Eisenberg Krankheit mit vielen Gesichtern

Hepatitis A, B, C, D, E – eine Infektionskrankheit mit vielen Gesichtern. Besonders relevant sind die chronischen Hepatitis B- oder C-Virusinfektionen, die zu Leberzirrhose und Leberzellkrebs (HCC) führen können und jährlich für eine Million Todesfälle weltweit sorgen. In vielen Fällen wissen die Infizierten nichts von ihrer Krankheit. Denn die ersten Anzeichen wie Abgeschlagenheit oder Fieber werden oft einer Grippe zugeordnet. Bettina Bostan hat mit einem Arzt über die Krankheit gesprochen.

Gegen die Hepatitis A, die auch als „Reisehepatitis“ bezeichnet wird und die man sich durch verunreinigte Lebensmittel oder Wasser zuziehen kann, gibt es eine Impfung, die vorbeugend schützen kann. Bei Hepatitis B und C ist die Sache schon schwieriger. Wobei eine Impfung auch gegen Hepatitis B möglich ist, war Vorbeugung oder gar Heilung der Hepatitis C bisher nicht möglich. „Weltweit leiden schätzungsweise über 100 Millionen Menschen an der chronischen Form von Hepatitis C, die durch Viren übertragen wird“, weiß Markus Becker, promovierter Arzt und tätig bei der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland in Eisenberg. Die Viren können durch Körperflüssigkeiten, wie Speichel, Sperma, Vormilch oder Tränenflüssigkeit übertragen werden. „Bei uns in Westeuropa sind weniger als ein Prozent der Bevölkerung infiziert, die Mehrzahl der Erkrankungen tritt in Asien, Ost- und Zentralafrika und im Amazonasgebiet auf“, so der Mediziner. Die häufigste Übertragungsart sei bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr, aber auch durch verunreinigtes Spritzbesteck und selten durch Blut- oder Blutprodukte. „Die Symptome reichen von Müdigkeit und Abgeschlagenheit über Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust bis hin zu Muskel- und Gelenkbeschwerden, Druckgefühl im rechten Oberbauch und Fieber“, beschreibt Becker. Werde eine chronische Infektion nicht behandelt, würden nach 20 bis 30 Jahren bei bis zu 30 Prozent der Infizierten Spätfolgen, wie Leberzirrhose und Leberkrebs entstehen. Das Trügerische sei, dass die Infizierten häufig lange keine Symptome bemerkten und so die Krankheit auch nicht behandelten. Zu den Risikogruppen gehören Krankenschwestern und -pfleger, Physiotherapeuten, Ärzte, Polizisten, Prostituierte, Drogenabhängige, Leute mit häufig wechselndem ungeschützten Geschlechtsverkehr und Homosexuelle. „Ein kleiner Ritz mit einer Spritze, einem Skalpell oder eine Hautabschürfung reichen, um sich anzustecken“, betont er. Noch bis vor einigen Jahren habe es zwar eine Behandlungstherapie gegeben, die zwölf bis 24 Monate gedauert habe, die aber von vielen Patienten abgebrochen worden sei. „Die Nebenwirkungen waren einfach zu stark, viele Infizierte haben die Behandlung nicht durchgestanden und haben lieber mit der Krankheit gelebt“, erinnert sich Becker. Die Nebenwirkungen waren starke Grippesymptome, wie Gliederschmerzen, laufende Nase und starke Schmerzen am ganzen Körper und das über viele Monate, nicht selten hätten die Patienten aufgrund der langanhaltenden extremen Nebenwirkungen sogar Suizidgedanken entwickelt. „Glücklicherweise gibt es seit 2015 verschiedene Medikamente, die eine Heilung möglich machen“, weiß der Arzt. Dreimal täglich eine Tablette, und die Heilung trete sehr wahrscheinlich nach acht bis zwölf Wochen ein. „Allerdings sind die Medikamente sehr teuer“, betont der Arzt. Man spreche auch von der 1000-Euro-Pille. „Behandlungskosten von 60.000 Euro pro Jahr sind da keine Seltenheit“, so Becker. Das Virus sei nach der Behandlung im Blut nicht mehr nachvollziehbar, da die Studien der Medikamente aber noch nicht über einen längeren Zeitraum getestet werden konnten, sei nicht ausgeschlossen, dass der ursprünglich Infizierte in zehn oder mehr Jahren nicht doch noch erkranke. Das Hepatitis-D-Virus ist ein unvollständiges Virus und benötigt zur Vermehrung die Hülle des Hepatitis-B-Virus. Es kann begleitend zur Hepatitis B auftreten und dessen Krankheitsverlauf weiter verschlimmern. Hepatitis E ist die häufigste akute Hepatitis in vielen Ländern Asiens und Afrikas. Vergleichbar mit Hepatitis A wird auch Hepatitis E durch verunreinigtes Trinkwasser oder belastete Lebensmittel übertragen. Die Infektion heilt in der Regel ohne Folgen von selbst aus und wird nicht chronisch.

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