Kultur Südpfalz Faszinierend fingerfertig

Eine musikalische Sternstunde war in der Festhalle Wörth das Konzert des Sinfonieorchesters der Musikschule Ettlingen unter Nikolaus Indlekofer. Das Orchester bot ein anspruchsvolles Programm, dessen Ausführung jedem Vergleich mit professionellen Orchestern standhalten konnte.

Höhepunkt war ohne Zweifel das erste Violinkonzert D-Dur op. 6 von Niccolò Paganini. Als Solistin trat mit jugendlichem Charme, aber großer Souveränität die erst 15-jährige Annika Fuchs auf, die mit ihrer herausragenden Virtuosität und Selbstsicherheit begeisterte. Das Konzert verlangt von der Solistin absolute Hingabe an ihr Instrument, Fuchs spielte übrigens auf einer Meistergeige des Geigenbaumeisters Jörg Wunderlich aus Markneukirchen. Sie faszinierte mit schier übermenschlicher Fingerfertigkeit, um die für den Komponisten so typischen, extrem schwierigen Handgriffe und das atemberaubende Tempo zu meistern. Das Publikum hatte Freude an den melodiösen Sequenzen, an tänzerischen und verspielten Abschnitten. Schon nach wenigen Takten hatten die Musiker das Publikum komplett in ihren Bann gezogen. Mit einer vollkommenen Leichtigkeit flogen die Finger der Solistin über die Saiten ihrer Violine, sie nahm ihr fast atemlos lauschendes Publikum mit bis zu den höchsten, rein und schnell gespielten Tönen und Figuren. Immer größer wurde die Spannung, die die Solistin im langen ersten Satz aufbaute. Das Adagio begann deutlich melodiöser, aber auch hier baute der geniale Komponist große dramatische Momente ein. Das Rondo holte mit seiner Melodieführung fast ein wenig den Sommer zurück, Orchester und Solistin, die hervorragend aufeinander eingespielt waren, verfolgten ein heiteres musikalisches Frage- und Antwortspiel. Fast schien es, als wollte Paganini mit diesem Satz ein Klangbild aufbauen, das so gut zu dem jugendlichen Orchester und seiner Frische passte. Nach dem fulminanten Schlussteil riss der Applaus minutenlang nicht ab, Dirigent und die erste Orchester-Geigerin umarmten stürmisch die Solistin. Sie und das Orchester belohnten den Saal mit der Titelmelodie aus dem Film „Schindlers Liste“, komponiert von John Williams, die so manchen hingebungsvollen Seufzer im Publikum hervorrief. Seine große Klasse bewies das Orchester schon in Beethovens Ouvertüre zu „Coriolan“ op. 62. Fein ausgespielt, nuanciert betont und exakt bei allen Einsätzen, folgten die jugendlichen Musiker dem souveränen Dirigenten. Der zweite Teil des Abends war der Sinfonie Nr. 6 D-Dur op. 60 von Antonin Dvorák gewidmet. Schon im ersten Satz war das ganze Orchester gefordert. Rund erklangen die Bläser, gerade die Hörner hatten in diesem Satz eine tragende Rolle. Beim Adagio gefielen die Holzbläser mit gefühlvollem Spiel, warm im Ton erklangen die Klarinetten, die Flöten übernahmen die Melodieführung und brachten ein dramatisches Moment mit ein. Das deutlich herausgearbeitete Leitmotiv im Scherzo, der ein Furiant, ein böhmischer Tanz ist, präsentierten die jungen Künstler wie einen Ball, der zwischen den Registern hin- und hergereicht wurde. Immer schneller, immer virtuoser baut Dvorák das Motiv aus. Das fulminante Finale ließ den Elan der wunderbar gespielten Musik endgültig zu einem brillanten Feuerwerk anwachsen. Es wäre zu wünschen, dass künftig der Lust an klassischer Musik regelmäßig durch Konzert solcher Art in der Wörther Festhalle gefrönt werden könnte. (bic)

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