Rheinpfalz Tierquälerei im Schlachthof?

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Mit Kohlendioxid werden Schweine effektiv betäubt. Das passiert auch im Mannheimer Schlachthof. Peta ist mit dieser Methode nicht einverstanden, weil die Tiere unnötig in Stress geraten würden. Die Tierrechtsorganisation versucht das, in einer 18-seitigen Strafanzeige detailliert zu begründen.

Mannheim

. Die Tierrechtsorganisation Peta hat Strafanzeige gegen den Mannheimer Schlachthof gestellt. „Bei der angewendeten Betäubungsmethode mit Kohlendioxid erleiden viele Tiere die Hölle, weil sie vergeblich versuchen, dem Reizgas zu entkommen.“ So begründet Edmund Haferbeck, Leiter der Wissenschafts- und Rechtsabteilung, den juristischen Schritt. Es gebe wesentlich tiergerechtere Betäubungsgase, die aus Kostengründen allerdings nicht angewendet würden. An rund 300 Arbeitstagen schickt das Fleischversorgungszentrum Mannheim (FVZ) Tiere in seinen Kohlendioxid-Schacht, 300.000 sind es pro Jahr. „Der Hauptvorteil liegt in einer effizienten Gruppenbetäubung mit wenig Personaleinsatz. Die CO2-Betäubung steht in der Kritik, weil die Betäubung nicht sofort eintritt und die Tiere bei der Einleitung Atemnot-Symptome und ein starkes Abwehrverhalten zeigen“, heißt es dazu im aktuellen Tierschutzbericht der Bundesregierung. Haferbeck will jetzt mit seiner Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Mannheim diesem „inhumanen Verfahren“ einen Riegel vorschieben. Es seien die CO2-Be-täuber, die den Tieren unnötiges Leid zufügten und gegen den Paragraphen 17 des Tierschutzgesetzes verstoßen würden, sagt der Wissenschaftler gegenüber unserer Zeitung. Es dauert 20 Sekunden, bis die meisten Tiere auf diese Art ihr Bewusstsein verlieren. 180 sind es pro Stunde. In der Schlachtfabrik werden meist mehrere Schweine in eine mechanische Gondel getrieben. Nach dem Transport ist dies der erste Ort, den sie nach der Mast erleben. Die verängstigten Tiere müssen anschließend in eine dunkle Grube, die mit CO2-Gas gefüllt ist. Sie versuchen, dem Reizgas zu entkommen, das ihre Schleimhäute angreift. Umsonst. Da das Verfahren nicht hundertprozentig funktioniere, seien viele Schweine trotz Betäubung noch bei Bewusstsein, wenn sie in ein heißes Brühbad geworfen werden, behauptet Peta. Die Staatsanwaltschaft Mannheim ermittelt inzwischen und prüft, ob das Leid, dem die Schweine ausgesetzt sind, eine Straftat nach dem Tierschutzgesetz darstellt. Der Schlachthofdirektor sieht sich im Recht. Rund 80 Metzgereien und Großhändler aus der Region lassen im FVZ Mannheim regelmäßig schlachten. Stefan Kampa, der Geschäftsführer des FVZ, teilte auf Anfrage mit, dass bislang niemand auf ihn oder den Betrieb zugegangen sei. Die jetzige Betäubung mit Kohlendioxid sei seit Jahren Praxis, ansonsten würde die Tierschutzschlachtverordnung diese Methode verbieten. Das Beimengen von Edelgasen zur möglichen Verbesserung tierschutzrelevanter Parameter sei zudem erst im Modellversuch. Physikalische Probleme durch vorzeitiges Entweichen der leichten Edelgase und andere technische Fragestellungen müssten erst zur Serienreife entwickelt werden. Man stehe möglichen Veränderungen in der Zusammensetzung des gasförmigen Betäubungsmediums aufgeschlossen gegenüber. „Die Behauptung, die Branche verwehre sich einer solchen Entwicklung lediglich aus wirtschaftlichen Gründen, weise ich als verantwortungsvoller Geschäftsführer entschieden von mir. Auch den Begriff Akkordschlachten finde ich tendenziös. Jeder Wirtschaftsbetrieb, der produziert, hat eine gewisse Taktung. Bei uns werden in der Stunde 180 Schweine handwerklich sauber geschlachtet, ohne den Makel der Industrieabfertigung“, sagt Kampa. In der 18-seitigen Strafanzeige versucht Peta detailliert auszuführen, dass die CO2-Schlachtung mit erheblichen Stressfaktoren für die Tiere verbunden ist. „Alle wissen dies, vor allem die Schlachtbranche, natürlich auch der Gesetzgeber und die Wissenschaft. CO2 ist billig und problemlos in großen Mengen herzustellen“, sagt Haferbeck. Es sei Fakt, dass die Zuführung von Edelgasen wie Helium oder Argon zu einer erheblichen Verbesserung der Zustände im Schlachthof zugunsten der Schweine führe. „Es ist unbestritten, dass die CO2-Betäubung leider noch legitim ist, doch ob sie auch akzeptabel für eine Gesellschaft ist, steht auf einen anderen Blatt“, sagt der Wissenschaftler. Auch wenn es größere Schlachtbetriebe gebe, handele es sich in Mannheim um ein Akkord-Schlachtunternehmen mit einem Betäubungsverfahren, das nur von etwa 20 Betrieben in Deutschland angewendet werde.

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