Rheinpfalz Von der Plattenkamera bis zur Digicam

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Schweix. Herr über 160 Fotoapparate – mittlerweile wohl sogar über 161 – ist Gerhard Kupper aus Schweix. Einen Teil seiner Sammlung präsentierte der 61-Jährige beim sechsten Tag der Offenen Höfe der Verbandsgemeinde Pirmasens-Land im September. Dabei zeigte er eine kleine Auswahl seiner teils wertvolle Stücke im Rahmen der nostalgischen Ausstellung von Adolf und Anni Wallitt in Hilst.

„Ich habe mich schon immer für die Fotografie interessiert. Am liebsten fotografiere ich Kleintiere und Blumen und mache auch gerne Landschaftsaufnahmen“, erzählt der Maschinenschlosser. Seit einigen Monaten gibt es in Sachen Motivwahl allerdings einen neuen Schwerpunkt: seinen ersten Enkelsohn, Emil. Doch nicht nur die Motive ändern sich. „Ich selbst habe in den Jahren, in denen ich mein Hobby ausübe, mitbekommen, wie sich die Fotografie und die dazugehörige Technik weiterentwickelt hat“, sagt Kupper. „Während andere Oldtimer, Kugelschreiber, Bierdeckel, Zollstöcke, Briefmarken, Schuhe und manch anderes mehr sammeln oder sich Trophäen an die Wand hängen, stehen und liegen bei mir an verschiedenen Stellen einige Kameras rum und ziehen Staub an“, meint Kupper. Kontinuierlich habe er sich eine Sammlung von Platten- und Rollfilm-, Kleinbild- und Kassettenformat-Kameras aufgebaut. Auch Dunkelkammer-Utensilien, Blitzgeräte und Literatur gehören dazu. Jedem Kamerafreund muss das Herz aufgehen. „An so ein Hobby muss man mit Herz und Verstand rangehen, die Sammelleidenschaft eingrenzen, sonst wird sie schnell zur Sucht“, weiß Kupper. Da ist etwas Wahres dran, denn inzwischen umfasst Kuppers Sammlung 160 Fotoapparate. Darunter ist auch sein erster Foto, eine Agfa „Clack“-Rollfilm-Camera 6x9. Sie wurde zwischen 1954 und 1965 von Agfa produziert. Den Apparat hatte er sich von dem Geld gekauft, das ihm 1963 zur Erstkommunion geschenkt wurde. Seine erste Digitalkamera legte er sich 2004 zu. Vorzugsweise fotografiert er mit Kameras von Canon. So ist es nicht verwunderlich, dass die Eos 1 N, ein analoges Gerät von Canon für rund 5000 D-Mark, seine bislang teuerste Anschaffung war. Beim ältesten Gerät seiner Sammlung handelt es sich um eine von Ica in Dresden produzierte Plattenkamera aus dem Jahr 1909. Die kleinste Spiegelreflexkamera, die je gebaut wurde, eine Pentax auto 110 mit Objektiven, Blitz und Motor gehört ebenfalls zu seiner Sammlung. Welchen Wert diese insgesamt hat, vermag er nicht zu beziffern. „Wie lange ich noch sammle, lässt sich derzeit nicht absehen“, so Kupper. Da er sich allerdings in der Freistellungsphase seiner Altersteilzeit befindet, hat er noch mehr Zeit für sein Hobby. Einige der Geräte, die er besitzt, sind Geschenke, andere hat er auf Flohmärkten oder im Internet erworben. Sein letzter Kauf über das Internet ist ein Agfa Minikassette gewesen. Den hat er für einen Euro ersteigert. Das Porto – vier Euro waren es – kam ihn teurer. Es ist wohl der 161. Apparat seiner Sammlung. Genau will sich Kupper aber nicht festlegen. Es fehlt ihm Platz, um alle Kameras zentral in Vitrinen zu präsentieren. So hat er derzeit einen größeren Schrank mit den wertvollsten Geräten. In einem kleineren Wandschrank bewahrt er eine Minox-35-Sammlung auf, mit Modellen von 1974 bis 1998. 80 Prozent seiner Fotoapparate sind zwar noch funktionsfähig, doch längst sind nicht mehr im Einsatz. „Das große Problem ist, an die jeweiligen Rollenfilme zu kommen“, sagt Kupper. Deshalb greift er lieber zu seinen digitalen Modellen, von denen er wohl zehn hat. „Fünf bis sechs davon habe ich regelmäßig in Gebrauch, wobei ich jedoch bevorzugt zur Eos 40 und zu einer Lumix greife“, so der Sammler. Die Fotos überträgt er von der Speicherkarte auf den PC, bearbeitet sie auch teilweise. Auf die Anschaffung eines Farbfotolabors hat er bislang aus Zeitgründen verzichtet. Daran soll sich auch in naher Zukunft nichts ändern. Obwohl Kupper etwa zehn Blitzlichtgeräte besitzt, hält er nicht viel vom Blitzen. „Ich belichte lieber länger. Mit besseren Ergebnissen als bei Aufnahmen mit Blitz“, sagt er. Noch ehe er weiter über Fotografie, das Suchen und Sammeln und seine Eos 40 D erzählen kann, bremst ihn seine Ehefrau Birgit ein. „Jetzt kommt erst einmal die Zeit der Innenrenovierung der eigenen vier Wände“, so die Frau des Hauses, für die der gebürtige Trulber 1981 nach Schweix gezogen ist. Dort ist er kommunalpolitisch engagiert. Seit 1988 sitzt er im Ortsgemeinderat, zehn Jahre war er Beigeordneter, führte zunächst den SPD-Ortsverein Schweix, mittlerweile den Ortsverein Grenzland, der aus Schweix, Hilst und Trulben besteht. Daneben ist Kupper seit 20 Jahren Vorsitzender des Sportvereins Schweix. Wann immer es geht, ist er mit den Wanderern unterwegs, deren Leitung Inge Kölsch hat. Sein Sohn Tobias leitet die Tennisabteilung. Ganz nebenbei findet Kupper auch noch Zeit zu Ausfahrten mit seinen zwei Motorrädern. „Ganz abgesehen von der Sammlung seiner Bierkrüge, etwa 30 an der Zahl“, merkt seine Frau an, worauf Kupper noch ergänzt: „Ach ja, ich hab ja auch noch etwa 3000 Ersttagsbriefe und Blätter aus der früheren DDR.“

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