Kultur Südpfalz Von melancholisch bis ausgelassen

Just am Tag nach dem Sieg der Franzosen bei der WM in Russland eröffnete eine französische Musikgruppe die Kleine Montagsreihe im Hof des Frank-Loebschen-Hauses in Landau. Auf die Fußball-Weltmeisterschaft gingen die Musiker nicht ein, wohl aber beleuchtete das Trio „Rose Babylone“ aus dem Elsass alle Facetten der Liebe.

Von der Schwärmerei über das Sich-Verlieben und den ersten Kuss, „La Baiser“, bis hin zur körperlichen Lust: „Libido“ steht auch über dem Tonträger, den die drei charmanten Musiker aus dem Elsass zum Kauf anboten. Dieses Lied, dessen fröhlicher Refrain zum Mitsingen einlud hörten die Gäste am Montagabend gleich zwei Mal. Ebenso ein heiteres Lied über gut riechende Mädchen „La Filles ca sent bon“, zu dem die Frauen im Publikum aufgefordert waren, jubelnd zu kreischen. Die Spiellaune des Trios nahm das Publikum mit, verleitete die Zuschauer ab und an zum Mitklatschen. Marie Gelis, glänzte als Frau am Klavier und mit ihrer Stimme, sowohl solistisch als auch in der Unterstützung des Frontmanns Stéphane Jordan. Der brillierte als Sänger mit gefühlvoll tiefer Stimme, schrubbte die E-Gitarre, als wolle er Jimmy Hendrix Konkurrenz machen und zauberte mit der Mundharmonika romantische Stimmung in den Hof. „Nous sommes en Paradis“ – Wir sind im Paradies, so lautete ein Satz in einem der zahlreichen Lieder aus dem von dem Trio aus Mulhouse bevorzugten Genre des „Nouvelle Chanson Francaise“. In der Tat bot der Hof des historischen Frank-Loebschen-Hauses die ideale Kulisse für Marie Gelis in Pettycoat und roter Blüte im schwarzen Haar, für den Mann mit dem Hut, Michel Ludwocziak, der mit seinem Bandoneon den Pfälzern das Gefühl von Frankreich vermittelte, wie wir es aus der Käsewerbung im Fernsehen kennen und mit seinem Instrument Bilder vor das geistige Auge der Zuhörer zauberte: Von alten Männern mit Baskenmütze und Zigarre am Meer, von elegant durch die Straßen flanierenden hübschen Frauen, von sich küssenden Liebespaaren. Ein romantisches Liebeslied begann Marie Gelis mit den ersten Akkorden von Beethovens „Für Elise“. In einem enormen Kraftakt schwang sie die Rassel zu lateinamerikanischen Rhythmen. Ein gesungener Tango nach Astor Piazolla, den Michel Ludwocziak rasant auf dem Bandoneon begleitete, geriet zu einem Höhepunkt des Abends. Dass die drei Franzosen der deutschen Sprache kaum mächtig sind und Versuche, Titel und Inhalte zu erklären, an fehlenden Begriffen scheiterte, verbuchte das Publikum auf dem Bonus-Konto des besonderen Charmes. Manchmal versuchten sich die Gäste in der ersten Reihe als Übersetzer. All jenen, die bedauerten, ihr Schulfranzösisch reiche nicht aus, sei es ein Trost, dass auch eine waschechte Französin im Publikum beim Übersetzungsversuch ab und an vor der flachen Artikulation der Sänger kapitulierte. Das abwechslungsreiche Programm mit Stimmungen von getragener Melancholie bis heiterer Ausgelassenheit gelang dennoch zu einem gelungenen Auftakt der Kleinen Montagsreihe, der die Freunde des Vereins Kulturzentrum Altstadt auch ohne Textverständnis bestens unterhielt. Bürgermeister und Kulturdezernent Maximilian Ingenthron hatte es sich in seiner Begrüßung nicht nehmen lassen, den Fußball-Franzosen zum zweiten Titelgewinn nach 20 Jahren zu gratulieren und spannte galant den Bogen zur Kleinen Montagsreihe: „Es ist welt-meisterlich, was hier geboten wird: Kunst aus aller Welt“. Als kleine symbolische Anerkennung der Leistung aller Ehrenamtlichen im Verein „Kulturzentrum Altstadt“, die seit 29 Jahren die Freiluftkonzerte im Hof des Frank-Loebschen Hauses organisieren, überreichte der Bürgermeister dem Vorsitzenden Werner Kuntz eine Flasche Wein mit einem Augenzwinkern und dem Hinweis: „Wie ihr die trinkt, müsst ihr unter euch ausmachen“.

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