Rheinpfalz Freie Wähler und Grüne kommen an

Holger Zwick.
Holger Zwick.

Für die größte Überraschung dürfte die Wahl des Dahner Stadtbürgermeisters gesorgt haben. Denn diese wurde – anders als gedacht – gleich im ersten Wahlgang entschieden. In Niederschlettenbach, wo der Amtsinhaber keine Mehrheit fand, muss dagegen eine neue Bürgermeisterwahl angesetzt werden. Insgesamt haben sich die politischen Kräfte etwas verschoben: In Stadt- und VG-Rat mussten CDU und SPD Federn lassen, Freie Wähler legten zu.

Die Bürgermeister

Eine besondere Persönlichkeitswahl ist die des Ortsbürgermeisters. Hier sorgten die Wähler am Sonntag für eine große Spannbreite. Spitzenreiter im Reigen der gewählten Bewerber war Amtsinhaber Sebald Liesenfeld in Ludwigswinkel mit über 88 Prozent der Ja-Stimmen, dicht gefolgt von Walter Schwarz (87,1 Prozent) in Erfweiler und Ralf Weber (86,3 Prozent) in Rumbach. Das Vertrauen der Bürger genießen aber auch die anderen Gewählten ganz klar mit 70 bis über 80 Prozent Zustimmung. Eine Niederlage musste hingegen Joachim Burkhart in Schindhard einstecken. Burkhart, auch SPD-Gemeindeverbandsvorsitzender, unterlag dem jüngeren Tobias Herberg, der 2014 noch bei der SPD angetreten war, jetzt aber mit eigenen Wählergruppe ins Rennen ging und im Rat die SPD prompt in die Opposition schickte. Richtig bitter kam es für Roman Mertz in Niederschlettenbach: Dort votierten die Bürger eindeutig gegen eine weitere Amtszeit des einzigen Bewerbers, der 35 Jahre lang im Amt war. Die Querelen im Vorfeld um alternative Bewerbungen und der Rückzug vom Rückzug von Roman Mertz, der ursprünglich nicht mehr antreten wollte, haben hier offenbar eine Rolle gespielt. Die Wahl des Ortsbürgermeisters muss nun wiederholt werden, voraussichtlich im Herbst. Die Überraschung am Wahlsonntag gelang allerdings einem Dahner Kandidaten: Holger Zwick konnte auf Anhieb die Stadtbürgermeisterwahl für sich entscheiden, und das bei vier weiteren Bewerbern. Dass seine Chancen nicht schlecht standen, hatte bereits die Wahl 2014 gezeigt, bei der Zwick – noch für die CDU – nur sehr knapp gegen den Landtagsabgeordneten Alexander Fuhr (SPD) verlor. Die Auseinandersetzungen im CDU-Ortsverband um die aktuelle Nominierung schadeten Zwick nun ebenso wenig wie die Gründung seiner WG. Im Gegenteil. Wie bekannt und offensichtlich beliebt der bisherige Stadtbeigeordnete ist, zeigt sich auch bei der Wahl von Stadtrat und Verbandsgemeinderat. In beiden Gremien verbuchte Zwick die meisten Wählerstimmen: Im VG-Rat kam er (hier FWG) auf 5182 Stimmen, im Stadtrat (WG Zwick) auf 3145 Stimmen. Stadt und Verbandsgemeinde Im Stadtrat werden nun die Karten neu gemischt. Stärkste Fraktion ist die neue WG Zwick von Holger Zwick, die auf Anhieb sieben Sitze errang. Dies dürfte vor allem zu Lasten der CDU, gegangen sein, die vier von neun Sitzen verlor und damit nur noch zweitstärkste Fraktion ist. Verloren hat auch die SPD: Sie behält nur vier ihrer sechs Sitze und ist damit drittstärkste Kraft. Stabil hält sich die WG Koch mit zwei Sitzen, die WG Für Dahn verlor einen ihrer drei Sitze, was möglicherweise damit zusammenhängt, dass ihr Thema Schafwögel/Querspange an Bedeutung verloren hat. So klar der Wahlsieg für Holger Zwick und seine WG ist: Die Arbeit im neuen Stadtrat dürfte nicht einfach werden. Und dies nicht nur, weil einige neue Gesichter dabei seien werden. Mögliche persönliche Befindlichkeiten zurückstellen, zur gemeinsamen Sacharbeit kommen, verlässliche Mehrheiten finden – das sind Herausforderungen in der kommenden Legislaturperiode. Langweilig dürfte es auch im neuen Verbandsgemeinderat nicht werden, denn dort sind nun die Grünen neu eingezogen, auf Anhieb sogar mit drei Sitzen. Auch hier haben die Volksparteien eingebüßt: Die CDU verlor drei von 13 Sitzen, die SPD zwei von bisher acht Sitzen im Gremium. Die FWG hat zwei Sitze hinzugewonnen und kommt nun auf 9 Sitze – womit sie die SPD als zweitstärkste Fraktion ablöst. Auf VG-Ebene dürfte sich auch ein bundesweiter Trend ein Stück weit niederspiegeln, nach dem die großen Volksparteien Federn ließen und die Grünen zulegten. Der Kreistag Schaut man darauf, wie das Dahner Felsenland den Kreistag gewählt hat, ergibt sich folgendes Bild: An erster Stelle steht die CDU (32,7 Prozent), gefolgt von SPD (20,6), FWG (18,6), Grüne (10,2), AfD (9,6), FDP (5,6), Die Linke (2,8). Erstaunlich dabei: Die AfD, die in der VG selbst keine Rolle spielt, konnte dort mancherorts überdurchschnittlich punkten, etwa in Fischbach (15,7 Prozent). Positiv festzuhalten bleibt am Ende: Die Wahlbeteiligung war vielerorts höher als vor fünf Jahren und die Bürger machten zudem rege Gebrauch von ihrem Recht, ihre Parlamente individuell zusammenzusetzen – so manche akribisch erstellte Parteiliste wurde neu sortiert.

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