Rheinpfalz Schönheitsfleck wurmt

Kaiserslautern. Vor zwei Jahren schrieb er Negativschlagzeilen durch Turbulenzen abseits des Rasens. Der Stammplatz war weg: Tobias Sippel, ein Torwart ohne Tor. Vergangenheit. Sippel ist längst wieder die Nummer 1 des Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern. Und der 25-Jährige hielt auch beim 3:1 (1:0) gegen den FC Ingolstadt erstklassig.

Nach dem zweiten Sieg im zweiten Punktspiel der neuen Saison war Sippel sichtlich erleichtert und sehr froh, dass Mohamadou Idrissou mit seinem Tor zum 3:1 (90.) schließlich alles klarmachte. Dass Ingolstadt nur dieser eine Treffer durch Ümit Korkmaz zum 1:2 (87.) gelang, hatte der FCK vor allem dem wie schon beim 1:0 zum Start in Paderborn glänzend aufgelegten Sippel zu verdanken.

”2:0 ist das gefährlichste Zwischenergebnis im Fußball”, philosophierte Sippel. Ein 2:0 gebe einer Mannschaft eine Pseudo-Sicherheit, die bei einem einzigen Gegentreffer plötzlich ins Gegenteil umschlagen und für Hektik sorgen könne. ”Nach dem 2:0 sind alle weiter nach vorne gerannt, haben aber den Konter nicht ausgespielt”, beschreibt der Torwart die Szene, die auch Trainer Franco Foda später fuchste. Sippel meinte: ”Es ist zwar gut, offensiv zu spielen, aber wir waren da noch zu naiv. Ich glaube, der Trainer wird uns das Gegentor und seine Entstehung bestimmt noch hundertmal zeigen.”

Keineswegs naiv, sondern sehr abgeklärt war der 22 Jahre alte FCK-Stürmer Simon Zoller bei seinen beiden Toren zum 1:0 (27.) und 2:0 (50.), die die Basis für die erfolgreiche Heimpremiere der Lauterer in dieser Spielzeit legten. ”Ich hatte ein gutes Näschen mit ,Zolli‘, oder?”, sagte Torwart Sippel nach dem Heimsieg grinsend in Anspielung auf das RHEINPFALZ-Gespräch am Mittwoch, als er Neuzugang Zoller lobte und ihn als echten ”Straßenkicker” bezeichnete.

Vor dem 1:0 am Freitagabend hatte der vom FSV Frankfurt gekommene Marcel Gaus den Ball klug und geschickt in den Lauf Zollers gelegt. Der Stürmer vollstreckte clever und kaltblütig. ”Wir haben mit den zwei Siegen in zwei Spielen einen guten Start hingelegt”, sagt Gaus, ”ich habe ein positives Gefühl, auch wenn ich bei meiner eigenen Leistung noch Luft nach oben habe, das ist klar.”

Gaus musste sich erneut durchbeißen und konnte nicht über die ganze Strecke überzeugen. Nach einem Muskelfaserriss im Oberschenkel hat er zwei Wochen der Saisonvorbereitung verpasst und sieht sich noch längst nicht bei 100 Prozent seines Leistungsvermögens angekommen. Nach 75 Minuten löste ihn Christopher Drazan ab und rechtfertigte des Trainers Vertrauen mit einem couragierten Auftritt. Wohl schloss der dynamische Flügelstürmer einen Konter in der 81. Minute überhastet ab, dem 3:1 Idrissous aber ebnete er nach tollem Solo die Bahn (90.).

”Wir können besser spielen und auch noch besser verteidigen, das wissen wir”, sagte Mittelfeldspieler Markus Karl, der am Freitag Kapitän war, ”aber nicht jeder Tag ist perfekt. ”

Perfekt war, wie Schlitzohr Zoller nach einem weiten Schlag Karls den Ball mitnahm und Ingolstadts Torhüter Ramazan Özcan mit einem raffinierten Heber überlistete. Ein Torjäger mit viel Ballgefühl!

”Der ein oder andere Spieler ist noch nicht in der Lage, 90 Minuten Powerfußball zu spielen”, sprach FCK-Coach Foda Trainingsrückstände von Gaus, Alexander Ring, Ruben Jenssen oder Olivier Occéan an. Morgen (18.30 Uhr) in Bad Kreuznach besteht gegen Bundesligist Bayer Leverkusen Gelegenheit, gegen einen starken Gegner zu lernen.

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