Kultur Südpfalz Populäres trifft Rarität

Zwei Werke der Hoch- und Spätromantik kombiniert Stiftskantor Stefan Viegelahn beim Adventskonzert am Sonntag, 13. Dezember, um 18 Uhr: Felix Mendelssohns Choralkantate „Vom Himmel hoch“ ist populär und ein echtes Repertoire-Stück, die Weihnachtskantate „Der Stern von Bethlehem“ von Josef Rheinberger dagegen eine rechte Rarität.

Unter Viegelahns Leitung musizieren in der Stiftskirche Veronika Wiedekind (Sopran), Philip Niederberger (Bariton), die Landauer Jugendkantorei, die Landauer Kantorei an der Stiftskirche und das Südpfälzische Kammerorchester. Joseph Gabriel Rheinbergers rund 50-minütige Komposition „Der Stern von Bethlehem“ basiert auf einem Zyklus von Gedichten, neun das Weihnachtsgeschehen in Momentaufnahmen schildernden epischen Bildern der Malerin, Reiseschriftstellerin und Dichterin Fanny von Hoffnaaß. Sie war Rheinbergers über alles geliebte Ehefrau und starb kurz nach Vollendung des Opus am letzten Tag des Jahres 1892. Wie in mittelalterlichen Balladen leiten programmatische Überschriften von Bild zu Bild. Die Sprache bedient sich eines hohen, blumigen Tons, empfindsam, emotional, zuweilen naiv träumerisch. Mit Textparallelen schließen sich Eingangs- und Schlussbild, Prolog und Epilog („Verheißung“ und „Erfüllung“), wie eine Klammer um das dramatische Geschehen im Zentrum. Rheinberger greift folgerichtig die Motivik des teils fünfstimmigen Eingangschors im Schlusssatz wieder auf, bevor das Werk mit einer prachtvoll durchkomponierten, apotheotischen Jubel-Fuge schließt. Dazwischen erleben wir spannende Perspektivwechsel, schildern uns Hirten in knappen Umrissen die Geschichte Israels, erscheint der Engel der Verheißung (Sopransolo) und erleben wir in sechsstimmigem, weihevollem Schreitmetrum die Hirtenanbetung im Stall. In einem bewegten Szenario, einer Art – heute würde man sagen – „Roadmovie“, vollzieht sich spielt sich das titelgebende Geschehen und damit der dramatische Gipfelpunkt des Werks. Wir erleben den beschwerlichen Weg der drei Weisen aus dem Morgenland, untermalt vom treibenden Tremolo des Kamelgalopps im üppig besetzen Orchester, sodann die Niedertracht des Herodes, das Wiederaufleuchten des verloren geglaubten Sterns und schließlich in prachtvollem A-Dur, weit ausladenden Chor-Fortissimi und orchestralen Triolen-Purzelbäumen die Ankunft im Stall. Satz sieben, die „Anbetung der Weisen“, transportiert Romantik in ihrer populärsten Ausprägung: ein dreistimmiger Männerchorsatz vom Feinsten, melodienselig, tiefgründig stimmungsvoll, einfach sehr authentisch – süßeste Weihnachtsseligkeit, aber ganz ohne künstlichen Zuckerguss. Kurz vor dem Schlusschor schließlich wird die Szenerie nochmals intim: Wir begegnen Maria, und ihr Wiegenlied ist ein wunderbar zartes und liebliches Zeugnis dieser eher selten beschriebenen Zweisamkeit im Stall zu Bethlehem. „Vom Himmel hoch, da komm ich her“, entstanden 1831, ist eine von fünf in enger Folge komponierten Choralkantaten. Sie spiegeln einerseits Mendelssohns intensive Beschäftigung mit Johann Sebastian Bach, machen aber auch mit einem ganz neuen „Ton“, einer ganz eigenen Behandlung der im Kompositionsgefüge permanent latent vorhandenen Choralmelodie bekannt. Mendelssohn kombiniert – ohne sonstige Texte – sieben frei gewählte Strophen des Luther-Liedes. Zwei Gesangssolisten und der fünfstimmige Chor agieren auf dem Fundament eines klassisch besetzten Orchesters. Im opulenten Eingangschor, beginnend mit einer ausladenden Orchestereinleitung, bearbeitet Mendelssohn die beiden ersten Strophen, lässt die Texte teils ineinanderfließen. Ganz im Stile der Bach’schen Choralkantaten folgen Arien und ein Arioso (Bariton, Sopran, Bariton) unterbrochen von einem schlichten homophonen Choral als eine Art Mittelachse. Der Schlusschor, dem die 15. Strophe des Luther-Liedes zugrunde liegt, beginnt zunächst als streng homophoner Block mit orchestraler Einleitung und Zwischenspiel, weitet sich mit dem letzten Vers aber zu einem prachtvoll melismatischen Aufschwung. (gp) Info Vorverkauf: Buchhandlung Trotzkopp, Ostbahnstraße; Engel-Apotheke, Marktstraße.

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