Rheinpfalz Leserbriefe:

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Kusel

wird immer gesichtsloser und verliert an Identität. Viel historische Bausubstanz in der Innenstadt gibt es schon länger nicht mehr. Und das, was vielen Bürgern noch augenfällig und in Erinnerung ist, verschwindet nach und nach auch noch. Das Haus Trierer Straße 11 gehört mit immer weniger anderen wohl zu den Stadtbild prägenden Objekten der Fußgängerzone/Innenstadt. Platz schaffen ist das eine, aber in der Innenstadt dominieren bald immer mehr die Lücken, mühsam untergenutzt. Andere Mittelstädte schützen alte Bausubstanz (wie Meisenheim, Freinsheim, Herrstein). In Kusel ist sie fast nichts mehr wert. Dabei gibt es genügend andere Häuser, die dringend einer Sanierung beziehungsweise Aufwertung bedürften. Und größere Objekte zerfallen, weil die Alteigentümer nichts mehr mit ihnen „am Hut haben“. Inseln bleiben die Tuchfabrik, das RHEINPFALZ-Gebäude oder bald die „Landschaft“. Gut, aber sie überdecken nur einen schleichenden Verlustprozess. Mit den verschwindenden Ansichten verschwindet auch ein Teil der Kuseler Identität. Man verliert die Lust, sich in/für Kusel zu engagieren. Die hohe schmale Fassade des Sauvage-Hauses, die von den dekorativ betonten drei Fensterreihen beherrscht wird, welche sich nach oben verjüngen und so eine zusätzliche Höhe vortäuschen, ist so charmant-originell und wahrscheinlich auch einmalig, dass man das Konstrukt unbedingt in der Fußgängerzone als echten „Hingucker“ (laut Heide Weis) und als Repräsentant von Alt-Kusel erhalten sollte. Dazu noch kein Leerstand, sondern Mietwohnung. Juristisch das Recht haben und es für bestimmte Zwecke zu nutzen, muss auch nicht immer richtig sein für das Gesamtgeschehen im Sinne des Gemeinwohls. Und so würde es unseres Erachtens dem Stadtrat sogar zur besonderen Ehre gereichen, seinen bisherigen modernistisch ausgerichteten, städtebaulichen Ankauf- und Abrissbeschluss zu überdenken, um eine neue, auf breiter demokratischer Basis beruhende Entscheidung zu ermöglichen: öffentliche Stadtratssitzung als Diskussionsforum für das Wahl-Volk, in dem verschiedene Meinungen geäußert und ernst genommen werden und sich in der Entscheidung widerspiegeln. Denn: Wir Bürger und Bürgerinnen wohnen und leben gern in Kusel, und das umso lieber, wenn wir unseren Lebensraum verantwortlich mitgestalten können. Nachdem ich gestern im Rahmen einer Wanderung wieder mal in der Kreisstadt war, drängt sich mir das Gefühl auf, dass man alles Alte so nach und nach aus Kusel raushaben will. (...) In der ohnehin an Attraktionen armen Stadt soll, und das offenbar ohne Not, eines der wenigen noch einigermaßen erhaltenen Gebäude aus der Gründerzeit verschwinden – aus mehr als fadenscheinigen Gründen. Als ich am 10. Juni das erste Foto in der Zeitung sah, dachte ich, na endlich wird das schöne Haus, das schon auf Fotos von Touristenprospekten der 1970er und 80er Jahre zu sehen war, restauriert. Aber – weit gefehlt – beim Lesen des Artikels hatte ich das Gefühl, mich tritt ein Pferd. Abgerissen soll das Haus werden – welch ein Schwachsinn. Die beiden „architektonischen Kleinodien“ (Ironie!) links und rechts bleiben stehen. So was gibt es nur in Kusel – nach über 30 Jahren Leben im Kreis ist man immer noch überrascht – negativ. In anderen Kleinstädtchen sorgt man sich um den Erhalt des Alten, nicht so in Kusel (siehe Schicksal des Rothenturms und anderes). Also: Wer stoppt die Abrissbirne – vielleicht der Wähler? Auch im Kreis Kusel mal? Für mich stellen sich immer weitere Fragen in der Angelegenheit: Wieso konnte die Immobilie überhaupt an einen Privatmann (Brite aus Bann) verkauft werden, wenn die Stadt Kusel Vorkaufsrecht hat? Wieso schätzt sich die Stadt nicht glücklich, dass das Haus nun aufgepeppt und in einen bewohnbaren Zustand versetzt werden soll? Wieso will die Stadt Geld ausgeben, wenn sie – wie es mir schriftlich von der Stadtspitze vorliegt – für ein weiteres Museum (Hutmachermuseum war mein Vorschlag) keinen Finanzierungsspielraum sieht? Oder soll durch Abriss für einen angedachten Freisitz etwa der Betreiber des gegenüberliegenden Cafés eine Art Ausgleich erhalten, weil ihm der Landkreis in unmittelbarer Nähe ein Bistro vor die Nase setzte? Eigentlich sollte es mich freuen, dass man auch in Konken so intensiven Anteil am Wohlergehen unserer Kreisstadt nimmt. Aber die von Herrn Gießler verwendeten Ausdrücke und Behauptungen fordern einen Einwand beziehungsweise eine Richtigstellung geradezu heraus. Was heißt „sogenannte“ Fußgängerzone? Es ist nun mal eine Fußgängerzone. Parkplätze in der Nähe wären Mangelware. Ich behaupte, dass die Stadt Kusel ein wirklich ausreichendes Angebot an Parkplätzen in Zentrumsnähe anbietet. Was sich ja auch leicht beweisen lässt. Eine fragwürdige Behauptung ist es, man habe darauf geachtet „alle Geschäfte“ in das Gewerbegebiet auszulagern. Die Geschäfte, die sich im Gewerbegebiet etabliert haben, könnte man nie und nimmer mit ihrem Bedarf an Raum und Parkplätzen in der Innenstadt etablieren. Dazu kommt, dass hier einige gesetzliche Vorgaben zu beachten sind, die eine willkürliche Einflussnahme verhindern. Auch ist das Interesse der Gesamtbürgerschaft zu berücksichtigen, die sehr wohl einen Bedarf und Anrecht auf günstige Einkaufsmöglichkeiten hat, was ja auch berücksichtigt werden muss. Natürlich würde sich jeder Kuseler freuen, wenn die Fußgängerzone mehr Geschäfte anbieten könnte, aber leider ist es den Verantwortlichen noch nicht gelungen, den Internethandel zu verbieten. Der letzte Abschnitt Ihres Briefes enthält soviel Ungereimtheiten und Mangel an kaufmännischem Denken. dass man für deren Bearbeitung eine halbe Seite bräuchte, sodass ich nur noch auf die strukturelle und bauliche Entwicklung Ihrer Heimatgemeinde Konken hinweisen möchte.

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