Karlsruhe Kammertheater: Premiere von „Ratatata!“ vom Publikum gefeiert

Die absurden Situationen steigern sich: In insgesamt 17 Rollen schlüpfen die Schauspieler und Kabarettisten (von links) Michael
Die absurden Situationen steigern sich: In insgesamt 17 Rollen schlüpfen die Schauspieler und Kabarettisten (von links) Michael Altinger, Constanze Lindner und Alexander Liegl bei dem furiosen Gaunerstück.

Kreuzworträtsel und Stress mit den schrägen Untermietern im noch nicht abbezahlten Eigenheim, das kann jeder haben. Wenn es sich aber um eines der berühmtesten Gangsterpärchen der Geschichte handelt, fängt schon an dieser Stelle die erfrischend komische Fallhöhe an. „Ratatata! Die wirklich wahre Geschichte von Bonnie & Clyde“ gastiert bis 7. April im Kammertheater Karlsruhe.

Drei als Kabarettisten bekannte Darsteller, drei Türen, 17 Rollen und ein Feuerwerk von Gags und absurden Gestalten: Das Tempo von „Ratatata!“ macht dem Titel alle Ehre. Michael Altinger ist Clyde, Constanze Lindner spielt Bonnie – und seitdem sie sich für viel Geld zum Schein haben erschießen lassen, sind die Glanzzeiten vorbei. 1934, in einem Ford V8 als Fluchtwagen, durchsiebt von 100 Schüssen, das war noch was! Jetzt kämpfen sie als Mr und Mrs Smith „nur“ noch mit den Tücken des Alltags.

Es ist urkomisch Michael Altinger zu erleben, wie er als Clyde mit verstellter Stimme am Telefon versucht, den Besitzer eines entführten Hundes zu erpressen. Leider handelt es sich hier um einen Scheidungshund, den keiner mehr haben will. Oder der Enkeltrick, der an der Vergesslichkeit der alten Dame scheitert; ebenso wie der Polizistentrick, nur ist hier das auserkorene Opfer einfach zu schwerhörig. Seit dem Ende der Banküberfälle sind Bonnie und Clyde chronisch pleite. Deshalb mussten sie Zimmer vermieten.

Rasante Verwandlungen der Darsteller

Alexander Liegl, der Autor des Stücks, spielt den etwas seltsamen Untermieter, der Bonnie und Clyde nervt, weil er sie um Milch anpumpen will und Binsenweisheiten absondert. Noch seltsamer ist die Untermieterin, von Constanze Lindner herrlich schräg als hemmungslos männerverschlingende Personaltrainerin mit osteuropäischem Akzent gespielt. Die drei Türen des Bühnenbilds sind fast immer im Einsatz, ständig geht jemand ab und eine neue Figur platzt herein. Rasant verwandeln sich Altinger, Lindner und Liegl in neue Personen. Charaktertiefe ist hier nicht gefragt, im Gegenteil, je überzogener diese Figuren gezeichnet werden, desto lustiger.

Da legt die Untermieterin den Paketboten flach, der im Paket ein Maschinengewehr geliefert hat, das weder Bonnie noch Clyde bestellt haben. Als jedoch der eckig-verkniffene Bankberater versucht, Bonnie und Clyde zu erpressen, geht Bonnie doch tatsächlich das frisch gelieferte Gewehr los… Kaum ist die Leiche verpackt, kommt der evangelikale Pastor vorbei, auf der Suche nach Spenden. Flugs legt das Darsteller-Trio noch eine gesungene Gospeleinlage auf die Bretter, bevor eine Runde quietschdoofer Ausreden zur Leiche angeboten wird. Aber der Pastor will einfach nur spielen, pardon, endlich mal die letzte Ölung erteilen, und so wird der erschossene Banker im Badezimmer eingeölt.

Publikum kommt aus dem Lachen nicht heraus

Die absurden Situationen steigern sich, das Publikum kommt aus dem Lachen nicht mehr heraus. Altinger und Lindner geben ein singendes Polizistenduo, mitten in ihrer Nummer fliegt von hinten die richtige, die Polizeimütze, nach vorn auf die Bühne, und das wird sofort ins Spiel integriert. Geistesgegenwart gehört dazu, um so viele verschiedene Typen in so schneller Folge auf die Bühne zu bringen. Tante Lulu mit dem ungenießbaren Früchtekuchen, der beharrliche bayerische Journalist Ernstl mit seinem Podcast, Banker 2 und 3, die Klone von Banker 1 sein könnten, und weitere kuriose Waffenlieferungen.

Bonnie und Clyde verlegen sich wie in alten Zeiten auf die Flucht und landen im pinkfarbenen Cleopatra-Hotel in Las Vegas. Natürlich schieben die drei Darsteller schnell noch eine Vegas-Shownummer ein, bevor der Zimmerkellner in altägyptischem Outfit nützliche Hinweise gibt. Die Tageseinnahmen werden immer zur gleichen Uhrzeit in einem Kinderwagen zur Bank gefahren – na, da müssen Bonnie und Clyde doch anspringen! Erst einmal stirbt versehentlich Banker 2, da freut sich der Pastor, ein weiteres Mal die letzte Ölung üben zu können. Die Blues Brothers kommen vorbei, stehen aber im Dienst eines Waffenherstellers, und haben Geschenkpakete dabei. Was da wohl drin ist? Laufen Bonnie und Clyde zu alter Größe auf? In jedem Fall ist „Ratatata!“ eine atemberaubend rasante, irrwitzige, hemmungslos überdrehte Komödie, die das Premierenpublikum feierte.

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Karten für die weiteren Vorstellungen gibt es online hier

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