Kultur Südpfalz Kunst abseits der Metropolen Berlin und München

Noch bis Sonntag zeigt die Städtische Galerie in Karlsruhe im Lichthof 10 des ZKM-Komplexes die bemerkenswerte Ausstellung „Die andere Moderne“, die sich „Kunst und Künstlern in den Ländern am Rhein 1900 bis 1922“ widmet und damit zeigt, dass zu Beginn des 19. Jahrhunderts nicht nur in den Metropolen Berlin und München große Kunst entstand.

In jenen Jahren befand sich die deutsche Kunstlandschaft im Umbruch. In zahlreichen westdeutschen Städten schlossen sich Künstler zu Interessengemeinschaften zusammen. Um überregionale Aufmerksamkeit zu erlangen und ein Gegengewicht zur kulturellen Vorherrschaft der Kunstzentren Berlin und München zu bilden, wurden in Düsseldorf zwei Initiativen gegründet: 1900 die Zeitschrift „Die Rheinlande“ und 1904 der „Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein“, dessen ambitionierte Ausstellungstätigkeit große Beachtung fand. Dabei stand das Kunstgeschehen am Bodensee, in Basel, Zürich und Straßburg ebenso im Fokus des Interesses wie die aktuellen Strömungen in Karlsruhe, Stuttgart, Darmstadt, Frankfurt, Köln, Düsseldorf oder Hagen. Mehr als 130 Gemälde, Grafiken und Plastiken von rund 80 Künstlern – ausgewählt nach ihrer Präsenz in der Zeitschrift oder in den Ausstellungen des Verbands – geben anschaulich Einblick in die Aktivitäten, um eine „andere Moderne“ jenseits der dominanten Metropolen zu etablieren. Der Organisation des Verbands entsprechend, präsentiert die Ausstellung die acht regionalen Sektionen in eigenen Bereichen. Dabei liegt ein besonderer Schwerpunkt auf Karlsruhe und Straßburg. Den Auftakt machen die Professoren der renommierten Karlsruher Kunstakademie, die vor allem als „Landschafterschule“ einen hervorragenden Ruf genoss. Werke von Wilhelm Trübner , Gustav Schönleber, Hans Thoma, Ludwig Dill, Hans Richard von Volkmann oder später dem für die Südpfalz bedeutenden Albert Haueisen sind zu sehen. Zu den Lehrern der Akademie in Karlsruhe gehörte auch Carlos Grethe, der 1899 einem Ruf nach Stuttgart gefolgt war. Von ihm wie von Christian Landenberger und Hermann Pleuer sind eindrucksvolle Beispiele des schwäbischen Impressionismus zu sehen. Wegweisende Bedeutung kommt dem Stuttgarter Akademieprofessor Adolf Hölzel zu. Expressionistische Form- und Farbsteigerung zeichnet die Gemälde der Düsseldorfer Julius Bretz und Walter Ophey aus, Gründerväter des „Sonderbundes“, dessen epochemachende Ausstellung von 1912 in Köln den Durchbruch der internationalen Moderne in Deutschland bewirkte. Die 1919 ins Leben gerufene Künstlergruppe „Das junge Rheinland“ wird mit signifikanten Werken von Heinrich Nauen und Adolf de Haer thematisiert. Auch die Bildhauer Wilhelm Lehmbruck und Bernhard Hoetger fanden schon früh große Beachtung. Herausragende Exponate in der Sektion Frankfurt und Darmstadt stammen von Max Beckmann. Zürich und die deutschsprachige Schweiz wurden 1908 in den Verband aufgenommen. Werke von Ernst Würtenberger, Max Buri, Cuno Amiet und vor allem Ferdinand Hodler dokumentieren dies. Das Kunstgeschehen im Elsass wird mit Werken von Heinrich Beecke, Emil Brischle, Hans Mathis, Gustav Stoskopf, Charles Spindler und Lothar von Seebach vorgestellt. (rg)

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