Rheinpfalz So klappt’s auch 24 Stunden lang

Ein Zoll-Beamter kontrolliert die Radgröße der Klappräder, ein König aus Ghana nimmt den Fahrern den Schwur ab und Friseur Rainer Klapp kontrolliert, ob die Oberlippenbartverordnung eingehalten wird: Die Regeln sind streng beim World-Klapp, dem großen Klapprad-Rennen am 1. und 2. Mai in Schopp. Und natürlich sind alle Teilnehmer mit vollem Ernst bei der Sache.

Fast schon legendär, auf alle Fälle in der Szene Kult ist das jährliche Klapprad-Rennen an der Kalmit, das der Klappverein aus der Vorderpfalz seit 24 Jahren ausrichtet. „Entstanden ist die Idee, als ein paar Jungs einen Betrunkenen mit dem Klapprad die Kalmit haben hochfahren sehen“, erinnert sich Holger Gockel, zweiter Vorsitzender und Sprecher des Klappvereins. Klar, das konnten sie auch. Und andere ebenso. So dass sich im vergangenen Jahr schließlich 670 Teilnehmer – „auf diese Zahl begrenzt!“– den Anstieg hochquälten. 2012 wurde der Verein dann weltmännisch und der Startschuss für die erste World-Klapp fiel. In diesem und folgendem Jahr in Ludwigshafen, doch spätestens 2014 war die Pfalz endgültig zu klein und die Hauptstadt Ziel der World-Klapper. „Vor dem Reichstag sind wir die Merkel-Raute gefahren“, erzählt Gockel. Doch schon vorher waren sie in Schopp zu Besuch und „wurden so herzlich empfangen, dass wir jetzt wieder zu den Wurzeln zurückkehren“. Die Schopper Radrennbahn eigne sich hervorragend für das geplante 24-Stunden-Rennen: Sie ist flach und deswegen auch bei Regen zu befahren. „Andere Rennen werden bei Regen abgesagt, wir starten nur dann“, betont Gockel. Naja, wenn’s nicht anders geht, dann halt auch bei Sonnenschein, schiebt er unwillig hinterher. Der RV Schopp, der Sportverein, die Feuerwehr, der FCK-Fanclub – sie alle sind im Boot. Und natürlich stellt die Gemeinde nicht nur die Bahn, sondern auch Gelände zum Campen für das echte Klapp-Stock-Festival-Feeling kostenlos zur Verfügung, so Ortschef Bernd Mayer. „Alles, was Leute nach Schopp bringt, ist gut.“ Und die werden kommen. 2000 bis 3000 Personen erwartet der Verein bei knapp 250 Startern. 48 Mannschaften mit je vier Fahrern werden zugelassen; 53 Bewerbungen liegen schon vor. So bedarf es einiges an Energie und Kreativität, um es in die Auswahl zu schaffen. Die Bedingungen, aufgestellt und kontrolliert von der Wahrheitskommission des Vereins, sind klar und knallhart: Ein mindestens 30 Jahre altes Klapprad mit 20-Zoll-Bereifung – „zur Überprüfung haben wir einen echten Zoll-Beamten vor Ort“ –, mit funktionierendem Klappmechanismus, Original-Lenker und natürlich ohne Gangschaltung. Passend zum 70er-Jahre-Rad ist ein echter Oberlippenbart gemäß Oberlippenbartverordnung (OlibaVo) vorgeschrieben. Frauen ohne Damenbart haben die Möglichkeit, sich von Amtsfriseur Rainer Klapp aus Schifferstadt eine Oberlippenbartunfähigkeitsbescheinigung ausstellen zu lassen. Diese erobern übrigens so langsam die Männerdomäne Klappradsport: „Wir haben 154 Männer und 17 Frauen, also über zehn Prozent; das gibt es bei keinem Dax-Konzern-Vorstand“, betont Gockel stolz. Am 1. Mai um 18 Uhr fällt der Startschuss; das Team, das mit wechselnden Fahrern nach 24 Stunden die meisten Runden zurückgelegt hat, bekommt den Pokal, der noch in Arbeit ist. „Bei gleicher Rundenzahl entscheidet die Bartlänge.“ Logisch. Nach der Rad- und Bartkontrolle wird die World-Klapp-Hymne gesungen und König Cephas Bansah aus Ghana, wohnhaft in Ludwigshafen, nimmt den Fahrern den Eid ab. Mit dem Le-Schopp-Start, bei dem die 48 Fahrer zu ihren Rädern auf der Bahn laufen, ist das Rennen eröffnet. Neben den „top gestylten“ Fahrern gibt es für die Zuschauer noch einiges an Attraktionen: Das Showprogramm gestalten ab 16 Uhr rund zehn Bands, die Songs wie „Das Leben ist hart ohne Oberlippenbart“ schmettern. Steffi Tücking vom SWR und Udo Scholz, Ex-FCK-Stadionsprecher, moderieren. Und zum Abschluss ist ein „bombastisches“ Feuerwerk geplant. Um die Technik kümmert sich Dr. Klapp alias Hermann Nocke von „Nockes 2-Rad“ in Weilerbach. „Ich wurde vor drei Jahren vom Klapprad-Virus befallen“, erzählt er. In seinem Laden hat er mittlerweile eine Klapprad-Ecke und schafft es, ein Klapprad auf acht Kilo – ohne Carbon! - zu tunen. „Schon ein Alu-Rahmen ist verpönt“, musste er erfahren. Ansonsten schraubt er für die Fahrer an allem, was Tempo bringt und Gewicht nimmt. Wie sehr ihn das Virus befallen hat, zeigt sich daran, dass er selbst ein Rennen, „Eulen-Klapp bis nuff“, für Pfingstsonntag organisiert hat. Während am Rad – in Maßen – getunt werden darf, ist dies für die Fahrer kein Thema. „Der Klappradsport ist sauber“, sagt Holger Gockel voller Überzeugung. Während bei anderen Doping-Kontrollen die Hämatokrit-Werte kontrolliert werden, „überprüfen wir die Hämorrhoid-Werte – und die waren noch nie erhöht“, kann er stolz verkünden. An Sattelformen ist alles erlaubt. Es muss nicht der Original-70er-Jahre-Sattel sein. So klappt’s auch mit den 24 Stunden. (gzi)

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