Rheinpfalz „So fröhlich und so bunt“

Seit knapp zwei Monaten trägt Kaiserslautern Flügel, schweben bunte Schmetterlinge über den Straßen der Innenstadt oder sitzen in Gruppen in größeren Bäumen. Wie kommt das Projekt im Handel und bei den Kunden in der Barbarossastadt an? Die RHEINPFALZ hat nachgefragt.

Farbenfrohe Schmetterlinge für ein attraktives Kaiserslautern und ein positives Lebensgefühl bei Bürgern und Besuchern: Mit dieser Idee und dem Projekt „Kaiserslautern trägt Flügel“ hat Sandra Derag von der Interessengemeinschaft „Kunstwerkraum“ bei der Stadt und zahlreichen Geschäften im Frühjahr offene Türen eingerannt. Der Handel hat mitgezogen und durch die Übernahme von Patenschaften die schillernden Fiberglasobjekte lebendig werden lassen. Ob die Bürger ebenfalls begeistert sind von den vielfarbigen Faltern über ihren Köpfen und dem Anblick, den die Schmetterlinge bieten, hat die Umfrage in den Geschäften nicht eindeutig gezeigt. Thema war die Dekoration bei Kunden nur, wenn ausdrücklich danach gefragt wurde. Paul Hauck von Optik Hauck in der Kerststraße hat für einen Schmetterling die Patenschaft übernommen und findet die Aktion schön: „Die Stadt sieht bunter aus.“ Wenn seine Kunden beim Anprobieren einer Brille die Schmetterlinge praktisch mit keinem Wort erwähnen, will der Optiker dies nicht unbedingt negativ sehen. Vielleicht müsste man sie darauf ansprechen, überlegt Hauck. Der aus Altenglan stammende Unternehmer Wilfried Heil von Heil menswear in der Riesenstraße tut genau das. Er hört dann gelegentlich, die Schmetterlinge hingen zu hoch; der Einzelhändler erklärt in solchen Fällen gern, dass es technisch nicht anders möglich war. Heil sieht den Zug der Schmetterlinge durch die City als einen roten Faden, der von der City durch die Mühlstraße bis zur Gartenschau geht. Als Außenwerbung für die Stadt sei die Aktion auch deshalb gut, weil sie sich einheitlich präsentiere. „Das ist so fröhlich, so bunt, ich finde die Schmetterlinge ganz toll und erfreue mich jeden Morgen und jeden Abend daran, wenn ich durch die Eisenbahnstraße gehe“, schwärmt Tanja Moser. Spontane Kommentare seitens der Kundschaft hat die Buchhändlerin an ihrem Arbeitsplatz bei Thalia in der Kerststraße bisher allerdings noch nicht gehört. Ganz andere Erfahrungen hat man bei Lederwaren Erika in der Riesenstraße gemacht. „Die Kunden sind interessiert, sie fragen nach, was es damit auf sich hat. Einige würden so einen Schmetterling sogar kaufen wollen“, berichtet das Erika-Team. Die Frauen, die das Geschäft gemeinsam führen, finden die Idee gut: „Sonst hätten wir nicht mitgemacht.“ Nicht zuletzt kaschierten die Falter den Blick auf die ECE-Baustelle. Eine Kundin habe sogar von einem „Lichtblick am Ende dieser Mauer“ gesprochen. Zu Beginn der Aktion „Kaiserslautern trägt Flügel“ hätten zwei, drei Kunden von außerhalb sie angesprochen, berichtet Heidi Kowalski. Inzwischen sei im Handarbeitsgeschäft in der Eisenbahnstraße davon nichts mehr zu hören: „Wir haben durch unseren Bär Bruno im Schaufenster mehr Reaktion von den Kindern als durch die Schmetterlinge. Sie hängen zu hoch.“ Trotz dieser Nicht-Reaktion spricht die Geschäftsfrau von einer schönen Idee, die das Gesamtbild der City auflockere. Außerdem: „Es ist immer viel wert, wenn was getan wird.“ „Persönlich finde ich die Schmetterlinge schön, aber sie hängen zu hoch“, sagt auch Randi Haas von Extra Thomas Haas in der Schneiderstraße. Kein Kunde habe sich dazu geäußert, nur wer die Aktion kenne, schaue nach oben. In den Bäumen seien die Schmetterlinge besser zu erkennen als an der Weihnachtsbeleuchtung. Nicht zufrieden ist Randi Haas mit der Betreuung des Projekts. Im Sturm habe sich das Banner hochgerollt, das ihr Geschäft als Paten ausweist. Sie hätten selbst auf die Leiter steigen und es geraderücken müssen. Die Patenschaft hat sie 1000 Euro gekostet, sie würde das nicht wieder machen. „Ein Feedback von den Leuten kommt selten“, hat auch Werner Braun vom Eiscafé Dolomiten festgestellt: „Die Leute sitzen halt draußen, sehen die Schmetterlinge – vielleicht genießen sie und schweigen.“ Das solle aber nicht bedeuten, dass solche Projekte nicht mehr gemacht werden sollten. „Die Schmetterlinge beleben auf jeden Fall die Fußgängerzone, die sonst eher ein bisschen trist ist. Die Leute sagen halt einfach nichts.“ Andere Erfahrungen hat Stadtführerin Andrea Stephany gemacht. Leute von außerhalb sprechen sie an, nennen es eine schöne Idee. „Die Einheimischen finden es auch schön“, ist sie überzeugt. Sie berichtet von einer Bekannten, die mit dem Fotoapparat losgezogen sei, um möglichst jeden Schmetterling zu fotografieren. (krh)

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