Rheinpfalz Spitze Zungen und bewegliche Körper

Die Breitenbacher Narren ließen es am Samstagabend „Auf dem Wilcher“ wieder einmal so richtig krachen: Dabei war nicht nur die Schönbachtalhalle eine Augenweide, auch die vielen Garde- und Showtänze setzten in der Prunksitzung des Breitenbacher Carneval Vereins Akzente. Auch die Büttenredner überzeugten einmal mehr mit spitzer Zunge.

Und so meldete sich Protokoller Uwe Staab zu Wort: Er sei der erste Prunksitzungshallenhausmeister der Gemeinde Breitenbach. Seit einigen Jahren ausgestattet mit der Lizenz zum Aufräumen, Kehren und natürlich Blumen gießen. Neuerdings habe er auch noch das Amt des Aufpassers und Rausschmeißers des neuen Kinderspielplatzes übernommen. Dann beschreibt der singende Protokoller auch gleich seinen Auftraggeber, dessen Lebenseinstellung und die einer weiteren „Brädebacher“ Gilde: „Sparfuchs Knapp, das sparen geht ihm richtig ab, doch auch der Gemeinderat, hat die Ausredd gleich parat-aaat“. Im vergangenen Jahr, in der fernen Bundeshauptstadt, hätten gar die Weltmeistersuperstars den „Brädebacher Bojermeschder“ mit einem Lied gehuldigt: „So geht der Gaucho...“, brüllten 200 Stimmen begeistert mit. Kaum waren die letzten Giftpfeile des Protokollers verschossen, trafen die Speerspitzen ihrer Tollitäten, Prinzessin Sofia und Prinz Phil, voll ins Schwarze. Die beiden Hoheiten des Kinderfaschings, die mitsamt Hofstaat der närrischen Gesellschaft einen kurzen Besuch erwiesen, sinnierten über die Flurbereinigung und wagten gar ein Blick hinüber nach Waldmohr. Spitze auch wieder die Büttenredner. Und so erschien im Bademantel Michael Romba und ging in Abendgarderobe. Okay, die Hose hatte am Bauchansatz einen riesigen V-Ausschnitt und das dunkle Jackett saß ziemlich stramm. Doch er verkörperte den perfekten Mann, der sich akribisch für eine Abendgala schick machte. Seine Kathrin weilte bereits seit drei Stunden im Bad, so nutze er die Zeit, über die unvollkommene Frauenwelt nachzudenken. Ein ganz anderes Männerbild skizzierte hingegen Sarah Rohde, die zum Ergebnis kam, dass der „Halbmensch Mann“ bei Frauen sowohl ziehen im Rücken verursacht, als auch für Bauch- und Kopfschmerzen verantwortlich zu machen ist. Hingegen warb Tobias Weber in seinem Büttendebüt, für den deutschen Handwerker. Dabei kristallisierte sich schnell heraus, dass das Handwerk hierarchisch aufgestellt sei, im Dienste der Kunden schnell und effektiv arbeite und dabei nicht selten Raum und Zeit vergesse.Neben den Büttenrednern brillierten in der ersten Hälfte des fast vierstündigen Programms die Funkengarde, das Kinder-Funkenmariechen Elena Göbbel und das Funkenpaar Saskia Schamma und Christan Staab. Modern, voller Rhythmus auch der Auftritt von Florian Weber, Max Pfaff, Tobias Theiß und Karsten Angel. Noch verhalten bei „I get a boy“ rockte die „Brädebacher K-Unit“ unter den Klängen von „Run and Run“ voll ab. Aus voller Kehle sangen die Breitenbacher Frackträger, auch bekannt als „Brädebacher Kehlcher“ läuteten sie mit DJ Ötzi’s „Sieben Sünden bist du mir wert“ und dem Gassenhauer „Ja in Brädebach du isses schön“ die Pause ein.Während draußen dicke Schneeflocken eine weiße Pracht über das nächtliche Breitenbach legten, sorgten nach der Pause drinnen die Prinzengarde mit ihren akrobatischen Sprüngen und Beinschwüngen für Staunen. Es war die Nacht der Gegensätze: Noch bevor Funkenmariechen Ulrike Pleger mit perfekten Spagats, Flickflacks und einem ewigen Lächeln als wahres Energiebündel nur so strotzte, erschienen zwei ältere Herrschaften beim Herrn Doktor in der Sprechstunde. Er (Inge Klein) und Sie (Klara End) tauschten sich nicht nur über Krankheiten aus. Einen gefühlten 90-minütigen Austausch pflegten auch sechs allseits im Dorf bekannte Fans des „TuS Brädebach“, die am Spielfeldrand analytisch den Spielverlauf der Kohlbachtal-Kickers mit den Ihrigen verfolgten. Für Kurzweil sorgte dann wieder eine Showtanzgruppe um Annika Scholtes. Bevor sich die Breitenbacher Narren mit „Que sera sera“ verabschiedeten, sorgte noch einmal das neunköpfige Männerballett, mit einer Mischung aus Klassik und Pop für heftige Lachsalven. (res)

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