Rheinpfalz Mit dem Dreirad in den Weihnachtsbaum

Kerze, Weihnachtsstern, Heimatkalender: Hans Jörg Duppré zuhause in Hinterweidenthal.
Kerze, Weihnachtsstern, Heimatkalender: Hans Jörg Duppré zuhause in Hinterweidenthal.

Weihnachten ist besonders für Kinder ein Höhepunkt im Jahr. Gespannt warten sie auf die Bescherung an Heiligabend. Für viele erfüllen sich Herzenswünsche – ob ausgesprochen oder nicht. So auch bei Hans Jörg Duppré, dem langjährigen Landrat der Südwestpfalz. Der frisch gebackene Opa gewährt der RHEINPFALZ Einblick in zwei schöne Erlebnisse aus seiner Kindheit und Jugendzeit.

„Meine erste Erinnerung an Weihnachten setzt mit einem bestimmten Ereignis ein“, erzählt Duppré. Am Weihnachtsfest 1949 war er knapp vier Jahre alt. Das schönste Fest des Jahres wurde bei seinen Großeltern mütterlicherseits im Westerwald gefeiert. Hier wohnte er auch mit seinen Eltern. Die ganze Familie, Großeltern, Eltern, Onkel, Tanten, Vettern und Klein-Hans-Jörg fanden sich bei Oma Maria zusammen. „In einem Doppelzimmer in einer Ecke stand ein schöner, großer Weihnachtsbaum mit Wachskerzen, wie das damals so war“, erinnert sich der Pensionär. Das Wohnzimmer war natürlich schon Tage zuvor abgeschlossen worden. Nur seine verehrte und heiß geliebte Großmutter Maria – ,„die ich auch über ihren Tod hinaus immer noch im Herzen trage“ – und Onkel Hermann durften das Zimmer betreten. An Heiligabend lief dann die spannende Zeremonie ab. Hinter der Tür klingelte das Christkind mit einem kleinen Glöckchen. Alle standen mit großer Spannung davor. Oma Maria schloss auf, und der komplette Familienzug trat ein. „Wir Kinder schielten alle auf, oder besser: unter den Weihnachtsbaum“, erinnert sich Duppré noch genau. Und da lag etwas, das mit einem Tuch zugedeckt war. Erst wurden noch gemeinsam Weihnachtslieder gesungen und ein Gedicht gesprochen. „Dann endlich begann die Bescherung. Die Spannung war fast nicht mehr zum Aushalten“, so Duppré. Was er so an anderen Geschenken in der Nachkriegszeit bekommen hat, weiß er nicht mehr, aber an das, was sich unter dem Tuch verbarg, daran erinnert er sich noch, als wäre es erst gestern gewesen. „Sage und schreibe fand ich unter dem Tuch ein Dreirad. Ein Kinderrad der besonderen Art, von einem kundigen Mann aus Eisenstäben zusammengebaut – heute würde man wohl Moniereisen dazu sagen. Es war also ein recht primitives Gestell, aber es war ein Dreirad“, sagt er lachend. Blau lackiert und als Sitzfläche ein gelb gestrichenes Holzbrett, lud es zum sofortigen Losfahren ein. Klein Hans Jörg nahm auf dem gelben Sitz Platz, trat in die Pedale und startete mit größter Freude zur ersten Testfahrt. Im Wohnzimmer von Oma Maria – mit kräftigem Schwung. Man ahnt das kommende Malheur: „Zum großen Entsetzen aller endete die Fahrt im geschmückten Weihnachtsbaum.“ Der fiel um. Kugeln, Baumschmuck, Kerzen, alles stürzte unter dem Aufschrei der Verwandtschaft auf den Steppke. „Ich erwartete das drohende Unheil“, gibt er zu. Aber, wie so oft in Kindheitstagen, hat ihn seine geliebte Großmutter vor schlimmerem Übel bewahrt und spendete auch den nötigen Trost. Die zweite Weihnachts-Episode ereignete sich exakt zehn Jahre später in Mainz. Der Jugendliche hatte sein Fahrrad draußen an die Hauswand gelehnt, statt es abends sicher in den Hausflur zu stellen. Ein Fehler, der sich rächte. Am anderen Tag war das Rad weg. Gestohlen. „Ohne Fahrrad war man als junger Kerl nur ein halber Mensch“, erinnert er sich. Dann kam Weihnachten. Sehnlichst hoffte er, dass es ein neues Fahrrad gäbe – den Wunsch zu äußern, hatte er sich nicht getraut. Bei der Bescherung gab es nur ein paar Kleinigkeiten. „Ich war ziemlich zerknirscht“, erinnert sich Duppré. Nach einer Weile schickte ihn sein Vater ins Arbeitszimmer, um irgendetwas zu holen. Und da stand es dann, das neue rote Fahrrad für ihn. Zwei unvergessliche Erlebnisse, die ihn auch heute noch erfreuen. Am heutigen Montag wird im Hause Duppré in Hinterweidenthal mit den Kindern und erstmals mit dem vier Monate alten Enkel Tom Heiligabend ganz traditionell gefeiert. Früher, stellt er fest, war die Stimmung an Weihnachten unter den Menschen festlicher. „Heute ist doch in vielen Bereichen eine Alltagsstimmung daraus geworden“, bedauert Duppré. Für ihn selbst bedeutet das hohe Fest, die „Möglichkeit, sich einmal wieder auf das Wichtigste im Leben zu besinnen“.

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