zeigt. Seine pianistischen Fertigkeiten sind kaum zu übertreffen. Mühelos wechselt der Klaviersolist in die Rolle des einfühlsamen Kammermusikers im Zusammenspiel mit der mehrfach ausgezeichneten Cellistin Simone Drescher. Sie ist ebenfalls eine Meisterin ihres Faches. Brahms schrieb mit der Sonate e-Moll op. 38 ein leidenschaftlich romantisches Werk, das auch polyphone Elemente des Barock enthält. Die Balance zwischen Rationalität, bedingt durch eine streng durchkomponierte Satzweise, und emotionaler Tiefe blieb durchweg gewahrt, obgleich Drescher ein wenig mehr warme Klangfarben aus ihrem Cello hervorzaubern könnte. Insofern war es aber eine durchdachte und äußerst präzise Interpretation. Frank Düpree zeigte höchste Sensibilität und rhythmische Präzision besonders auch im feinen Klanggewebe des Menuetto. Der in Tel Aviv aufgewachsene Flötist Elya Levin, der im West-Eastern Divan Orchestra unter Daniel Barenboim musizierte und in Karlsruhe und Stuttgart seine Studien abschloss, spielte mit Düpree drei Romanzen op. 94 von Robert Schumann. Phänomenal, wie er mit seiner Atemtechnik weite Melodiebögen wie aus einem Guss meistert. Aber auch sein Ton ist dynamisch ausbalanciert und von großer Sensibilität. Man bringt Carl Maria von Weber stets mit dem „Freischütz“ in Beziehung. Wenn man seine Kammermusikwerke hört, entdeckt man häufig Zitate und Elemente aus der Oper. So auch im Trio g-Moll op. 63. Die Musik perlt wie Champagner, Weber liebte das virtuose Musizieren und so ergibt sich ein quirliges Farbenspiel, das die drei Künstler in fulminanter Weise leuchten lassen. Die Zuhörer ließen sich von der Heiterkeit anstecken, als Zugabe spielte der Trio eine Bearbeitung von Webers „Aufforderung zum Tanz“. (wtz)

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