Rheinpfalz Staatsvertrag bleibt das große Ziel der Muslime

MAINZ/KOBLENZ (pet). Hajrudin Katica, der neue Vorsitzende der Schura Rheinland-Pfalz, findet, dass Meinungsverschiedenheiten innerhalb der muslimischen Landesverbände überbewertet werden. „Unser gemeinsamer Nenner ist der Islam“, sagt der 45-Jährige, der den Staatsvertrag mit der neuen Landesregierung schnellstmöglich unter Dach und Fach bringen möchte.

„Was in Hamburg und Bremen funktioniert, sollte auch in Rheinland-Pfalz möglich sein“, meint der Schura-Landesvorsitzende. Wie sein Vorgänger, der Eisenberger Mustafa Cimsit, setzt er sich dafür ein, dass muslimische Verbände wie die Schura vom Land als Religionsgemeinschaften anerkannt werden. Vier weiteren Verbänden könnte diese Anerkennung zuteil werden: der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib), dem Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ), der Alevitischen Gemeinde und Ahmadiyya, einer Splittergruppe aus Pakistan. Unter dem Dach der im April 2013 gegründeten Schura Rheinland-Pfalz, dem Landesverband der Muslime, haben sich 17 Moscheegemeinden zusammengeschlossen. Die Schura sieht sich nicht nur als Interessenvertretung, sondern hat sich von Anfang an auch als Religionsgemeinschaft verstanden, die am religiösen Leben ihrer Mitgliedsgemeinden teilnimmt. Katica findet es sehr erfreulich, dass die Islamische Gemeinschaft Milli Görus (IGMG) vor kurzem wieder in die Schura Rheinland-Pfalz eingetreten ist. „Auch das ist ein Indiz dafür, dass wir jetzt alle wieder an einem Strang ziehen“, sagt Katica. Seiner Auskunft nach hatte die IGMG die Schura nach Unstimmigkeiten mit Cimsit verlassen. Der Dachverband wolle auch in Zukunft eine Plattform für alle Muslime in Rheinland-Pfalz sein, so Katica. „Wir wollen niemandem etwas vorschreiben, aber es ist wichtig, gemeinsame Strukturen auf Landesebene zu schaffen.“ Der Landesvorsitzende weist darauf hin, dass es einen gemeinsamen Verband als Ansprechpartner in religiösen Fragen geben sollte, der Probleme auf Landesebene ansprechen und klären kann. Nach Ansicht Katicas muss der Einigungsprozess unter den Muslimen vorangetrieben werden, um mit einer Stimme und einem gemeinsamen Standpunkt sprechen zu können. Derzeit führt die Schura Gespräche mit allen muslimischen Landesverbänden in Rheinland-Pfalz, um eine gemeinsame Basis zu finden. Dabei sei nicht beabsichtigt, irgendeinen bestehenden Verband zu schwächen oder aufzulösen, so Katica „Es geht lediglich um eine sinnvolle Kooperation.“ Welche Rolle dabei der im August 2015 gegründete Zentralrat der Muslime in Rheinland-Pfalz spielt, dazu will sich der Schura-Vorsitzende noch nicht äußern. Die Gespräche seien sehr zeitaufwendig, über Details könne er noch keine Auskunft geben. Die Schura habe sich vorgenommen, alle islamischen Gemeinden in einem Haus zu vereinen. „Die multiethnische Zusammensetzung aus Schiiten und Sunniten betrachten wir dabei als einen Gewinn“, betont Katica. „Uns eint der Wunsch, mit allen Religionsgemeinschaften und gesellschaftlichen Gruppen, mit der Landesregierung und allen Institutionen partnerschaftlich zusammenzuarbeiten, um den gesellschaftlichen Frieden zu erhalten und zu sichern.“ Katica ist Vorsitzender der Islamischen Gemeinschaft der Bosniaken Koblenz und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Muslime. Dort sind alle muslimischen Gemeinden der Stadt vertreten. Er sei es also gewohnt, verschiedene Interessen zu bündeln und verfüge über 27 Jahre Erfahrung in der Vorstandsarbeit, sagt der Bosnier. Katica kommt aus Sarajewo in Bosnien-Herzegowina, ist aber in Koblenz aufgewachsen und kennt dort alle Institutionen. „Ich weiß, was Integration bedeutet und wie sie funktioniert“, betont er. Katica ist verheiratet und hat drei Töchter. Georg Wenz, Islambeauftragter der protestantischen Landeskirche der Pfalz, ist nicht sehr optimistisch in Sachen Staatsvertrag. „Die Gespräche werden von der Landesregierung sicher bald wieder aufgenommen“, sagt er. Angesichts der Lage in der Türkei werde die geplante Gleichstellung aber vermutlich aufgeschoben. „Jetzt wird eher auf niedriger Flamme gekocht.“ (Archivfotos: Schäfer/Privat)

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