Börrstadt Wallfahrt nach Maria Hilf: Der Krieg, die Kapelle und ein Gelübde

Die 1950 erbaute Maria-Hilf-Kapelle ist Ziel der Wallfahrt.
Die 1950 erbaute Maria-Hilf-Kapelle ist Ziel der Wallfahrt.

Auf einem Hügel oberhalb von Börrstadt steht ein Kleinod: die Maria-Hilf-Kapelle. Seit 1950, nur unterbrochen von der Corona-Pandemie, ist sie im Mai Ziel einer Wallfahrt. Am kommenden Sonntag findet diese zum ersten Mal wieder statt. Warum es Kapelle und Wallfahrt überhaupt gibt? – Dahinter steckt natürlich eine Geschichte.

„Dass die Kapelle 1950 gebaut wurde, hat mit einem Gelübde zu tun“, sagt Gerd Karch. Er ist der Vorsitzende des Gemeindeausschusses Börrstadt und Mitglied im Pfarreirat Winnweiler. Die Pfarrei, zu der Börrstadt gehört, fungiert als Schirmherrin der Wallfahrt, und Karch ist der Organisator. Dann holt er weit aus und erzählt, wie sich Börrstadter Bürger schon in den 1930er Jahren mit den Nationalsozialisten angelegt hatten. Das sei so weit gegangen, dass Nazi-Schergen eines Tages nach Börrstadt gekommen seien, um den Pfarrer zu verhaften, worauf sich ein paar handfeste Männer vor dem Pfarrhaus postiert hätten, um das zu verhindern. Drei von ihnen, darunter der damalige Bürgermeister Jakob Demmerle, seien verhaftet worden, Demmerle sei 1934 sogar für acht Monate ins KZ Dachau gekommen. „Da muss er wohl für sich schon ein Gelübde abgelegt haben“, mutmaßt Karch. „Als es dann in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs ständig zu Luftangriffen auf das Dorf und die Eisenbahnlinie nach Kaiserslautern kam, haben der damalige Pfarrer Hoffmann und Demmerle ganz offiziell gelobt: Wenn unser Dorf von den Bomben verschont wird, dann bauen wir eine Kapelle samt Kreuzweg und veranstalten einmal im Jahr eine Wallfahrt.“

Die 1950 erbaute Maria-Hilf-Kapelle ist Ziel der Wallfahrt.
Die 1950 erbaute Maria-Hilf-Kapelle ist Ziel der Wallfahrt.
Ausgangspunkt der Wallfahrt ist das Kreuz am Ortsrand.
Ausgangspunkt der Wallfahrt ist das Kreuz am Ortsrand.
Blick auf den Kreuzweg mit einzelnen Stationen.
Blick auf den Kreuzweg mit einzelnen Stationen.
Organisator Gerd Karch.
Organisator Gerd Karch.
Blick ins Innere der Kapelle.
Blick ins Innere der Kapelle.
Teil der umlaufenden Inschrift an der Veranda.
Teil der umlaufenden Inschrift an der Veranda.
Das Börrstadter Ortswappen über der Eingangstür.
Das Börrstadter Ortswappen über der Eingangstür.

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Einweihung der Kapelle war 1950

Nach dem Krieg wurde Demmerle umgehend wieder als Bürgermeister eingesetzt, und er machte sich daran, das Gelübde zu erfüllen. 1950 wurde die Kapelle eingeweiht. Planer war der Kaiserslauterer Architekt Hans Seeberger, die Kreuzwegstationen stammen von Bildhauer Carl Caire, ebenfalls aus Kaiserslautern. „Für den Kreuzweg wurde eigens ein neuer Weg angelegt“, sagt Karch. Um die Erde abzutragen, wurden noch Pferdefuhrwerke eingesetzt. Der Hügel selbst sei in den Nachkriegsjahren von den französischen Besatzungstruppen vollkommen abgeholzt worden. „Es wurden zwar neue Bäume gepflanzt, aber zur Zeit der Kapelleneinweihung waren sie erst hüfthoch“, sagt Karch, der selbst damals natürlich noch nicht geboren war, den Sachverhalt aber aus Erzählungen seines Vaters und Großvaters kennt.

Heute dagegen zieht sich lichter Laubwald die Hügelflanke hoch, über die der Kreuzweg mit seinen unterschiedlichen Stationen zur Kapelle führt. Auf der anderen Hügelseite stehen Obstbäume, vor der Kapelle gibt es einen halbrunden Rasenplatz – ein idyllischer und auch meditativer Ort. Die Kapelle selbst wird liebevoll gepflegt. „Über 40 Jahre lang hat sich meine Mutter darum gekümmert“, sagt Karch. „Jetzt ist sie über 90, und meine Schwester hat die Aufgabe übernommen.“ Ein Blick in das Innere des Gebäudes zeigt, dass es in guten Händen ist: Den kleinen Altar mit der Statue der Muttergottes ziert üppiger Blumenschmuck.

Motto: „Beten für den Frieden“

Am Sonntag soll es aber mit der Einsamkeit vorbei sein: Die Gemeinde Börrstadt und die Pfarrei Winnweiler hoffen auf viele Besucher. „Die Wallfahrt ist ja nicht auf unser Dorf beschränkt“, sagt Karch, „alle Gläubigen aus nah und fern sind herzlich eingeladen“. Einen aktuellen Bezug gibt es auch, denn das Motto lautet „Beten für den Frieden“.

Ausgangspunkt ist das Kreuz am Ortsausgang. Von dort aus geht es ein Stück bergauf zum Waldrand, wo der eigentliche Kreuzweg beginnt. Erste Station ist ein Relief, das die Verurteilung Jesu zum Tode zeigt. „Wir beten den ,freudenreichen Rosenkranz’. Dreimal findet unterwegs außerdem eine meditative Andacht statt“, so Karch. An der Kapelle feiert dann Pfarrer Klaudiusz Okon aus Kaiserslautern als Vertreter des zu diesem Termin verhinderten Carsten Leinhäuser die Eucharistie. Begleitet wird die Wallfahrt vom Börrstadter Musikverein, Fahnen- und Kreuzträgern und den Messdienern mit dem Rauchfass.

Die Wallfahrt

  • Die Wallfahrt beginnt am Sonntag um 10 Uhr. Treffpunkt ist das Kreuz am Ende der Amtsstraße. Für Pilger, die den Weg nicht zu Fuß zurücklegen können, steht ab 9.45 Uhr ein Fahrdienst ab der Gemeindehalle zur Verfügung.
  • Nach der Wallfahrt wird in der Gemeindehalle ein Pilgeressen angeboten. Wer daran teilnehmen möchte, kann sich bis Freitag unter Telefon 0176 62466952 anmelden.
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