Kultur Südpfalz Von Gospel bis zu den Toten Hosen

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Lichtshow mit satten Farbspektrum in Blau-Gold-Rot-Tönen, Technik und Großraum-Stage gleich hinterm Altar – ungewöhnliche Kulisse für ein ungewöhnliches Ereignis, das am Samstag über Stunden wechselndes Publikum in die gotische Stiftskirche lockte.

Zwischen den Auftritten professionelle Moderation: die SR1-Hörern geläufige Stimme von Nina Heck. Mit unüberhörbar wachsender Emphase. Hat offenbar Spaß am Ausflug in die Pfälzer Sacro-Pop-Szene. Ein Festival, klar. In der Kirche? Warum auch nicht. Wer das erlebt hat, wird nicht mehr fragen. Was sich zwischen Weingarten und Zweibrücken, Landau und Kusel, Schönau und Walsheim an der Blies an rockig, poppig und Jazz-grooviger Musik für die Kirche tummelt, kann sich sehen und hören lassen– Rhythm, Drive und Hitze. „Nights in white Satin“ – ach damals, seufzen die Ü-Fünfziger; Cover-Versionen der „Wise Guys“ oder der „Prinzen“, da schwenken die Jüngeren johlend ein. Filmmusiken, zuweilen mit neuen Texten unterlegt, Pure Black Gospel und am Abend dann, als Promi-Krönung zum hochkarätigen Laien-Spektakel, rocken Falk & Sons das Bühnen-Karree und zelebrieren Ausschnitte aus ihrem Programm „Bach und Toccata“, das schon bei unzähligen TV-Auftritten und Awards glänzte. Dass viele der Akteure, die sich in der Stiftskirche beim 4. Band- und Chor-Festival in flottem Schlagabtausch präsentierten, ganz solide klassische Ausbildungen absolviert haben, stört nicht wirklich. Die Arrangements – ob Band-Formation Jugend- oder Frauenchor, Gospel-Crew oder Gitarren-Ensemble – sind griffig, pfiffig, die Neutextung der Cover-Versionen größtenteils poesiebeflissen mit Tiefgang, die Ausführung und Gestaltung erreicht größtenteils Studio-Niveau. Top-Manager für dieses geglückte Performance-Projekt während des 38. Landeskirchenmusiktags der Protestantischen Landeskirche war Maurice Antoine Croissant, Bezirkskantor zu Pirmasens mit ganz klassischem Dienstauftrag. Aber gleichzeitig – schwergängige Bezeichnung – eben auch Beauftragter der Evangelischen Kirche der Pfalz für die Popular-Musik. Mit kleinem Team und glücklichem Händchen für Organisation hat er perfekt in Szene gesetzt, was derzeit jenseits von Bach und Brahms an selbstbewusster evangelischer Kirchenmusikszene in der Pfalz agiert. Die Landauer haben’s goutiert. Und hoffen schon jetzt auf ein Dacapo in zwei Jahren, beim nächsten Landeskirchenmusiktag. (gp)

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