Rheinpfalz Viele offene Fragen beim FCK

COTTBUS. Neun Niederlagen in 23 Spielen, vier davon in der Rückrunde, diese Bilanz taugt nicht, realistische Aufstiegsträume zu hegen. Der 1. FC Kaiserslautern ist auf Platz sieben der Zweiten Fußball-Bundesliga abgestürzt: Spitzenreiter 1. FC Köln ist dem FCK um zehn Punkte enteilt, Greuther Fürth auf Platz zwei ist sechs Punkte besser. Den Relegationsplatz belegt sensationell der SC Paderborn, der fünf Punkte mehr als der FCK aufweist.

Es gibt sportlich wenig Erfreuliches in diesen Tagen für Stefan Kuntz, der bald sechs Jahre an der Vereinsspitze des 1. FC Kaiserslautern steht. Auf anderen Ebenen aber sieht der Vorstandsvorsitzende erfreuliche Fortschritte. So geht es mit dem Nachwuchsleistungszentrum voran, so lässt der modifizierte Stadion-Mietvertrag beim nicht unwahrscheinlichen Platzen des Aufstiegstraumes Luft zum Überleben im Bundesliga-Unterhaus. Aber Kuntz muss dringend Fragen klären. Erst wenn der Kontrakt mit einem Vermarkter eingetütet ist, lässt sich die Schlüsselfrage nach dem künftigen Hauptsponsor beantworten. Dr. Theiss Naturwaren nimmt seine Marke Allgäuer Latschenkiefer ja von der arg schmal gewordenen Lauterer Trikotbrust.

Im Stadion der Freundschaft blieben dem FCK am Freitag inklusive der Nachspielzeit 89 Minuten, das Ergebnis zu korrigieren. ”Wir hatten genügend Zeit”, gab Trainer Kosta Runjaic zu, dass dem FCK nach Sven Michels 1:0 per Sonntagsschuss schlicht die Mittel fehlten, das Spiel zu drehen.

Der Coach muss schleunigst Antworten auf die Fragen nach dem Warum des Leistungsabfalls, nach dem Warum der zweiten Niederlagenserie seiner Amtszeit finden. Es braucht aber auch Antworten nach dem Wie. Wie impft man einer Mannschaft, die sich mit individuellen Fehlern und halben Eigentoren immer wieder selbst die Ernte verhagelt, neues Selbstvertrauen ein? Wie löst man die Verkrampfung, wie die Torflaute und Ladehemmung? Und vor allem mit wem? Runjaic muss die Personal- und Systemfragen beantworten. Er muss endlich wieder eine Stammelf finden. Im Sturm gibt es nach Albert Bunjakus Rückkehr fünf Kandidaten, aber keine Lösung. Das Duo Idrissou/Occéan funktionierte nicht, Lakic/Occéan hat auch keine Chance auf Eintrag beim Patentamt, Lakic/Idrissou scheinen zu ähnlich, um zu harmonieren. Wahrscheinlicher ist der Versuch mit Lakic und Simon Zoller oder der Rückgriff auf Zoller/Idrissou.Egal wer stürmt, aus dem Mittelfeld muss endlich wieder mehr Kreativität kommen. Das Umschalten bei Ballbesitz muss unbedingt beschleunigt werden, um aus der Sackgasse zu stürmen. Ein Königreich für einen Regisseur, der den Takt vorgibt.

Zu der Dominanz in den sehr ansehnlichen Heimspielen gegen 1860 München (3:0), den KSC (2:2), St. Pauli (4:1) und Union Berlin (3:0) trugen aber auch die Abwehrspieler bei. Eines der ersten Rezepte nach Runjaics Einstieg war, die Verteidiger weiter nach vorne zu schieben, im Fußballdeutsch, höher zu stehen. Das ging gut, das war erfolgreich, das war auch schön anzusehen. Das ging schief, als aus Roten Teufeln allzu oft Fehlerteufel wurden. Ein Gesicht dieser Krise ist Jan Simunek. Die Unsicherheit ob seiner Zukunft macht ihn, der bei der Pokalsensation in Leverkusen noch so großartig verteidigte, offenbar fahrig. Beim Coup im Cup war Marc Torrejón einfach überragend. Und nun? Der Kapitän schießt kapitale Böcke, aus dem ruhenden Pol ist ein Unsicherheitsfaktor geworden. Die Negativerlebnisse zermürben den Spanier scheinbar. ”Ein Schuss, ein Tor - wieder nichts”, kommentierte Torrejón enttäuscht nach dem 0:1 in der Lausitz. ”Aber unser Ziel bleibt der Aufstieg”, verkündet der 28-Jährige. Ist das Beharren Überzeugung oder doch nur noch eine verbale Pflichtübung?

”Wir dürfen und werden jetzt nicht aufgeben. Wir kommen zurück”, verspricht Srdjan Lakic, der sich und seinen Klub nicht resignieren sehen will.”Wir haben doch alle gewollt”, versichert Markus Karl, der im Pokal als Sechser eine große Nummer war, in der Lausitz aber auch nur ein kämpfender Mitläufer. Das Wollen war da. Es fehlte dem FCK am Können! ”Wir dürfen uns jetzt nicht zerfleischen”, fordert der Eisenfuß. Er weiß, wie sehr die Talfahrt die Lauterer Fanseele quält. Am Freitag (18.30 Uhr) kommt der SV Sandhausen auf den Betze.

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