Eisenberg Was Firmen gegen den Krankenstand tun

Präventionsmaßnahme: In der Werksambulanz bei Gienanth in Eisenberg werden beispielsweise Grippeschutzimpfungen durchgeführt.
Präventionsmaßnahme: In der Werksambulanz bei Gienanth in Eisenberg werden beispielsweise Grippeschutzimpfungen durchgeführt.

Es sind Zahlen, die nachdenklich machen: Ob nun wegen Grippe, Rückenschmerzen oder Arbeitsunfällen – im Donnersbergkreis waren Arbeitnehmer 2017 durchschnittlich 24 Tage lang krankgeschrieben. Das besagt eine Statistik der Betriebskrankenkassen (BKK). Der Krankenstand – der durchschnittliche Anteil der Krankgeschriebenen pro Tag – lag hier bei 6,6 Prozent und damit über dem bundesweiten Durchschnitt von 4,9 Prozent. Manche, wie die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, führen einen immer größer werdender Teil der Krankmeldungen auf eine höhere Arbeitsbelastung zurück. „Die gute Konjunktur und fehlende Fachkräfte sorgen dafür, dass Überstunden immer häufiger zum Normalfall werden. Doch Termindruck und Stress machen auf Dauer krank“, so Marina Rimkus von der IG Bau Süd-West-Pfalz in einer Pressemitteilung zum Thema. Aber – sehen das die Arbeitgeber in der Region genauso? Nachfrage bei der Gießerei Gienanth. Mit 1400 Mitarbeitern in der Firmengruppe insgesamt und 750 in Eisenberg ein großer Player. „In einem produzierenden Unternehmen der Schwerindustrie kann die zu verrichtende Arbeit teilweise körperlich anstrengend sein“, sagt Simon Geib, der bei Gienanth für Pressefragen zuständig ist. Das Unternehmen engagiere sich daher mit einer Vielzahl von gesundheitsfördernden Maßnahmen für seine Mitarbeiter. Dazu gehörten laut Geib etwa ein gezielter Einsatz jeder individuellen Person gemäß der Arbeitsbelastung und ein Rotationssystem, der Gebrauch von Ergonomie-optimierter Ausrüstung und die Bereitstellung von entsprechenden Maschinen für Mitarbeiter mit Einschränkungen. „Darüber hinaus ist Arbeitssicherheit unser oberstes Gebot und unser spezielles Safety-first-Programm sorgt seit Jahren kontinuierlich für sinkende Berufsunfallzahlen“, so Geib. Das Unternehmen beschäftige einen hauseigenen Werksarzt und eine Krankenschwester in Vollzeit und biete jährliche kostenfreie Grippeschutzimpfungen für alle Mitarbeiter an. Seit Jahren würden überdies Gesundheitsinitiativen mit der BKK Pfalz durchgeführt und zahlreiche Seminare mit externen Dienstleistern zu Themen, wie beispielsweise „Rauchfrei werden“ und „Gesunder Rücken“ sowie Azubiseminare und gezielte Schulungen von Führungskräften angeboten. „Dank all dieser Maßnahmen sind unsere Krankenquoten seit Jahren rückläufig und auf einem sehr guten Niveau im Branchenvergleich“, findet Geib. Die AOK Rheinland-Pfalz/Saarland verweist in puncto Krankenstand im Raum Donnersberg auf den AOK-Gesundheitsbericht 2018, der vom Wido, einem wissenschaftlichen Institut der AOK, herausgegeben wird. Daraus geht hervor, das im Jahr 2018 jeder Versicherte durchschnittlich 24,6 Arbeitsunfähigkeitstage gehabt habe, was im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von 0,6 Prozent ergebe. Die Gründe seien dabei vor allem Muskel- und Skelett-Erkrankungen (in 23,4 Prozent der Fälle die Ursache), Atemwegserkrankungen (14,4 Prozent), psychische Probleme (10 Prozent) und Verletzungen (9,9 Prozent). „Für unsere Mitarbeiter und Versicherten haben wir das spezielle Programm Lebe-Balance entwickelt, das zu mehr Ausgeglichenheit, Zufriedenheit und Wohlbefinden beitragen soll“, erzählt Jan Rößler, Pressereferent der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland. Auch biete die Krankenkasse eine Vielzahl von Gesundheitskursen an, die von Aquagymnastik über Ganzkörpertraining bis hin zu Yoga und Nordic-Walking reichten und deren Kosten für Versicherte zu 100 Prozent von der AOK übernommen würden. Bei der Verbandsgemeindeverwaltung in Eisenberg (VG) habe der Krankenstand 2018 bei 7,5 Prozent gelegen. „Im Rahmen von Gesundheitsförderung und Prävention werden von uns viele Maßnahmen angeboten, die teilweise von unserer Betriebsärztin durchgeführt werden. Dazu gehören beispielsweise die Untersuchungen der Augen bei Bildschirmarbeitsplätzen oder auch Hörtests“, erzählt Petra Frey von der Verbandsgemeindeverwaltung Eisenberg. Jährlich werden außerdem kostenlose Grippeschutzimpfungen sowie Impfungen gegen Hepatitis A und B angeboten. „In Zusammenarbeit mit dem Westpfalzklinikum fand ein Vortrag über Darmkrebsvorsorge statt mit der Möglichkeit, im Anschluss daran an einem kostenlosen Test zur Früherkennung teilzunehmen“, ergänzt sie. Auch Nordic-Walking-Kurse, Rückengymnastikkurse und Vorträge zum Thema Stressbewältigung sowie Burnout seien bereits organisiert worden, ebenso Erste-Hilfe- und Hygienekurse. Kürzlich lief ein Bewegungskurs an, um Nacken- und Rückenverspannungen vorzubeugen. Er sei von den Beschäftigten gut angenommen worden. „An den Arbeitsplätzen selbst sorgen wir mit höhenverstellbaren Schreibtischen und ergonomischen Schreibtischstühlen für bestmögliche Voraussetzungen“, so Frey. Günter Krämer, der in der Funktion des Directors Corporate Marketing & Public Relations bei Borg Warner in Kirchheimbolanden tätig ist, berichtet von diversen Initiativen, um den Krankenstand im Unternehmen zu minimieren, wie beispielsweise Grippeschutzimpfaktionen in der Ambulanz und weitere vielfältige Programme, wie Obst-Aktionen. Zum Thema Krankenstand hatte die RHEINPFALZ auch bei den Firmen Langhammer, EKW, Walther-Werke und Oerlikon aus Eisenberg nachgefragt, die aber keine Angaben machen wollten.

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