Rheinpfalz Wagenführer bläst Wind kräftig ins Gesicht

Bei der Einwohnerversammlung in Hofstätten am Dienstag ging es um den umstrittenen Windpark, der in Nachbarschaft der Wilgartswieser Annexe geplant ist. Ortsbürgermeister Jürgen Brödel versicherte, die Wünsche und Anträge der Hofstätter aufnehmen und zu versuchen, dass diese in die Entscheidungen einbezogen werden.

Kurt Wagenführer, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Annweiler und Aufsichtsratsvorsitzender der Energie Südpfalz, hatte sich bereiterklärt, den Hofstättern ihre Fragen zu den geplanten Windkraftanlagen zu beantworten. Die nahmen ihn dabei derart in die Zange, dass er sich teilweise persönlich angegriffen fühlte und daran erinnerte, dass nicht er, sondern der Verbandsgemeinderat darüber entscheide. Wagenführer verwies darauf, dass die Landesplanung, deren Fortschreibung zum 31. Dezember auslaufe, den Kommunen die Möglichkeit gebe, beim Thema Windkraft über ihre eigenen Belange zu entscheiden. Annweiler und die Stadt Landau hätten ein gemeinsames Konzept entwickelt. Dieses befinde sich im Planungsverfahren, in dem es zunächst um Räume gehe. Geplant sei, dass im Spätjahr die Planaufstellung beschlossen werde. Zunächst müssten alle Parameter geprüft werden. Das habe am Taubensuhl dazu geführt, dass anstatt 25 nur noch zehn Windräder aufgestellt werden können, obwohl dort am Windmessmast ein höherer Wert gemessen worden sei, als zuvor errechnet. Wenn ein konkretes Projekt herauskomme, würden auch die Bürger befragt. Die Hofstätter würden nur dann einbezogen, wenn es mit dem Konversionsprogramm der Verbandsgemeinden Rodalben und Hauenstein mit den Gebieten Christels Eck und Langerkopf zu einem gemeinsamen Projekt führe, so Wagenführer. Angesprochen auf das Moratorium der Bezirksregierung, mit den Planungen zwei Jahre still zu halten, sagte Wagenführer, dass deren eigenes Unternehmen, die Pfalzwerke, an Windkraft mitbeteiligt sei und unbehelligt bleibe. Die Pfalzwerke planen derzeit Windkraftanlagen für die VG Landau-Land und die Gemeinde Rinnthal. Die Frage, ob er eine Aberkennung des Pfälzerwalds als Biosphärenreservat für die Windkraft in Kauf nehmen würde, beantwortete Wagenführer damit, dass der Kreis Südwestpfalz dieses durch seinen massiven Einsatz für die B 10 gefährde, wo die Landschaft unwiederbringlich zerstört werde. Als „unanständig“ bezeichnete es ein Zuhörer, wenn man direkt vor der Haustür einer kleinen Gemeinde Windräder aufstellen würde. Man verfüge hier weit ab von Annweiler und kassiere dafür. Erneuerbare Energie sei notwendig, aber unsinnig, wo sie zerstöre, was man bewahren wolle, sagte ein andere Zuschauer. 1500 Unterschriften gegen die geplanten Windkraftanlagen haben die 103 Einwohner von Hofstätten bisher gesammelt. Diesen Ort der Einkehr zu erhalten, sei den Hofstättern eine „Herzensangelegenheit“. Die örtliche Gastronomie befürchtet erheblichen Schaden für den Tourismus. 100 Gästebetten gibt es im Ort. Laut Gastronom Dieter Müller kommen Gäste aus ganz Europa hierher. Etliche hätten sich schon geäußert, dass sie enttäuscht wären, wenn hier Windräder gebaut würden. Auch vom Forst zeigten sich die Hofstätter enttäuscht. Er sei wohl „dienstlich gebunden“. Die Hofstätter bauen auch darauf, dass die VG Hauenstein keine Windräder auf dem Langerkopf aufstellt. Der Beschluss sei vom VG-Rat und vom Gemeinderat Wilgartswiesen einstimmig für Windräder gewesen, erinnerte Ortsbürgermeister Brödel. Wie es mit dem neuen Rat weitergehe, werde man sehen. Annweiler habe keine Flächen außerhalb vom Pfälzerwald, sagte Wagenführer. Der Trifels sei als kulturhistorisches Denkmal ausgeschlossen. Im Annweilerer Wald, der direkt an Hofstätten grenzt, seien drei und etwas weiter entfernt nochmals drei Anlagen möglich. Der empfohlene Mindestabstand von 800 Metern zur nächsten Wohnlage werde eingehalten. Die Genehmigungsbehörde habe sich danach zu richten, beantwortete er die Zuhörerfrage, ob den Planern die Erkenntnisse zum Infraschall bekannt seien, weshalb in Bayern und in Schweden dieser Abstand erhöht werden musste. (brö)

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