Rheinpfalz Gestatten, „Turmi“ aus Fischbach

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Gestatten: „Turmi“ – also eigentlich „Turmfalke“. Ich bin aus dem Nest gefallen, als ich eine Woche alt war. Ein Spaziergänger hat mich aufgehoben und so bin ich in der Falknerei in Fischbach beim Biosphärenhaus gelandet. Der Falkner weiß auch nicht mehr so genau, wo ich hergekommen bin, weil er so viele Anrufe bekommt von Leuten, die solche „Aus-dem-Nest-Faller“ wie mich aufgelesen haben. Aus dem Nest gefallen – wundert Ihr Euch? Also ich bin nicht etwa besonders doof, das kann schon mal passieren. Falkeneltern bauen ja keine eigenen Nester, sie nutzen verlassene Nester von anderen Vögeln als Kinderstube für uns Jungvögel. Aber manchmal sind diese Nester nicht mehr ganz, na ja wie soll ich sagen, wohnsicher. Zum Beispiel wenn sie schon älter sind, oder wenn ein Sturm kommt, von denen es in der letzten Zeit ja einige gab. Dann kann es schon mal passieren, dass einer von uns oder gleich mehrere rausfallen. Wenn wir von Menschen gefunden werden geht’s uns danach ganz gut; wenn die Katze vorher kommt, na ja, Ihr könnt’s Euch denken. Mich hat also ein Mensch gefunden und zur Falknerei gebracht. Ich wurde dann untersucht, ob ich mir auch keine Knochen gebrochen habe bei dem Sturz, war aber alles in Ordnung. Der Falkner meinte, man hätte mich auch an der Fundstelle in einer Weinkiste in katzensicherer Höhe unterbringen können, dann hätten mich wohl meine Eltern weiter versorgt. Manche Leute denken ja, meine Eltern würden mich nicht mehr versorgen, wenn Menschen mich mal angefasst haben. Aber das stimmt nicht, Falkeneltern sind nicht so. Doch hier in der Falknerei ist es auch nicht schlecht. Das Essen ist gut, Fleisch in Form von Küken oder Mäusen oder Insekten, ein reicht gedeckter Tisch. Ich brauch mich um nichts kümmern. Seit sechs Wochen Kost und Logis frei, nicht schlecht. Aber der Falkner hat schon gesagt, dass diese Zeiten bald vorbei sind, er will mich aufs Freifliegen vorbereiten. Also ich soll wieder zurück in die Natur. Dazu bekomme ich demnächst ein größeres Quartier, also ein größeres Gehege. Dort kann ich dann lernen, mein Essen selber zu fangen, wenn es noch lebt. Der Falkner nennt das Beute schlagen. Wenn ich das kann, kann ich auch draußen in der Freiheit überleben, dort kriegt man sein Essen ja auch nicht serviert. Und dann werd ich wohl Abschied nehmen von Fischbach und mir eine neue Heimat suchen. Na ja, vielleicht bleib ich auch in der Gegend und wir sehn uns, ist ja ganz nett hier. | Petra Würth

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