Kultur Südpfalz Klangvolle Holzarbeiten
Mit einem üppigen Wochenendprogramm ging das 10. Internationale Musikfestival in Weißenburg zu Ende. 25 Konzerte in 20 Tagen, dazu der a-cappella-Gesang der fünf Sänger des Leipziger Ensemble Nobiles in der letzten Septemberwoche als Appetithäppchen vor den Konzerten, mehr kann man sich als Klassikfan kaum wünschen.
Das Wochenend-Finale wurde von der Matinée mit dem Danish String Quartet eröffnet. Ein Samstagvormittag ist ein undankbarer Konzerttermin, aber die gut gelaunten Musiker des „Dänischen Streichquartetts“ ließen sich davon nicht beirren. Nicht umsonst definiert sich das Ensemble auf seiner Homepage launig als das „nette Streichquartett von nebenan, mit überdurchschnittlich viel Bart“. Absolut keinen Bart hat die Spielweise der Geiger Frederik Oland und Rune Tonsgaard Sorensen, des Bratschers Asbjörn Norgaard und des Cellisten Fredrik Schoyen Sjölin. Aus dem Es-Dur-Streichquartett Nr. 3 des dänischen Komponisten Carl Nielsen schuf das Danish String Quartet ein spannendes Klanggemälde. Nielsen war Zeitgenosse von Richard Strauss, Claude Debussy und Arnold Schönberg, aber in dem kurz vor dem Jahr 1900 komponierten Streichquartett suchte sich der Komponist seinen ganz eigenen Weg jenseits von spätromantischem Pathos oder impressionistischer Leichtigkeit. Dafür klingt das Ergebnis überraschend modern. Die Musiker interpretierten Nielsens Streichquartett ebenso engagiert wie überzeugend. Sie entfalteten das getragene Andante in weit gespannten Bögen und setzten den Presto-Einschub im dritten Satz als fulminanten Kontrast zum zart musizierten Allegretto. Spritzig und pointiert gab das Danish String Quartet die Rhythmik des Finalsatzes. Kreativ sind die Herren auch gern selbst. Aus überlieferter skandinavischer Volksmusik zaubern sie unter dem Titel „Wood Works“ eine Musik, die zeitlos ist. Das erste der ausgewählten Stücke wurde so hauchfein intoniert dass man meinte, die Musik stiege aus einem fernen Nebel auf, aus dem langsam eine Melodie hervortrat. Tänzerischen Drive verlieh das Dänische Streichquartett dem zweiten Stück, da hörte man dessen Ursprung als Hochzeitstanz heraus. Durch fließende Übergängen verbanden die Musiker die insgesamt drei Hochzeits-Musiken zu einer abwechslungsreichen Einheit. In ruhigem Tempo und verhaltenem Spiel beschwor das Danish String Quartet erst einmal das Bild eines einsamen, von Ort zu Ort ziehenden Fiedlers herauf, bevor sie den melancholischen Walzer anstimmten, der die Grundlage des Stückes bildet. Die temperamentvoll gespielten dänischen Tänze verrieten die Nähe zur irisch-schottischen Klangwelt. „Wood Works“ hält eine perfekte Balance zwischen erdverbundener Spielfreude und Veredelung zu Kunst. Für die Wiedergabe von Beethovens Es-Dur-Streichquartett op. 74 übernahm Rune Tonsgaard Sorensen von Frederik Oland die Rolle des Primgeigers. Sehr sensibel spielte das Dänische Streichquartett die Adagio-Einleitung des Kopfsatzes. Im Allegro-Teil brachten die Musiker die harfengleichen Pizzicati zur Geltung, die dem Stück den Beinamen „Harfenquartett“ eintrugen. Wunderbar transparent legte das Ensemble den zweiten Satz an. So hob sich das in Tempo und Ausdruck furios gespielte Presto eindrucksvoll davon ab. Lebendig und fantasievoll interpretierte das Danish String Quartet den Finalsatz mit seinen Variationen. Es gelang den Musikern, die Komposition von Beethoven genauso frisch wirken zu lassen wie ihre Musik aus „Wood Works“. Daraus stammte die Zugabe, ein choralartig musiziertes Frühlingslied. Das „nette Streichquartett von nebenan“ spielt hervorragend, und man hofft, dass sein erster Auftritt beim Weißenburger Musikfestival nicht der letzte war. (nl)