Kultur Südpfalz Klangvoller Abend mit offenem Ende

„Pfälzer Stimmgewalt“ stand über dem Benefizkonzert für die Kinderhilfsaktion „Herzenssache“, zu dem sich die Südpfalzlerchen den Kinder- und Jugendchor Juventus Vocalis“ aus dem Rhein-Pfalz-Kreis und den Südwestpfälzer Kinderchor aus Münchweiler/Rodalben eingeladen hatten.

Doch die Geburtstagsfeier zum 20-jährigen Bestehen des Chores, die in Herxheim mit einem bunten Programm aus traditionellen Weisen und modernen Liedern wunderschön klangvoll und harmonisch begann, endete nach dreieinhalb Stunden in mehrfacher Hinsicht unglücklich. Unzählige rote Luftballone, mit Bändern zu einem Herz geformt sowie riesige rot-weiße Prilblumen schmückten die Bühne im Zeichen des guten Zweckes, für den die drei Kinderchöre konzertierten. „Herzenssache“ ist eine Kinderhilfsaktion des Südwestrundfunks, des Saarländischen Rundfunks und der Sparda-Bank, die sich gemeinsam für benachteiligte Kinder in Südwestdeutschland stark machen und gezielt mit Spenden unterstützen. Die Zuhörer in der nahezu ausverkauften Festhalle kamen mit offenen Herzen für die Hilfe und hatten zunächst offene Ohren für die geschulten Stimmen des pfälzischen Chornachwuchses. Im Wechsel der Chöre und in unterschiedlich kombinierter Besetzung gemeinsam, boten glockenreine Stimmen anspruchsvolle mehrstimmige Chorliteratur aus vier Jahrhunderten. Die „Südpfalzlerchen“ begleiteten einige Lieder in Gebärdensprache, zeigten einen afrikanischen Tanz und bewiesen beispielsweise mit der Choreografie zu einer Kanon-Trilogie nach Mozart zusätzlich geschultes schauspielerisches Talent. Die stimmgewaltige Jugend „Juventus Vocalis“ aus dem Rhein-Pfalz-Kreis erwies sich unter Leitung von Judith Janzen mit dem schwäbischen Volkslied „Vögele im Tannenwald“, dem von Alessandro Scarlatti 1707 vertonten lateinischen Psalm 80 „Exsultate Deo“ und einem finnischen Lied nach Mia Makaroff ausdrucksstark und sprachbegabt. Als Geburtstagsgeschenk überreichte die Chorleiterin dem Leiter des Geburtstagschores Notenblätter und CD-Aufnahmen für ein neues Lied. Ganz ohne Text kam der Südwestpfälzer Kinderchor mit der Darbietung eines experimentellen Stückes nach Wolfram Buchenberg aus. „Goli goggoli“ besteht allein aus rhythmischen Klopf-, Plopp- und Atemgeräuschen. Doch so sehr sich Klaus Eichenlaub als Gastgeber in Herxheim bereits bei der Begrüßung und immer wieder bemühte, das Publikum anzuleiten, dem Klang der Melodien Raum zu geben und erst am Ende der Liederblöcke zu klatschen, applaudierten die Zuhörer unerbittlich, wann immer einige ihre Begeisterung nicht mehr zurückhalten konnten. So kam es, dass auch Christoph Haßler das Publikum belehren musste, bevor er seinen Chor die letzten Takte wiederholen ließ, die das Publikum „zerklatscht“ hatte. Nach drei Stunden Programm drohte im sehr warmen Saal die riesige Geburtstagstorte zu zerfließen, die der Chor aus Münchweiler den Herxheimer „Südpfalzlerchen“ überreicht hatte. Die Aufmerksamkeit des Publikums, das unruhig auf den Stühlen hin und her rutschte, schwand. Auch die jungen Sänger, die seit 19 Uhr unter Hochspannung auf mehrere Auftritte warteten, wirkten zunehmend müde, die anfänglich ansteckende Freude und hörbare „Pfälzer Stimmgewalt“ ließ verständlicherweise nach 22 Uhr in der Konzentration merklich nach. Zum gemeinsamen Irischen Segen nach John Rutter rieben sich die Kleinen müde die Augen. Das „Dankeschön“ für die herzerfüllend klangvollen abwechslungsreichen Darbietungen des talentierten Chornachwuchses im ersten Block, der als Konzert völlig ausgereicht hätte, sang sich die Hundertschaft junger Sänger mit dem ABBA-Song „Thank you for the music“ selbst – auch das Publikum hatte keine Kraft mehr für einen Schlussapplaus. Nicht mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen, sondern im Gespräch darüber, was der Chorleiter vor dem Schlusslied nebulös angedeutet hatte, verließen zahlreiche Besucher den Saal: „Wir begegnen uns heute zum letzten Mal auf einer Bühne“, hatte Eichenlaub gesagt und sich von den Chorleiter-Kollegen Judith Janzen und Christoph Haßler verabschiedet. Allerdings ohne konkret zu werden, ob er vorhabe, die Südpfalzlerchen zu verlassen, um den Stab der Chorleitung an einen Nachfolger weiterzugeben. „Das Alter hat er ja zum aufhören“, „man kann es verstehen, sowas ist anstrengend“, waren Sätze, die so oder ähnlich auf dem Nachhauseweg diskutiert wurden, aber auch bange Fragen im Sinne von „Wie soll es weitergehen ohne den Doktor Eichenlaub“ verbunden mit großer Unsicherheit über der Fortführung des hochkarätigen Leistungsspektrums und -niveaus, das die Südpfalzlerchen dem überaus engagierten Einsatz und Herzblut ihres Gründers und Leiters verdanken. Schade um das traurige Ende eines klangvollen Abends, der eigentlich so hoffnungsvoll begonnen hatte. (srs)

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