Rheinpfalz Wenige interessiert am Gespräch auf Augenhöhe

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Politik und Rockmusik: Zwei Dinge, die auf den ersten Blick nicht sehr viel gemeinsam haben, wurden am Donnerstagabend im katholischen Pfarrheim Kusel miteinander verbunden. Unter dem Namen „Rockt die Politik“ organisierte der Kreisjugendring Kusel eine Diskussionsrunde zwischen Politikern und jungen Menschen.

Auch wenn nur knapp ein Dutzend Teenager erschienen war, so war Michaela Rohe vom Kreisjugendring trotzdem vom Konzept der Veranstaltung überzeugt: „Meistens werden nur Podiumsdiskussionen organisiert, aber die Jugendlichen wollen lieber auf Augenhöhe reden.“ Trotzdem gab sie zu bedenken, dass „leider zu wenig junge Menschen kommen“, da müsse man die Werbetrommel noch mehr rühren. Als Vertreter der Politik waren CDU-Landtagsabgeordnete Marlies Kohnle-Gros gekommen, von der FDP Stephan Reiter und Steven Wink. Die Linke vertrat Julian Theiß und die FWG Helge Schwab. Landtagsabgeordneter Andreas Hartenfels besuchte als Vertreter der Grünen die Veranstaltung sowie von den Jusos Christopher Biehl. Im Laufe der Veranstaltung stieß auch noch SPD-Landtagsabgeordneter Jochen Hartloff hinzu. Zwischen den drei Diskussionsrunden spielte die Rockband „Fade Out“, die aktuelle Coverversionen präsentierte. Die Band unterstützt auch den Verein „Musik gegen Krebs“, an dessen Stand man sich über das Projekt informieren und auch spenden konnte. Die erste Frage war, wie man die Attraktivität der Stadt Kusel steigern könnte, auch im Bezug auf die Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge. Jeder Jugendliche gesellte sich zu einem Politiker und stellte ihm oder ihr Fragen zum Thema. Der erst 19-jährige Julian Theiß von den Linken war vor allem der Meinung, dass man die Bürger nicht vor vollendete Tatsachen stellen sollte, sondern „von vornherein den Dialog mit ihnen suchen muss“. Für Christopher Biehl, den Vorsitzenden der Jusos, ist insbesondere der Breitbandausbau für die Attraktivität einer Region entscheidend: „Ein Gebiet wird nicht von heute auf morgen attraktiv, doch ist das nicht unmöglich.“ Die zweite Diskussionsrunde stand ganz im Zeichen der schlechten Ausbildungsplatzsituation im Landkreis Kusel und der Frage, wie man diese verbessern könnte. Am Tisch der Grünen wurde von den Jugendlichen zum Beispiel bemängelt, dass die Busanbindung von den kleinen Dörfern in Richtung der Städte schlecht ist. Für Steven Wink (FDP) lässt sich die Ausbildungssituation nur dann verbessern, wenn man „allgemein die Kultur im Landkreis verbessert“. So würde man es schaffen, dass die Jugendlichen zu Hause ihre Ausbildung machen und nicht weg in eine Stadt ziehen. Jochen Hartloff (SPD) erklärte den Teenagern, wie das Asylrecht in Deutschland aussieht, und wie man Asylanträge vereinfachen oder beschleunigen könnte. Zum Schluss wurden die Politiker gefragt, wie sie zur Gleichstellung homo- und heterosexueller Paare stehen. „Aus Sicht der CDU haben wir bereits sehr viel für die Gleichstellung getan“, sagte Kohnle-Gros, „das Grundgesetz steht allerdings für die Ehe als Institution zweier verschiedengeschlechtlicher Partner.“ Sie plädierte auch dafür, dass das weiter so bleibe, „da die Ehe vor 70 Jahren im Grundgesetz zur Aufziehung von Kindern festgeschrieben wurde.“ Auch Helge Schwab (Freie Wähler) zeigte sich hier eher konservativ. Die Ehe sei im Grundgesetz als eigentlich unauflösliche Verbindung festgelegt und er sehe sich auch nicht dazu im Stande, etwas dagegen zu sagen. Die FDP dagegen ist für die absolute Gleichstellung Homosexueller und auch für das komplette Adoptionsrecht, wie Wink erläuterte. Zum Schluss appellierten alle Politiker noch mal an die Jung- und Erstwähler, dass sie unbedingt am 13. März bei der Landtagswahl wählen gehen sollten. (exa)

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