Rheinpfalz Von „Oh, wie schön“ bis zu „Oje, oje“

„Betreten der Baustelle auf eigene Gefahr.“ Diese Botschaft gab Roland Alt, Ortsbürgermeister in Offenbach-Hundheim, rund 40 interessierten Bürgern mit auf den Weg, die am Samstag den Rohbau des neuen Dorfgemeinschaftshauses besichtigen wollten. Die Urteile der Besucher schwankten dabei von „Oh, wie schön“ bis hin zu „Oje, oje“ – aber die Meinungen zum Eine-Million-Euro-Projekt gehen in der Ortsgemeinde ohnehin auseinander.

Der Neubau an der Ecke Haupt- und Brückenstraße avancierte im Vorfeld der Kommunalwahl im vergangenen Jahr zum Zankapfel, sorgte innerhalb und außerhalb des Ortsgemeinderates für teils heftige Diskussionen, die auch im Dorfleben tiefe Gräben hinterlassen haben. Bei der Besichtigung des Neubaus am Samstagvormittag nahm Alt – vielleicht auch vorsichtshalber – direkt den Wind aus den Segeln. „Eine eingehende Diskussion soll aus organisatorischen Gründen heute nicht erfolgen. Aber es wird Ende März noch eine Bürgerversammlung zu diesem Thema geben.“ In mehreren Kleingruppen führte Alt die Bürger, unter denen auch die frühere Ortsbürgermeisterin und Projektbefürworterin Jutta Lissmann war, durch das zweistöckige Gebäude. Im 157 Quadratmeter großen Untergeschoss, in dem das Bürgermeisterzimmer, der Ratssaal, der Technikraum sowie die Toilettenanlage entstehen sollen, ist derzeit noch das Grau des Betons zu sehen und das Brummen einiger Heizlüfter zu hören. „Diese verhindern einerseits die Schimmelbildung und heizen andererseits die Räume für die Arbeiter“, berichtete Alt. Der Ratssaal soll nach dem Ende der Arbeiten mit einer Faltwand abtrennbar sein, so dass beispielsweise Sitzungen der Ausschüsse im kleineren Raum stattfinden können. Die Toilettenanlage auf der gegenüberliegenden Seite können laut Alt nicht nur für Veranstaltungen im Dorfgemeinschaftshaus, sondern auch für Feste im Ort wie dem Weihnachtsmarkt genutzt werden. Ungeklärt hingegen ist, wie die künftige Heizungsanlage installiert wird. Denn der ursprüngliche Plan hatte vorgesehen, dass die Wärmepumpe auf dem kleinen Vordach im Obergeschoss installiert wird. „Das akzeptiert jedoch ein Nachbar nicht“, erläuterte Alt der ersten Gruppe und ergänzte: „Diese Frage muss noch geklärt werden.“ Die zuständige Firma habe vorgeschlagen, die Wärmepumpe im Technikraum unterzubringen und zwei Ventilatoren auf dem Dach zu installieren – keine Ideallösung wie Alt findet. „Jetzt wäre es schön, wenn der Fahrstuhl schon fertig wäre“, sagte ein Besucher lachend, während die Gruppe die Stufen zum Obergeschoss erklomm. „Oh, wie schön“, rutscht es einer Frau heraus, als sie in den hellen Raum blickt. Der zukünftige Festsaal hat eine Raumhöhe von 8,20 Metern und bietet rund 60 Personen Platz. Auf der Etage werden außerdem die Küche sowie das Stuhllager untergebracht. „Was ist das da?“, deutet eine der Besucherinnen fragend auf ein mit Glaswolle gestopftes und mit Brettern verkleidetes Loch in der Wand. „Hier kommt die Feuertreppe hin“, antwortet Alt. Welcher Boden im Festsaal verlegt wird, müsse im Bauausschuss und im Ortsgemeinderat noch besprochen werden. „Ursprünglich war geplant, dass hier Parkett verlegt wird“, warf Ex-Ortsbürgermeisterin Jutta Lissmann ein und ergänzte: „Wir hatten bereits zahlreiche Anfragen für Feste, aber auch von Tanzgruppen, die sich einen solchen Boden gewünscht haben.“ Lissmann bedankte sich zudem beim neuen Rat, dass dieser so „hinter dem Projekt steht“. Allerdings wurden während der Besichtigungen unter den Zuhörern auch kritische Stimmen zum Dorfgemeinschaftshaus laut: „Oje, das wird noch was geben“, „Das ist viel zu teuer, die Unterhaltungskosten – zum Beispiel für die Wartung des Fahrstuhls – kommen ja auch noch dazu“ sowie „zu diesem Projekt will ich gar nichts mehr sagen“, waren nur einige Äußerungen der Besucher. Wenn alle Arbeiten nach Plan abgeschlossen werden, könnte das Großprojekt bis Herbst dieses Jahres fertig sein. Bereits in den kommenden Wochen beginnen die Handwerker mit den weiteren Elektroarbeiten, verlegen Estrich und ziehen die Zwischenwände ein. Diese Aufträge für rund 45.000 Euro waren in der jüngsten Sitzung des Ortsgemeinderates vergeben worden.

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