Rheinpfalz Hoffnungen ruhen auf Kaufkraft aus dem Norden

Neustadt. Steffen Christmann (FDP), der neue Aufsichtsratsvorsitzende der Tourist-, Kongress- und Saalbau (TKS) GmbH, will die Arbeit seines Vorgängers fortsetzen und nur an „kleinen Stellschrauben drehen“. Zum Beispiel soll Neustadt künftig in Skandinavien verstärkt um Touristen werben.

Matthias Frey ist Richter, Ute Jausel Rechtsanwältin, Steffen Christmann Winzer und Helmut Disson Architekt – in der Führungsspitze der Neustadter FDP gab es laut Christmann niemanden, der neben seinem Beruf die Zeit aufbringen wollte, in den Stadtvorstand einzuziehen. Die Liberalen forderten deshalb von CDU und Grünen für ihre Beteiligung an der Koalition den Aufsichtsratsvorsitz einer städtischen Tochter. Und so wurde Steffen Christmann Aufsichtsratsvorsitzender der TKS GmbH. Christmann gehörte vier Jahre als Stadtrat dem Aufsichtsrat der TKS an. „Der Vorschlag kam von Georg Krist, dem es um die Kontinuität ging. Dafür sprach, dass ich keine Einarbeitungszeit brauchte“, erklärt der Chef des Gimmeldinger Weinguts. Eine Interessenskollision sieht er nicht: „Wir haben einen Hofverkauf von vielleicht fünf Prozent und sind nicht auf Touristen angewiesen.“ Beim Hofverkauf hat Christmann die Erfahrung gemacht, dass häufig Dänen, Schweden und auch Norweger auf dem Weg in den Süden zum Weinkauf Station machen: „Ich spüre bei Skandinaviern oft Begeisterung für unsere Region, die für sie schon als mediterran gilt. Und dieses Publikum ist sehr kaufkräftig.“ Ausdruck dieser Beobachtung: Die TKS hat sich in Schweden eine weitere Partnerregion gesucht. Die Neuausrichtung des Weinlesefestes mit dem Spiegelpalast begrüßt Christmann. Künftig will er darauf achten, dass neben pfälzischen und ausländischen Weinen die anderen deutschen Anbaugebiete stärker präsentiert werden. Seine Begründung: „Wir dürfen nicht zu kurzfristig denken. Es geht um das deutsche Weinlesefest. Wenn wir Krönungsstadt für die Weinkönigin auf Dauer bleiben wollen, was ganz wichtig ist, müssen wir diesen Aspekt mehr in den Mittelpunkt rücken.“ Dass die TKS, die bereits den Kunigundenmarkt organisiert, bei der Neuausrichtung der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft Teile des Innenstadtmarketings übernimmt, kann sich Christmann gut vorstellen. Den Vorschlag hatte auch schon Oberbürgermeister Hans Georg Löffler (CDU) vor der Kommunalwahl gemacht. Damals lehnte ihn die FDP ab. „Das war mir zu hoppladihopp. Wir müssen jetzt in Ruhe überlegen, welche Aufgaben beide Gesellschaften künftig am sinnvollsten übernehmen“, erklärt Christmann. Mit dazu beitragen soll eine eintägige Klausurtagung des TKS-Aufsichtsrates im Januar. Christmann bestätigt, dass die Aufwandsentschädigung für den Aufsichtsratsvorsitz der TKS erhöht werden soll. Sie lag bislang bei 80 Euro pro Sitzung. Er will diese Forderung auch gegen Kritik der Opposition offensiv vertreten: „Die TKS hat 20 Prozent der Arbeitszeit des hauptamtlichen Beigeordneten Krist in Anspruch genommen. Ich setze mich am Abend nicht aufs Sofa, sondern engagiere mich für Neustadt ohne die Stunden zu zählen. Das sollte auch wenigstens etwas honoriert werden. Die Stunden der Abwesenheit während der vergangenen vier Jahre im Stadtrat haben bei meiner Familie nicht gerade Begeisterung ausgelöst.“ Christmann will aktiv für eine bessere Stimmung in der Stadt eintreten, auch über Parteigrenzen hinweg: „Wir sollten aufhören, uns schlecht zu reden. Alle gemeinsam. Es gibt keine sozialdemokratischen oder liberalen Straßen, es gibt nur gute oder schlechte Straßen.“ (wkr)

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