Speyer/Annweiler Speyerer Bischof aus der Südpfalz: Konrad von Scharfenberg

Das Grab von Konrad von Scharfenberg in der Grablege im Dom zu Speyer.
Das Grab von Konrad von Scharfenberg in der Grablege im Dom zu Speyer.

Heute jährt sich zum 800sten Mal der Todestag einer der schillerndsten Persönlichkeiten im Hohen Mittelalter. Am 24. März 1224 starb Konrad von Scharfenberg, Bischof von Speyer und Metz und engster Berater von fünf Königen.

Obwohl aus der niederadeligen Reichsministerialität stammend, also von bewaffneten, aber unfreien Gefolgsleuten des Königs, war sein Handeln zur Lösung von Konflikten nicht durch den Waffengang bestimmt, sondern von nach Ausgleich bestrebter Diplomatie.

Konrad entstammte einem Geschlecht, das sich nach der ihnen zu Lehen gegebenen Burg Scharfenberg benannte. Die wenigen noch sichtbaren Reste der südlichsten der drei Trifelsburgen täuschen darüber hinweg, dass diese Reichsburg vor ihrer Zerstörung im Bauernkrieg über beträchtliche Ausmaße verfügte, mit zumindest zwei stattlichen, befestigten Wohngebäuden. Davon ist mit Ausnahme des Turms aus dem 12. Jahrhundert kaum noch Mauerwerk erhalten geblieben.

Hochintelligentes Kind in Speyer ausgebildet

Wahrscheinlich ist, dass Konrad auf der Stammburg Scharfenberg zwischen 1160 und 1165 zur Welt kam. Früh war für das hochintelligente Kind die geistliche Laufbahn anstatt die des Ritterstands bestimmt worden. Die Ausbildung fand in der Domschule von Speyer statt, einer Einrichtung, die bereits in der Salierzeit den Ruf einer hervorragenden Diplomatenschule genoss. Konrad war sich stets bewusst, dass er seine außergewöhnliche weltliche Karriere dieser Institution verdankt. Dort lehrte der Scholastiker Andreas mit regem Kontakt zur Elite des Reichs; er verstand es, die daraus gewonnene Weltgewandtheit auf seine Schüler zu übertragen, damit sie ihm nacheiferten.

1186 war Konrad bereits Vorsteher des Speyerer Stifts St. German und bald darauf Dekan des Domkapitels. Er wusste sein kirchliches Amt mit der angestrebten weltlichen Karriere zu verknüpfen. Ein Jahr darauf traf man ihn in Diensten von Kaiser Friedrich Barbarossa an. Nach dessen Tod 1190 erlernte Konrad in der Kanzlei des Königs Heinrich VI. das Handwerk eines Notars und wurde von dessen Nachfolger, König Philipp von Schwaben, mit dem Amt eines Protonotars – der Leitung der königlichen Kanzlei – betraut. Im April 1200 wählte ihn das Domkapitel zum Bischof Konrad III. über das Bistum Speyer.

Enges Verhältnis zu König Philipp von Schwaben

In dem ausgebrochenen Thronstreit zwischen den Parteien der Staufer und der Welfen nach dem Tod Heinrichs VI. anno 1197 hatte Konrad sich entschieden auf die Seite Philipps geschlagen und ihn energisch gegen Papst Innozenz III. unterstützt, der sich offen zugunsten von Philipps Gegner, des Welfen Otto, aussprach. Die Gelegenheit nutzte Konrad, sich unentwegt gegen ein Eingreifen des Papsttums in Angelegenheiten des Reichs einzusetzen.

Konrad stand zu dem beim Volk beliebten jungen König Philipp auch in enger persönlicher Beziehung. Falls Philipp etwas zustoßen sollte, war Konrad gehalten, die Insignien des Reichs an einem sicheren Ort zu verwahren und sich Philipps Gemahlin Irene sowie ihrer Kinder anzunehmen. Dazu sollte es bald kommen. Im Juni 1208 wurde Philipp vor den Augen Konrads in der Bischofspfalz Bamberg von Otto von Wittelsbach im Jähzorn erschlagen. Konrad handelte, wie ihm aufgetragen war. Er ließ die Reichskleinodien auf die Reichsburg Trifels bringen und nahm, nachdem Königin Irene bald darauf gestorben war, die verwaisten Königskinder unter seinen Schutz.

Der Idee des Reichsgedankens verpflichtet

Um die Zwietracht unter den Adeligen über die Thronstreitigkeiten friedlich zu beenden, wechselte Konrad die Seiten und drängte die staufische Partei dazu, Otto als neuen König anzuerkennen. Im November 1208 erfolgte dessen Krönung als Otto IV. zum römisch-deutschen König. Konrad übergab ihm zu dessen Würde die von ihm verwahrten Insignien des Reichs und übernahm als Dank die Leitung von dessen Reichskanzlei.

Zwar war Konrad von Scharfenberg auch auf seine eigenen Vorteile bedacht. Im Grunde aber ließ er sich in seinem Handeln von der Idee des Reichsgedankens leiten. Seine Einstellung änderte sich auch nicht, als er von Otto IV. wegen dessen Wortbruchs gegenüber dem Papst abfiel, sich erneut den Staufern zuwandte und die Königskrönung Friedrichs vorbereitete, sogar dessen Erhebung zum Kaiser Friedrich II. durch den Papst den Weg ebnete. Friedrich übertrug ihm für seine Verdienste mit Einverständnis des Papstes das lang ersehnte Bistum Metz. Er herrschte nun über zwei Bistümer. Die Leitung der Reichskanzlei und den Titel „Kaiserlicher Hofkanzler“ behielt er. Allmählich zog er sich aus den Staatsgeschäften zurück, doch kümmerte er sich noch um die Erziehung von Friedrichs Sohn und späteren König Heinrich.

Konrad von Scharfenbergs Gebeine ruhen in der Kaisergruft des Doms von Speyer an der Seite seines von ihm so hochgeschätzten König Philipps von Schwaben.

Siegel Konrad von Scharfenbergs.
Siegel Konrad von Scharfenbergs.
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