Kultur Südpfalz Unbelehrbare Hoffnung

Am Sonntag wurde die Reihe Landauer Matineen mit einer Lesung der Schriftstellerin Gudrun Reinboth fortgesetzt. Sie las aus ihren Erzählungen über „Das Leben, den Tod – und von Inseln des Glücks“ sowie aus ihrem Gedichtsband „Wir Erdverbraucher.“ Eingeladen ins Frank Loebsche-Haus hatten die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und der Verein für Volksbildung und Jugendpflege.

„Dennoch - in unbelehrbarer Hoffnung“, unter diesem Titel stellte die in Landau wohnhafte Autorin ihre Gedichte und Prosatexte vor. Das „Requiem für ein türkisches Kind“ nahm Bezug auf den Anschlag vor Jahren in Solingen. Saim, vier Jahre alt, bei diesem Anschlag verbrannt: „Träume, träume, kleiner dunkler Engel von dem Sonnenland der Eltern, hast ein Stückchen Erde dir erworben, in dem Land, das dich nicht schützte.“ Auch ihr Gedicht Poesie „Protokoll am Tag nach Mölln“ ließ die scheußlichen Verbrechen nochmals in Erinnerung rufen. Der tiefsinnige Achtzeiler „Brave Bürger“ klagt an: „Als Zeugen gerufen, tauchen sie ab, sehen nicht, hören nicht, haben das alles doch nicht gewusst gewollt, wenn es vorbei ist, legen sie die Augenbinde ab - ordentlich gefaltet.“ Die Sprache der Schriftstellerin ist ausdrucksstark und voller Metaphern. Doch ab und zu hilft nur noch das direkte, schnörkellose Wort, was sich gerade in „Brave Bürger“ manifestierte. Die Autorin entfaltete von Beginn der Lesung an in einer klaren, ungekünstelten Sprache eine dichte Atmosphäre, die den Hörer sofort in seinen Bann zog. Erinnerungen an die schlimme Zeit nach dem Krieg brachte die Lesung aus dem Erzählband „Das Leben, der Tod - und die Inseln des Glücks.“ Der Krieg war beendet, „Flüchtlinge überall. Welche Sünden mussten die Anderen, die Flüchtlinge, begangen haben, dass sie aus ihrer Heimat verjagt wurden waren“, fragte die Autorin. „Die, die Folgen des Krieges nicht zu spüren bekamen und Flüchtlinge aufnehmen mussten, glaubten an die ,Gerechtigkeit Gottes’, wäre ja noch schöner, wenn man daran zweifeln müsste, so wie man es inzwischen zwangsweise gelernt hatte, an der rechtmäßigen Glorie des untergegangenen ,Dritten Reiches’ zu zweifeln!“ Die Sätze saßen. Doch trotz allen Schreckens blieb der Lesung der Autorin mit ihren Gedichten „Spätsommerliebe“, „Dass du da bist“, „Nach dunklen Tagen“ und „Verwandlung“ dem Zuhörer beim Nachhauseweg doch ein kleines Fünkchen Hoffnung auf eine bessere Welt: „Im Zweifel zählt aber ausschließlich nur die Liebe - und das Leben“, war das Fazit von Gudrun Reinboth. Die sehr beeindruckende Lesung wurde musikalisch umrahmt von dem Landauer Gitarristen Michael Wondra. Eröffnet wurde die Veranstaltung von Wolfgang Pauly von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit/Pfalz. Gudrun Reinboth, Jahrgang 1943, in Berlin geboren, studierte einige Semester Germanistik und Kunstgeschichte, gründete einen Verlag mit Schwerpunkt „Lebenserinnerungen älterer Menschen“, schrieb Lyrik, Erzählungen, Gedichte, und allein sechs Jugendbücher und Romane für Kinder und Erwachsene. Nach verschiedenen Stationen lebte sie zuletzt viele Jahre in Neckargemünd und wohnt seit drei Jahren in Landau. (ohu)

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