Kultur Südpfalz Grazien aus Beton und zarte Farbvisionen

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Ganz unterschiedlich sind Mittel und Material, mit denen drei Künstlerinnen in einer Gemeinschaftsschau in Hainfeld ihre Kunstwerke zeigen. In Wasserfarben zerfließenden idyllischen Ferienorten in Aquarell von Marika Fünffinger aus Burrweiler hängen gegenstandslose Material- und Farbkompositionen von Sonja Bittlinger aus Billigheim-Ingenheim gegenüber. Dazwischen reihen sich die Plastiken von Gabriele Köhler aus Haßloch.

Gerade so, als wollten die Grazien aus Beton eine Trennlinie ziehen zwischen der figürlichen und der gegenstandslosen Malkunst. Mit sanften Wasserfarben in weichen Übergängen, auch wenn harte Ränder die fließenden Farbflächen begrenzen, fängt Fünffinger auf regelmäßigen Malreisen Stimmungen beliebter Ferienorte am Mittelmeer ein. Heiß erdiges Orange und Rost der Gebäude über kühlem Wasserblau und unter oft vor Hitze flirrendem Himmel, die Kirche San Michele auf der malerischen Mittelmeerinsel Procida. Ecken und Winkel, Paläste und Gondeln, Venedig in vielen Facetten, und Pisa, aber auch allerlei Werkzeuge aus einer Künstlerwerkstatt. Sonja Bittlingers gegenstandslose und reliefartige Collagen bilden einen krassen Gegenpol zu den zarten Aquarellen. In dicken Schichten und mit chemisch technischer Finesse geronnen oder gerissen, spielt die gelernte Floristin aus Billigheim-Ingenheim im Malprozess mit Gips, Haftputz, Marmormehl oder Kaffee. Dabei achtet sie darauf, dass alle Schichten erkennbar bleiben, was jedem Werk Tiefe verleiht. Intuitiv und gefühlsgesteuert entstehen dichte intensive Farbkompositionen, die von der Wand weg in den Raum drängen. Türkis drängt sich aus dem Hintergrund am Rost vorbei, intensives Rot springt förmlich aus dem Rahmen. Als könnten sie dieses Feuer, diese Lebendigkeit nicht ertragen, wenden sich Gabriele Köblers Grazien aus Beton den sanften Aquarellen zu. Allein die lebensgroße Standplastik Marie zeigt der figürlichen Malerei den Rücken und betrachtet regungslos das ungegenständliche Werk von Sonja Bittlinger. Köblers Kopfplastiken haben allesamt eine perfekte Figur und ebenmäßige Gesichtszüge, allein die Hautfarbe variiert von Schweinchenrosa über gelbstichiges Beige und leicht gebräunt bis hin zu rabenschwarz. Sie tragen Hüte, Mützen, Häubchen, Schwimmbrillen oder bunte Bänder im Haar. Jede ist ein Unikat und doch wirken sie in der Reihe uniform. Zunächst wird jede der täuschend echt wirkenden Damen aus Ton modelliert, dann in der Technik der verlorenen Form aus Gips in Beton gegossen und über die Hautfarbe und farbige Accessoires zu lebensechten Wesen erweckt, die jedem Raum einen besonderen Flair verleihen. In Hainfeld verwandeln sie das alte Kelterhaus, in dem Fünffinger arbeitet und ausstellt, in einen lebendigen Ort der Begegnung. Auch für die Porträtplastiken „David“, „Lilly“ und „Hermann“, deren lebendige Pendants der Künstlerin Modell gestanden haben. Info Bis 3. Oktober in der Schmiedegasse 2, Hainfeld, Samstag und Sonntag 15 bis 18 Uhr. |srs

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