Rheinpfalz Nur die wenigsten Kitas haben heute zu

Für heute rufen die Gewerkschaften Verdi und GEW landesweit zu Warnstreiks auf. Mehr als 10.000 Beschäftigte aus allen Bereichen des öffentlichen Dienstes, der Kommunen und des Bundes würden die Arbeit niederlegen, teilte Verdi mit. Mit dabei sind auch Erzieherinnen aus dem Kreis Kusel.

„Unsere Kita bleibt am Dienstag zu“, erklärte die Leiterin des Kindergartens in Herschweiler-Pettersheim, Beate Burger. Alle 14 Erzieherinnen sowie das Küchenpersonal streiken. Betroffen von dem Ausstand sind nach Angaben von Burger 87 Kinder. „Die Eltern haben vorab einen Brief der Gewerkschaft erhalten“, berichtet die Erzieherin. Zudem habe sie gestern persönlich mit Eltern gesprochen, so dass diese nicht von dem Schild „Geschlossen“ am Dienstagfrüh überrascht würden. Die meisten könnten eine Betreuung organisieren, ist Burger überzeugt. „Oder sie nehmen an diesem Tag dann frei.“ Unverständnis löst der Streik nach Burgers Erfahrungen nicht aus: „Die Eltern verstehen das.“

Mit dem erneuten Warnstreik wollen die Gewerkschaften den Druck auf Arbeitgeber erhöhen, nachdem die zweite Verhandlungsrunde ergebnislos geblieben war. Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst hätten das Anrecht an der Teilhabe am wirtschaftlichen Aufschwung, argumentiert Klaus-Peter Hammer, Landesvorsitzender der Bildungsgewerkschaft GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft). Schauplatz der zentralen Demonstration samt Kundgebung ist heute Mainz.

„Die Streiks sind sinnvoll, damit sich etwas in der Lohnpolitik ändert“, sagt die Leiterin der Kita in Konken, Birgit Held, der RHEINPFALZ. Zunächst sei auch in dieser Einrichtung erwogen worden, dass möglicherweise ein Teil der Erzieherinnen streikt. Berufstätigen Eltern, die keine Betreuung organisieren können, hätte eine Notgruppe zur Verfügung gestanden, schildert Held. „Wir haben aber jetzt entschieden, nicht mit zu streiken, sondern die Verhandlungen abzuwarten“, erklärte sie gestern.

Nicht unter den Streikenden ist heute auch das Personal der Kindertagesstätte Theisbergstegen. „Wir haben das untereinander noch nicht geklärt“, berichtet Leiterin Ingrid Urban. Einige der Mitarbeiter seien gewerkschaftlich organisiert, andere hingegen nicht. Laut Urban hat ein Streik nur Sinn, wenn die Kita komplett geschlossen ist. „Wenn wir streiken, dann streiken auch alle“, erklärt sie. Schließlich solle der Streik die Gesellschaft aufrütteln. „Da macht es wenig Sinn, wenn vier Kolleginnen die Arbeit der anderen mittragen“, betont sie. Wenn sich die Gelegenheit nochmals biete, geht Urban davon aus, dass das Kita-Personal aus Godelhausen mitmache.

Gar nicht streiken die Mitarbeiter der Kitas in Offenbach-Hundheim, Dennweiler-Frohnbach und St. Julian. „Das ist bei uns kein Thema, weil wir nicht gewerkschaftlich organisiert sind“, erklärt etwa Susanne Weber, die Leiterin der Kita St. Julian. Auch in Odenbach bleibt die Kita nach Angaben von Roswitha Schmidt heute regulär geöffnet. „Wir streiken nicht“, pflichtet die Leiterin der Kita in Grumbach, Korinna Jaki, bei. Sie stehe zwar hinter den Forderungen der Gewerkschaft, erklärt Jaki. Doch herrsche seit Längerem ein personeller Notstand in der Kita mit 61 Kindern. „Wir sind schon froh, wenn der Laden irgendwie läuft“, sagte sie der RHEINPFALZ. Auch in der kommunalen Kita in Waldmohr wird nicht von einem Streik ausgegangen.

Die Umfrage in mehreren Kitas ergab, dass die meisten ihren Betrieb regulär aufrechterhalten. Wer dennoch heute überraschend vor einer geschlossen Kita-Tür steht, der muss „selbst gucken, wie er klarkommt“, erklärte der Sprecher der Kreisverwaltung Kusel, Ralf Rohe, auf Anfrage. Auch Mitarbeitern der Kreisverwaltung liege ein Aufruf zum ganztätigen Streik vor, fügte er hinzu. Ob dieser befolgt werde, sei Sache jedes Einzelnen und habe gestern noch nicht festgestanden.

Wie berichtet, fordern Verdi und GEW unter anderem eine Anhebung der Entgelte um 100 Euro plus zusätzlich 3,5 Prozent, eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 100 Euro monatlich sowie die unbefristete Übernahme der Auszubildenden. Bereits am vergangenen Dienstag hatten nach Gewerkschaftsangaben 3500 Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes in der Pfalz und in Idar-Oberstein die Arbeit niedergelegt.

Die Auswirkungen des neuerlichen Ausstandes seien heute in Kindertagesstätten, bei der Müllabfuhr, in Bürgerbüros und beim öffentlichen Nahverkehr in allen Teilen von Rheinland-Pfalz zu spüren, teilte die Gewerkschaft mit. Die nächsten Verhandlungsrunden sind für 31. März/1. April in Potsdam geplant. (suca)

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