Rheinpfalz „Stabiler Mischwald ist das Ziel“

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Neustadt. Mit fast 4900 Hektar städtischer Waldfläche ist Neustadt der größte kommunale Waldbesitzer in Rheinland-Pfalz. Wie jedes Jahr im Herbst beginnt jetzt bald wieder die Holzernte, die durchschnittlich 500.000 bis 600.000 Euro einbringt. Revierleiter Jens Bramenkamp erklärt, wie wichtig Fällungen sind.

Jetzt ist der Wald wieder eine Art Wirtschaftsfaktor. Sehen Sie Ihr Revier in der Zeit mit anderen Augen?

Nein, wir Förster müssen stets alle Funktionen und Aufgaben des Waldes im Auge haben. Die ökologischen Faktoren, die Ansprüche der Menschen an den Wald – Stichwort Erholung –, die Schutzfunktionen, aber eben auch die wirtschaftliche Bedeutung. Diese Komponenten müssen gleichrangig beachtet werden. Was sind die wichtigsten Hölzer? Geerntet werden am häufigsten Nadelhölzer wie Kiefer, Fichte und Douglasie, gefolgt von den Laubhölzern Buche, Kastanie und Eiche. Gerade die Nadelhölzer werden intensiv durchforstet und waldbaulich gepflegt, da sie immer noch den größten Flächenanteil einnehmen. In Zukunft soll sich aber der Laubholzanteil erhöhen, daher geben wir mit Hilfe von Durchforstungen vermehrt Licht in die Bestände. Ansonsten schaffen wir auch Platz für neue Pflanzflächen, auf denen überwiegend Laubhölzer für gesunde, stabile und zukunftssichere Mischwälder angebaut werden. Wann startet die Holzernte, wie lange dauert sie, und wer ist im Einsatz? Zum Einsatz kommen mehrere Forstunternehmen mit vielen Forstwirten, teilweise auch Maschinenführern. Los geht’s mit den Hauptarbeiten spätestens Anfang November. Ende ist je nach Witterung im März oder April. Derzeit finden im Revier Hohe Loog Fällungen von nicht mehr standsicheren Bäumen statt. Diese Arbeiten haben allerdings nichts mit der klassischen Holzernte zu tun. Wie hoch ist der Druck, bestimmte Mengen ernten zu müssen, also einen gewissen Ertrag zu erzielen? Die städtischen Revierförster stimmen mit ihren Vorgesetzten einen Forsthaushalt ab, in dem die Einnahmen und Ausgaben vermerkt sind. Dieser wird im Umweltausschuss beraten und im Stadtrat beschlossen. Da gibt es weder von der Verwaltung noch der Politik Druck, bestimmte Zahlen erwirtschaften zu müssen. Natürlich müssen wir im Rahmen des Planes wirtschaften, aber gerade die Erlösseite kann man in einem Wirtschaftszweig der Urproduktion nicht erzwingen. Zu groß sind die Unsicherheiten und Schwankungen – zum Beispiel durch Stürme und Waldbrände beziehungsweise Über- oder Unterkapazitäten in Sägewerken, Veränderungen der Weltwirtschaftslage. All das kann zu Absatzschwierigkeiten führen, was wiederum den Holzeinschlag beeinflussen kann. Wie verlief die vergangene Holzernte, wie hoch war der Ertrag? Durchschnittlich werden in den städtischen Wäldern 16.000 bis 19.000 Festmeter Holz bei einem Erlös von 500.000 bis 600.000 Euro geerntet. Auch diese Zahlen schwanken stark und sind, wie bereits erwähnt, von verschiedenen Faktoren abhängig. Dazu kommt, dass wir in Neustadt viele leistungsschwache Standorte mit einer nur mäßigen Nährstoff- und Wasserversorgung haben. Und was erwarten Sie sich von der aktuellen Ernte, was ist das Ziel? Ziele in der Waldbewirtschaftung sind immer die Schaffung stabiler, gesunder, multifunktioneller, leistungsfähiger, natürlicher Mischwälder, die all ihre Funktionen auch noch für viele zukünftige Generationen erfüllen können. Dazu tragen wir Förster mit sehr vielen verschiedenen Maßnahmen bei. | Interview: Steffen Gall

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