Rheinpfalz Städte testen Anhänger-Blitzer

91-95872510.jpg

Für seine Kontroll-Offensive schafft das Land zehn Anhänger-Blitzer an, aber auch Ludwigshafen testet die neuartigen Messgeräte schon.

Ludwigshafen

. In zwei dünnen Fäden ist die Sprühfarbe an der weißen Rückfront hinuntergetröpfelt, doch als dicke schwarze Schicht verklebt sie seine rechteckige Schreibe: Das im wuchtigen Anhänger-Aufbau versteckte Messgerät ist dadurch blind, kann nicht mehr das Tempo-30-Limit in der Sternstraße überwachen. Dabei hat sich die Stadt Ludwigshafen für 5000 Euro im Monat einen der modernsten Blitzer gemietet, die auf dem Markt sind. Im „Enforcement Trailer“ steckt die gleiche Messtechnik wie in den runden Säulen, die seit etwa zehn Jahren als stationäre Messstellen an Straßenrändern platziert werden. Wird sie in Anhänger verbaut, kann sie auch an wechselnden Standorten wachen – wie ein herkömmlicher mobiler Blitzer, aber tagelang. Und ohne Personal, das vor Ort ausharrt. Das macht diese Geräte so attraktiv, dass das Land im Zuge seiner „Blitz-Offensive“ gleich zehn davon anschafft. Je zwei davon bekommen die beiden Pfälzer Polizeipräsidien in Ludwigshafen und Kaiserslautern (wir berichteten). Doch Jagd auf Zu-schnell-Fahrer dürfen in Rheinland-Pfalz auch Kreise, Städte und Gemeinden machen – wenn sie sich dieses Recht offiziell übertragen lassen, wie es Ludwigshafen im Jahr 1995 getan hat. Das neueste und 33. Mitglied im Club der selbst blitzenden Kommunen ist seit 1. Januar die Verbandsgemeinde Wöllstein (Kreis Alzey-Worms). Auch Neustadt hätte die Geschwindigkeitskontrolle längst zu einer städtischen Aufgabe gemacht, wenn es nach dem dort zuständigen Beigeordneten Georg Krist (FWG) gegangen wäre. Doch bislang ist er damit abgeblitzt: zu teuer, befand die Ratsmehrheit unter anderem. Für ein herkömmliches mobiles Gerät wären, so steht es in einer städtischen Kalkulation, etwa 50.000 Euro zu berappen. Schwerer wiegt: Damit so ein Apparat täglich vier bis fünf Stunden lang wachen kann, würden zwei Vollzeit-Mitarbeiter gebraucht – macht Personalkosten von mehr als 100.000 Euro im Jahr. Trotz Bußgelder-Einnahmen würde die Stadt damit unterm Stich im ersten Jahr gut 310.000 Euro drauflegen, in den Folgejahren immer noch jeweils 230.000 Euro. Mit einem Anhänger-Blitzer hingegen, meint Krist, könnten diese Zahlen ganz anders aussehen. Denn so ein Apparat würde ja, wäre er einmal aufgestellt, seinen Wachdienst mutterseelenallein verrichten, mithin viel weniger Personalkosten verursachen. Der Beigeordnete will daher die Diskussion bei nächster Gelegenheit wieder aufleben lassen. In einer neuen Kosten-Nutzen-Kalkulation müsste er allerdings auch berücksichtigen, dass der Kaufpreis so eines Gerätes deutlich höher ausfällt: Das Land zahlt pro Stück eine Summe „im unteren sechsstelligen Bereich“. Doch die Herstellerfirma Vitronic bietet auch eine Lösung für Kommunen, die so eine hohe Investition scheuen. Ihr Tochterunternehmen Vetro vermietet die Hightech-Blitzer einfach. Weil dieser Firmenzweig in Wismar residiert, prangt auf den Leihgeräten ein HWI-Nummernschild. Es ziert auch einen Anhänger, der derzeit an wechselnden Standorten in Mannheim lauert. Dort war so ein Apparat 2016 schon einmal in einem Vier-Wochen-Probeeinsatz, nun will die von Angeber-Rasern gequälte Stadt ein halbes Jahr lang mit ihm experimentieren. Auch Ludwigshafen ist in so einer Probephase. Ein Sprecher sagt: Falls sich der Anhänger-Blitzer bewährt, wäre für die Stadt auch ein Kauf denkbar. Allerdings bekommen Mieter nicht nur das Gerät, sondern auch einen Rund-um-Service – zum Beispiel, wenn schwarze Farbe ein Messgerät blind gemacht hat. Angriffe wie die Ludwigshafener Sprüh-Attacke Anfang Februar allerdings, sagt ein Vetro-Firmensprecher, hinterlassen bloß Bagatellschäden, die ruckzuck behoben sind. Schließlich soll die Panzerung des Aufbaus so stabil sein, dass sie sogar Schüsse abprallen lässt. Außerdem meldet der Anhänger rüde Angriffe sofort per Funk bei der Firmenzentrale. Wenn das Unternehmen dann die Polizei alarmiert und Beamte gerade in der Nähe sind, könnte ein Übeltäter noch auf frischer Tat ertappt werden. Sinnlos wäre so eine Attacke obendrein auch – zumindest, wenn ein soeben geblitzter Autofahrer das Gerät zerlegen will, um so den Beweis für seinen Regelverstoß zu vernichten. Denn das Foto samt Messdaten hat die Technik ohnehin schon sofort an eine Erfassungsstelle übermittelt.

x