Rheinpfalz Guter Zulauf ist zugleich auch das Problem

Mit viel Beifall nahm der Verbandsgemeinderat Hauenstein am Dienstag die Vorstellung des Konzeptes der Realschule plus entgegen. Rektor Michael Schlick informierte in Anwesenheit des fast komplett erschienenen Elternbeirats über die pädagogische Ausrichtung der Schule, über die hervorragend angenommene Ganztagsschule, über wachsende Schülerzahlen – und über bislang nicht erfüllte Wünsche der Schulgemeinschaft. Ein „Erfolgsmodell“ nannte Verbandsbürgermeister Ulrich Lauth die Schule, die entgegen dem demografischen Trend weiter wächst.

Dass die Schule zunehmende Schülerzahlen (Schuljahr 2014/15: 265 Schüler) melden kann, dass vor allem die Ganztagsschule (190 Schüler) so überaus gut angenommen wird, sorgt mittlerweile für Probleme. In einem ehemaligen Schulsaal ist die Mensa untergebracht, in der die Kinder und Jugendlichen ihre Mittagsmahlzeit einnehmen. Dort ist es unwirtlich eng: „Die Kinder essen in Etappen“, berichtete der Schulleiter. Weil zur Zielsetzung der gemeinsamen Mahlzeit auch die Vermittlung einer gewissen Essenskultur zähle, wünscht sich die Schule eine neue räumliche Situation. „Die Pausenhalle ließe sich mit relativ geringem Aufwand zu einer großzügigen Mensa, die dann auch als Multifunktionsraum genutzt werden könnte, ausbauen. Das würde die Essenssituation spürbar entlasten“, so Schlick. Um dieses Projekt realisieren zu können, bat er um „möglichst intensive Fürsprache“. Die scheint notwendig. Mehrere Ratsmitglieder äußerten die Einschätzung, dass bei der Verteilung der Mittel, die der Schulträger – die Realschule plus ist mit der Schulstrukturreform in die Trägerschaft des Kreises übergegangen- – seinen Schulen zukommen lässt, die Hauensteiner Schule mit ihrer wachsenden Schülerzahlen nicht gerecht bedacht werde. „Weil uns unsere Schule wichtig ist, weil sie ein bedeutender Teil unserer Verbandsgemeinde ist, fordern wir eine gerechte Verteilung der Mittel. Der Schulstandort Hauenstein darf gegenüber anderen Einrichtungen nicht benachteiligt werden“, forderte Lauth. Auf Unverständnis stieß im Rat, dass Versuche, die Situation mit eigenen Mitteln zu entschärfen, nach den Ausführungen des Schulleiters gestoppt worden seien. So berichtete er, dass der Förderverein der Schule angeboten habe, einen weiteren Saal auf seine Kosten – er sprach von 5000 Euro – als zweiten Speisesaal herzurichten. Das habe man aber bisher noch nicht umsetzen können, weil die seit vier Monaten laufenden Gespräche noch nicht zu einem Ergebnis geführt hätten. Auch eine hausinterne, unkonventionelle und pragmatische Lösung, bei der man einen Teil der Kinder in der Pausenhalle an Festzeltgarnituren verköstigte, sei von der Kreisverwaltung gestoppt worden. Dazu bezog Ruven Fritzinger von der Pressestelle der Kreisverwaltung auf Anfrage der Stellung. Er teilte mit, dass „die Größe der Mensa nach den Vorgaben der Schulbaurichtlinie momentan ausreichend ist“. Derzeit werde im Hinblick auf die höhere Schülerzahl im Schuljahr 2014/15 an möglichen Lösungen gearbeitet, um die Situation zu optimieren. Fritzinger: „Hierzu finden aktuell Gespräche statt, um die Nutzung eines weiteren Raumes zu ermöglichen. Dies wurde der Schule auch bereits so signalisiert. Wir gehen davon aus, dass wir in den nächsten Wochen ein Ergebnis haben werden.“ Die von der Schule vorgeschlagene Variante, „Festzeltgarnituren auf den Fluren aufzustellen, insbesondere auch aus brandschutztechnischen Gründen nicht zulässig und deshalb von uns untersagt“ worden sei. Im Rat war man sich über alle Fraktionen einig, dass die Schule weitestgehende Unterstützung verdient habe: „Die Schule bewegt sich und sie bewegt vieles“, sagte Walter Schmitt (CDU) und forderte, dass „die notwendigen Mittel zur Verfügung gestellt werden müssen“. Andreas Wilde (SPD) fragte nach, wie die „Verbandsgemeinde der Schule helfen“ könne. Er beklagte die „mangelnde Unterstützung des Landrats“ für die Wasgauschule, während Barbara Schenk warnte: „Mit Druck erreichen wir gar nichts.“ Dass die Verbandsgemeinde geschlossen hinter der Schule steht, erklärt sich auch aus der überaus positiven Entwicklung der Wasgauschule, die sowohl zur Berufsreife als auch zum mittleren Schulabschluss führt, die als Schwerpunktschule Kinder mit Handicaps inkludiert und als eine der wenigen Schulen in der weiteren Region Ganztagsklassen eingerichtet hat: Neun der künftig 14 Klassen werden als rhythmisierte Ganztagsklassen geführt. In ihnen ist die wöchentliche Stundenzahl der Hauptfächer erhöht, die zusätzlichen Lernzeiten sorgen dafür, dass nach dem Ende des Schultags keine weiteren Aufgaben zu erledigen sind. „Es gibt auch ein Leben nach dem Unterricht“, so Schlick. Das pädagogische Credo der „kleinen überschaubaren Schule mit vielen Möglichkeiten“ umschrieb er mit den Worten „Wir kennen uns. Wir kümmern uns. Wir nehmen uns Zeit.“ Eine Besonderheit der Schule sei die Frühbetreuung. Die Kinder werden bereits ab 7.15 Uhr betreut. Diese Möglichkeit kommt vor allem berufstätigen Eltern entgegen. Der Unterricht beginnt um 8.20 Uhr und ist damit an den Fahrplantakt der Queichtallinie angepasst. Von der nahen Haltestelle Hauenstein-Mitte ist die Schule in wenigen Minuten zu erreichen. Das sorgt auch für Attraktivität der Schule aus dem Landkreis Südliche Weinstraße: 19 der 54 Kinder, die im nächsten Schuljahr die fünfte Klasse der Schule besuchen, kommen aus SÜW-Gemeinden. Im kommenden Schuljahr wird die Schule in den Klassen fünf, sechs und sieben dreizügig sein, sie steht damit im Gegensatz zu vielen anderen vergleichbaren Standorten bestens da: „Wir werden 2015 das 40-jährige Bestehen der Wasgauschule feiern. Und wir können guter Dinge auch das 50-Jährige im Jahr 2025 planen“, so Schulleiter Michael Schlick.

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