Eisenberg Geschichtsstunde und Gegrilltes

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Beim fünften Fest der offenen Höfe, zu dem am Samstag in Biedesheim geladen war, konnten neben der evangelischen Kirche, ein romanischer Bau mit Wandmalereien, sieben Anwesen besichtigt werden. Die Eigentümer hatten sich wieder viel Mühe gegeben, den Besuchern etwas zu bieten: Speisen, Getränke, Unterhaltung und Informationen. Hans Finck, einst Dorflehrer, empfing eine Gruppe Interessierter zu einer Geschichtsstunde bei Hummler in der Hauptstraße.

„Wir stehen hier in einem typischen fränkischen Gehöft“, erzählt der Mittachtziger. So eine Anlage zeichnet sich dadurch aus, dass der landwirtschaftliche Wirtschaftshof von Gebäuden an allen vier Seiten umschlossen ist. Biedesheim habe fruchtbaren Boden, in dem Rüben gedeihen, weshalb das Dorf noch bis ins 19. Jahrhundert hinein – auch zur Unterscheidung von Erbes-Büdesheim (Landkreis Alzey-Worms) – Rüben-Büdesheim genannt wurde. Seinen Namen habe der Ort dem fränkischen Stammesfürsten Bosin zu verdanken. Dessen Siedlung hieß „Heim des Bosin“ und wurde im Lorscher Codex 782 erstmals als Bosinesheim erwähnt. „Das Kloster Hornbach hat das Dorf um 1100 der Probstei Zell geschenkt. Ab 1250 war es im Besitz der Leininger Grafen“, erklärt Finck die historisch gewachsene enge Beziehung zu Grünstadt, wo die Landesherren ihre Residenz hatten. Am Zollstock im südwestlichen Bereich war von den Händlern Zoll zu entrichten, wenn sie in das nassauische Göllheim wollten. Über eines der ältesten Kulturvölker der Erde, die Kurden, informieren Stellwände in dem als Treffpunkt auserkorenen Hof, wo sich etliche Gäste einen syrisch-deutschen Freundschaftsteller schmecken lassen. „Mit der Integration muss man im Kleinen anfangen“, findet Annette Bensmaya, die mit der Hausherrin Jutta Hummler aufgewachsen ist. Inzwischen leben vier Flüchtlingsfamilien, davon drei aus Syrien, in der kleinen Gemeinde. Bensmaya hat mit den Schwestern Heifa und Sausan Ali unter anderem verschieden gefüllte Blätterteigtaschen und Weinbergblätter zubereitet, einen Couscous-Salat und Baklava als Dessert. Das Miteinander sei ihr wichtig, betont die Biedesheimerin. Gemütliches Beisammensein an Grill und Cocktailbar findet derweil im Hof von Britta Höfke statt. Die Plätze unter den ebenso gegen Sonne wie Regen schützenden Schirmen sind gut belegt. Wer mag, kann sich auf einen Rundgang durch den Altbau Hauptstraße 52a machen, den die Eigentümerin in liebe- und mühevoller Arbeit umbaut und saniert (wir berichteten). Im vergangenen Jahr hatte Bürgermeister Holger Pradella Führungen durch sein instand gesetztes Wohnhaus angeboten. Diesmal erfreut er insbesondere die kleinen Besucher mit einer Hüpfburg und einem Kinderschmink-Stand. Dass das offensichtlich gut ankommt, ist an den vielen Jungen und Mädchen zu sehen, die mit bunt gestalteten Gesichtern durch den Ort laufen. Mit italienischen Kaffeespezialitäten und der Ausstellung eines Oldtimers hatten sich Thomas Mielenz und seine Frau Barbara am vierten Fest der offenen Höfe 2015 beteiligt. Damals waren die beiden gerade dabei, aus Mannheim herzuziehen. Inzwischen haben sie sich eingelebt, wie sie versichern. Diesmal laden sie zu Führungen durch ihre private Kunstsammlung ein. „Ich hatte eine Galerie in Berlin-Kreuzberg“, erzählt Mielenz, wie er zu den Werken kam, darunter Expressionistisches, Erotisches und Gruseliges. Für jeden Geschmack ist etwas zu finden auf dem Dorffest. Noch bis spät abends ist in den Höfen einiges los. Ortschef Pradella resümiert: „Für das wechselhafte Wetter ist es erstaunlich gut besucht.“

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