Rheinpfalz Sehen und gesehen werden

Bis hinaus auf die Stephansgasse liegt der rote Teppich, der am Freitagabend bei der Premiere der Nibelungen-Festspiele in Worms die Prominenten empfängt. Die lassen sich auch nicht lange bitten und erscheinen zahlreich zum Auftakt mit „Gemetzel“. Von Birgit Möthrath

Einige Sternchen aus Vorabendserien posieren vor den Fotografen. Gelassener nehmen Fernsehlieblinge wie Günter Lamprecht oder Joachim Król den wohlwollenden Empfang auf. Politprominenz fährt vor wie die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Berlins früherer Bürgermeister Klaus Wowereit, der stellvertretende Bundesvorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel (alle SPD), der ehemalige hessische Ministerpräsident Roland Koch sowie Kanzleramtschef Peter Altmaier (beide CDU). Erstmals großer Applaus brandet auf bei der Ankunft von Henry Maske. „Gentleman-Boxer“ wurde er in seiner großen Zeit in den 1980er-Jahren genannt. Ob er sich bei seinen Kämpfen einmal die Tarnkappe der Nibelungen gewünscht habe, fragen wir ihn. „Oh ja. Ich habe in meiner ganzen Karriere gegen einen Boxer dreimal gekämpft und dreimal verloren. Er war der einzige, der mich geschlagen hat und gegen den ich seinerzeit nichts hätte machen können. Ich habe bis zum dritten Mal nicht den Schlüssel gefunden. Ich hätte ihn gerne öfter beobachtet, sogar gespürt beim Training, um ihn zu ergründen. Und da hätte mir die Tarnkappe sehr geholfen.“ Der Kubaner Angel Espinoza war dieser Angstgegner. Weltmeister wurde Maske 1989 dann doch. Ein großer Fan der Nibelungen-Festspiele ist CDU-Politiker Wolfgang Bosbach, der gerade vom Vorsitz des Bundesinnenausschusses zurückgetreten ist. Ob er denn dieses Jahr umso lieber zu den Helden aus Xanten und Worms kommt, da er die Nase voll hat von griechischen Heroen? Bosbach lacht. Dem trojanischen Pferd weicht er lieber aus. „Gute Frage. Fangfrage. Es ist wirklich spannend zu sehen, wie ein Stoff ganz unterschiedlich aufbereitet, interpretiert und dargestellt werden kann von großartigen Schauspielern. Und diesen Ensembles hautnah bei der Arbeit zusehen zu können, das ist wirklich ein Vergnügen. Und es ist ja ein authentischer Ort, an dem gespielt wird. Das ist eben einzigartig.“ In den festlich dekorierten Heylshofpark ergießen sich nach und nach 1300 Premierengäste. Modedesigner Harald Glööckler inszeniert seinen Auftritt am Arm seines Lebensgefährten mit Grandezza. Seit vier Wochen wohnt der Wahlpfälzer nun in Kirchheim bei Bad Dürkheim. Ist seine Villa denn schon voll eingerichtet? „Ich bin eigentlich immer zwei Tage nach einem Umzug voll eingerichtet. Bei mir geht das sehr schnell.“ Glööckler erzählt, dass er auch schon einmal Theaterkostüme entworfen habe. Wie er den Recken Siegfried anziehen würde, darüber habe er sich aber noch keine Gedanken gemacht. „Ich würde auch weniger ausstaffieren als vielmehr die Regie übernehmen wollen für das Ganze. Ich übernehme immer die Regie. Das ist viel interessanter.“ Auch Mario Adorf ist wieder in Worms – das erste Mal nach zwölf Jahren, die er im Streit mit dem früheren Intendanten Dieter Wedel den Festspielen fern blieb. Wie fühlt es sich an, wieder dabei zu sein? „Ein gutes Gefühl. Es ist erstaunlich, was aus den Festspielen geworden ist. Ich freue mich, dass es weitergegangen ist und dass ich wieder dabei sein darf.“ Wedel rollt seinen roten Teppich nun in Bad Hersfeld aus. Zur ersten Premiere seines Nachfolgers ist er nicht erschienen, obwohl der aus Mannheim stammende Nico Hofmann betont, dass es da überhaupt keine Spannungen gebe. Sie verstünden sich gut, planten sogar demnächst ein gemeinsames Filmprojekt. Auch sonst gibt sich Hofmann entspannt, obwohl gerade die letzte Probenwoche vor der Premiere sehr anstrengend gewesen sei angesichts des schlechten Wetters. „Viele Schauspieler haben sich erkältet, weil sie halbnackt spielen. Jetzt bin ich relativ entspannt, weil das Wetter so toll mitspielt und weil ich mit dem Probenprozess sehr zufrieden bin. Ich freue mich, dass so viele gekommen sind. Im Unterschied zu den anderen Jahren ist das Premierenpublikum doch deutlich überregionaler. Das hebt die Festspiele über den Tellerrand von Worms hinaus.“ Viele Gäste aus der ganzen Republik seien da wie der Hamburger Strafverteidiger Gerhard Strate, der Gustl Mollath verteidigt hat, und der ehemalige BASF-Vorstand Eggert Voscherau. Wachsendes Interesse merke er auch beim Kartenverkauf. „Wir haben deutlich mehr überregionale Presse. Das hilft natürlich der Veranstaltung, weil sie einen überregionalen Wert kriegt, was ich auch wirklich will.“ Zur Premiere ist auch Hofmanns 90-jähriger Vater Klaus Hofmann gekommen, lange Jahre Bonner Büroleiter der RHEINPFALZ. Mutter Ulla Hofmann, frühere FAZ-Redakteurin, die die Medienprobe verfolgte, sei seine schärfste Kritikerin. „Das ist auch ganz gut so“, sagt Hofmann und lacht.

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