Rheinpfalz Und dann hat’s geschnackelt

LANDAU

. Geparden gelten als die schnellsten Landtiere der Welt. Im Landauer Zoo gibt es die goldgelben Raubkatzen mit den schwarzen Flecken seit 1972. Bis 2005 lebten nach Angaben von Zoodirektor Jens-Ove Heckel Südwestafrikanische Geparden in der Südpfalz – wie in vielen anderen Zoos auch. Nachdem das letzte Tier im hohen Alter von 19 Jahren gestorben sei, habe man sich gefragt, ob man mit der Gepardenhaltung in Landau weitermachen wolle. Und das wollte man. Also wurde das Gehege erweitert, neue Geparden zogen ein. Dieses Mal sogenannte Nordöstliche Geparden, auch Sudan-Geparden genannt. 2008 kam Kater Fareed aus einem niederländischen Zoo nach Landau, Katze Shaina 2011 aus einem französischen Zoo. Vor drei Jahren wurden sie zum ersten Mal stolze Eltern – nach ungezählten Paarungsversuchen. Und jetzt hat’s wieder geklappt. „Das ist keine Selbstverständlichkeit“, sagt Heckel. Fareed und Shaina sind in unterschiedlichen Gehegen untergebracht. Nicht nur Sympathie spiele bei der Paarung eine wichtige Rolle, sondern auch die getrennte Haltung. Immer wieder wurde Fareed ins Gehege von Shaina und Shaina ins Gehege von Fareed geführt – ohne direkten Fellkontakt. Nicht immer können sich die beiden Raubtiere riechen. Wenn Shaina paarungsbereit sei, schmeiße sie sich zur Seite, rolle sich und gebe Laute von sich, berichtet Heckel. Man bezeichne das als „Rolligkeit“. „Dann weiß man: Aha, da ist was im Busch!“ Dann werden die beiden Tiere am sogenannten Hochzeitsgitter zusammengeführt. „Wenn die Katze dann immer noch die Nähe des Partners sucht, dann ist das für uns das Signal, sie zusammenzuführen.“ Dann geht’s los, dann wird „geschnackelt“, witzelt Heckel. 90 Tage später sind nun vier Jungtiere zur Welt gekommen. „Hilfe war bei der Geburt nicht nötig“, berichtet der Zoodirektor. Alles sei problemlos verlaufen und mithilfe einer Kamera beobachtet worden. Die flauschigen Gepardenbabys sind zurzeit in einem Stall oder in einem Gehege, das Besucher nicht sehen können. Jetzt ist erst mal Ruhe angesagt, um die Aufzucht nicht zu gefährden. Erst in knapp sechs Wochen dürfen die Jungtiere ins Außengehege, wo sie von Besuchern bestaunt werden können – bis sie den Zoo verlassen müssen. Laut Heckel ist das aber erst in anderthalb bis zwei Jahren der Fall. Dann sind sie ausgewachsen, geschlechtsreif und sozusagen in der Pubertät. Um Zoff mit der Mama zu vermeiden, kommen sie dann in einen anderen Zoo. Die drei Welpen, die 2012 das Licht der Welt erblickten, leben nun im Zoo Marwell in England und im Fota Wildlife Park in Irland. Der Landauer Zoo hat laut Heckel derzeit die einzige Zuchtgruppe dieser Wildkatzenunterart in Deutschland. Lediglich im Berliner Tiergarten gebe es zwei weitere Sudan-Geparden – allerdings zwei Männchen. „Die Tiere sind in Zoos sehr selten“, weiß Heckel. Für ihn sei der Zuchterfolg ein emotional bewegendes Ereignis, da die Tiere in der freien Wildbahn stark gefährdet seien, etwa im südlichen Sudan, in Äthiopien und Somalia. Dort werde mit den Tieren illegal gehandelt. Erstmals sei er als Jugendlicher in Afrika Zeuge von Geparden geworden, die oft in sehr schlechtem Zustand als Haustiere oder „Hotelmaskottchen“ ihr Dasein fristeten. Heckel: „So lange sich die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in der Region nicht stabilisieren, ist das Überleben dieser eleganten Jäger in der Wildbahn äußerst fraglich.“ (kjp)

x